4 Techniken aus der Psychotherapie, die einen besseren Gesprächspartner aus dir machen

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Ein gutes Gespräch, ist kaum zu ersetzen. (Sofaplanet)

Ein gutes Gespräch vertieft eine Beziehung. Manchmal reicht schon ein einziges Gespräch, um eine Verbindung (auf lange Zeit) zu schaffen.

Ich mag solche Gespräche, bei denen ich Energie tanke, Ideen sammle und stundenlang sitzen bleiben könnte. Deshalb zählen die besten Gesprächspartner, die ich kenne, auch zu meinen engsten Freunden.

Doch gute Gesprächspartner sind leider selten. Nur wenige Menschen können richtig gut zuhören, zeigen echtes Interesse und sind zu der nötigen Offenheit bereit, die echte Gespräche erfordern. Dabei hätten wir alle etwas davon, wenn jeder von uns ein guter, besserer bzw. richtig guter Gesprächspartner wäre!

Viele Menschen fühlen sich unverstanden, bemühen sich aber nicht andere zu verstehen. (Richard Carlson in “Alles kein Problem”)

Wenn uns jemand etwas in der Disziplin Gespräche beibringen kann, dann sind es Psychotherapeuten. Sie führen in ihrem Berufsleben Tausende von Gesprächen und müssen dabei auch mit der ganzen Palette an Persönlichkeiten zurechtkommen.

Der US-amerikanische Psychotherapeut Prof. Irvin D. Yalom blickt auf 45 Berufsjahre zurück und beschreibt in seinem Buch “Der Panama-Hut”, was einen guten Therapeuten ausmacht. Ein paar der beschriebenen Techniken habe ich herausgegriffen, da ich sie nicht nur für Therapeuten, sondern auch für alltägliche Gespräche hilfreich finde.

1. Offenheit zahlt sich aus

Man sagt, dass der Therapieerfolg überwiegend von der Chemie zwischen dem Patienten und dem Therapeuten abhängt (dabei sind keine Medikamente gemeint!). Schließlich ist es unbedingt notwendig, dass der Patient sich öffnet und die Ursachen von Problemen ergründet werden können.

Darüber hinaus sei auch stets das Ziel, dem Patienten die ihm unbewussten bzw. von ihm geheimgehaltenen Persönlichkeitsanteile zu ergründen. Dazu muss sich der Patient mitteilen und Feedback bekommen.

Das sogenannte Johari-Fenster illustriert diese Idee. Es wurde 1955 von den Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt (siehe Wikipedia).

johari-window

  • Innerhalb des Quadrats sind die verschiedenen Persönlichkeitsanteile dargestellt. Auf der waagerechten Achse befindet sich die Selbstwahrnehmung, auf der senkrechten Achse die Fremdwahrnehmung.
  • Die öffentliche Person ist einem selbst und anderen bekannt. Es sind diejenigen Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale, die nach außen sichtbar sind, z. B., dass sich jemand für Sport interessiert, selbstbewusst auftritt, höflich ist usw.
  • Das geheime Ich ist der Teil, der uns bekannt ist, den wir vor anderen aber verbergen (wollen). Das schließt unsere Geheimnisse, Ängste und die Intimsphäre ein.
  • Dann gibt es noch viel Unbekanntes, das weder uns noch anderen bekannt ist, z. B. unsere verborgenen Talente.
  • Wie bei einem Eisberg, bei dem 90 Prozent unter der Wasseroberfläche liegen, sind das geheime und unbekannte Ich viel größer als das öffentliche Ich.
  • Der blinde Fleck bezeichnet das, was anderen bekannt ist, wir aber nicht kennen. Das ist alles, was wir aussenden und andere wahrnehmen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Dazu zählen unbewusste Angewohnheiten, Gesten, Ticks usw. Durch Feedback können wir unseren blinden Fleck erschließen.

Warum es gut ist, sich anderen mitzuteilen

Wir gehen viel zu oft davon aus, dass andere doch wissen müssten, was in uns vorgeht. Daher ermutigen Therapeuten ihre Patienten dazu, sich ihren Mitmenschen zu öffnen und mitzuteilen. Wie oft habe auch ich gehört: “Sagen Sie [Person XY], wie es Ihnen geht!” 

Der Ansatz eines möglichst neutralen, fast anonymen Psychotherapeuten als Gegenüber ist übrigens mittlerweile veraltet. Nach Meinung von Irvin D. Yalom soll auch der Psychologe sich öffnen, Persönlichkeit zeigen und Dinge preisgeben. Nur so kämen eine vertrauensvolle Beziehung und ein offener Austausch zustande, die der Schlüssel zum Therapieerfolg seien.

Als Intro und HSP habe ich ohnehin eine Vorliebe für tiefe, echte Gespräche, in der sich beide Seiten öffnen. Das schafft Nähe und ist gleichzeitig erleichternd. Wie oft habe ich schon im Gespräch mit Freundinnen festgestellt: “Was, das mit [diesen Ängsten, Sorgen etc.] geht dir auch so?!”

Auch Feedback ist hilfreich – erst recht, wenn wir mit unserer Selbstwahrnehmung falsch liegen und z. B. ein sehr negatives Bild von uns selbst haben. Sowohl Patienten als auch Klienten bei Coachings sollen oft Feedback über sich selbst bei ihren Mitmenschen einholen und so feststellen, dass sie längst nicht so negativ gesehen werden, wie sie es sich ausmalen.

Auch wenn dein Partner, Freund oder Familienmitglied eine nervige Angewohnheit hat, kann ein liebevolles Feedback Wunder wirken.

2. Fokus auf Hier und Jetzt

Therapeuten sollten sich nach Ansicht von Irvin D. Yalom nicht nur auf die Vergangenheit konzentrieren. Es sei mindestens genauso konstruktiv, Analogien in der unmittelbaren Gegenwart zu finden. Auch die Erzählungen über dritte Personen seien nur bedingt hilfreich, denn der Therapeut kenne ausschließlich die Sicht des Patienten. Daher sei es auch hier förderlich Analogien in der Beziehung zwischen Patient und Therapeut zu suchen.

Wenn ein Patient den Therapeuten beispielsweise immer unterbricht und korrigiert, tut er es gegenüber anderen Menschen wahrscheinlich auch. Das Verhalten in der Beziehung Therapeut-Patient dient also dazu, Entsprechungen zu finden. Es sei daher in der Regel förderlich, genau auf diese Beziehung zu achten und daran zu arbeiten.

Auch im Alltag verlaufen (Streit-) Gespräche konstruktiver, wenn wir keine alten Kamellen aufwärmen oder Themen diskutieren, die genau genommen nicht unsere Angelegenheit sind. Im Hier und Jetzt gibt es keine Vergeltungsschläge für alte Geschichten. Außerdem ist für beide Seiten greifbar(er), worüber man überhaupt redet. Bei längst vergangenen Dingen klafft unsere Erinnerung schon mal weit auseinander.

3. Gefühle sind Informationen

Gefühle sind das Arbeitsmaterial des Therapeuten. Fühlt er sich ausgeschlossen und auf Distanz gehalten oder eingebunden als Vertrauter? Es sei für die Therapie immer förderlich, diese Gefühle zu äußern. Der Patient erhalte dadurch die Rückmeldung: Die Beziehung ist ihm bzw. ihr wichtig – und: er bzw. sie ist offen und ehrlich.

Gefühle sind auch im Alltag eine gute Ausgangsbasis, um Konflikte zu klären. Statt in Du-Botschaften Vorwürfe auszuteilen, sollten wir uns lieber für Ich-Botschaften entscheiden: „Ich fühle mich nicht ernst genommen“ statt “Du nimmst mich nicht ernst!” oder “Nimm mich gefälligst ernst!”

4. Fehler eingestehen ist wichtig

Therapeuten sollen Fehler eingestehen, um den Kontakt und die Nähe zum Patienten nicht zu verlieren. Der Erhalt des Vertrauens sei wichtiger als die eigene Unfehlbarkeit zu demonstrieren. Wenn ein Therapeut beispielsweise eine unehrliche Antwort gegeben hat, sei es besser dies zuzugeben.

Auch im Alltag erzeugt es Nähe, wenn wir einen Fehler eingestehen, denn damit wir beweisen Vertrauen: Es ist uns wichtiger dieses Eingeständnis zu machen, als auf einem alten Standpunkt zu beharren. Es nimmt außerdem die Schärfe aus einem Streit.


Inspiriert durch:

Foto: Frauen im Café von Shutterstock

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