Alles bleibt anders: Wohin es mit Healthy Habits geht

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Im Sommer 2014 trafen Jasmin und ich uns jede Woche in Leipziger Cafés, um gemeinsam zu frühstücken und über das Leben zu sinnieren. Wir sprachen über Glück, Beziehungen, Ernährung und noch mehr. Ein wichtiger Teil der Gespräche war die Zukunft unserer Arbeit. Was sollte Jasmin nach ihrem Burnout machen und was würde ich nach meinem Leben als Dauerreisender tun? Vor und nach diesen Treffen lasen wir Bücher, hörten Podcasts und wälzten immer wieder Ideen.

Als ich eines Abends mal wieder Ideen aufschrieb, so wie wir es damals täglich taten, kam mir der Gedanke zu Healthy Habits. Ich dachte an eine Website, die Gesundheit ganzheitlich betrachtet – körperlich, emotional, mental. Außerdem sollte es nicht um Krankheiten gehen, sondern um eine vorsorglich gesunde Lebensweise. In einem solchen Projekt würden wir viele der Themen unterbringen können, mit denen wir uns ohnehin beschäftigten.

Wenig später trafen wir uns nicht mehr in Cafés, sondern bei Jasmin zu Hause, um an der Idee zu arbeiten. Ich hatte damals noch keine feste Wohnung, sondern tingelte von Zwischenmiete zu Zwischenmiete. Wir brauchten zwei Monate, um auszuarbeiten, was wir wollen und den Blog ins Netz zu stellen. Am 1. Oktober 2014 ging es los. Das Projekt, das bis dahin nur in unseren Köpfen existiert hatte, war endlich online.

Nach dem Start dauerte es eine Weile, bis die Realität sich mit unserer Vision von Healthy Habits deckte. Wir mussten uns erst finden. Wenn wir heute unsere alten Texte lesen, sind wir mit den wenigsten zufrieden. Mit zwei Jahren mehr Erfahrung würden wir vieles anders machen – und das ist auch gut so. Es zeigt, dass wir uns weiterentwickelt haben.

Wir probierten uns an verschiedenen Erzählweisen und fanden nach ungefähr einem Jahr unseren Stil. Seitdem ist die Qualität unserer Beiträge auf diesem Niveau geblieben. Auch inhaltlich sind wir immer weniger gesprungen, sondern haben uns zunehmend auf wenige Themenbereiche konzentriert. Als wir feststellten, dass unsere Texte rund um Ernährung gut angenommen werden und wir dazu auch Produkte (Bücher, Rezepte, Kurse) erstellen können, haben wir uns zunehmend darauf eingeschossen. Schließlich soll Healthy Habits kein Hobby sein, sondern ein Business, das perspektivisch unseren Lebensunterhalt sichert.

Der Blog ist auf einem guten Weg, das zu schaffen. Jeden Monat lesen etwa 50.000 Menschen bei uns mit und einige von ihnen kaufen unsere Produkte. Jetzt müssen wir nur noch weitermachen. Mit doppelt so vielen Lesern und ein paar zusätzlichen Produkten können wir von Healthy Habits leben. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Nur ein kleines Detail stört: Wir sind mit unserer Arbeit nicht zufrieden.

Nachdem wir Themen gefunden hatten, die funktionieren, sind wir bei denen geblieben. Auch die Qualität unserer Texte hat sich kaum noch verändert. Meine letzten Texte kosteten mich kaum mehr als einen Tag Arbeit. Das reicht, um einen ordentlichen Beitrag zu schreiben und eine erfolgreiche Website zu betreiben. Wir haben es uns gemütlich gemacht.

Doch dieser Aufwand genügt nicht, um mich so weit in ein Thema zu vertiefen, dass meine Leser wirklich etwas mitnehmen können und ich auch selbst etwas dabei lerne. Um das zu leisten, müsste ich mich zunächst einlesen und mir anschließend mehrere Tage Zeit nehmen, das Thema auszuarbeiten. In den letzten zwei Jahren habe ich jedoch kaum noch Sachbücher gelesen. Mir fehlte die Motivation dafür und infolgedessen auch die Inspiration und die inhaltlichen Grundlagen, um bessere Texte zu schreiben.

Wir müssen etwas verändern

Am 1. Oktober wurde Healthy Habits zwei Jahre alt. Um diesen Tag herum regte Jasmin an, dass wir uns Zeit nehmen sollten, um über die Zukunft nachzudenken, anstatt alles weiterzumachen wie bisher. Eine konkrete Idee gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht und als ich in das Gespräch ging, glaubte ich nicht, dass es große Veränderungen geben würde.

Doch als unsere Gedanken ins Rollen kamen, mussten wir uns eingestehen, dass wir mit unserer Arbeit nicht vollends zufrieden sind. Wir wollen nicht Woche für Woche Texte schreiben, nur um neue Texte zu haben und den Blog wachsen zu sehen. Das macht uns nicht zufrieden.

Was genau wir wollen, konnten wir nicht sofort ausdrücken, aber es sollte nicht lange dauern. Je länger wir darüber nachdachten, desto klarer wurde unser Bild davon, wie wir arbeiten möchten. Dazu mussten wir zunächst eine Nebenbedingung streichen: dass man ganz sicher Geld damit verdienen kann. Der Gedanke an Geld schränkt ungemein ein und lässt aus einer aufregenden Vision schnell einen langweiligen Job werden. Natürlich möchten wir von unserer Arbeit leben können, doch um zu erkennen, was wir wirklich wollen, haben wir diesen Anspruch zunächst ausgeklammert.

Mittlerweile wissen wir, was und wie wir schreiben wollen. Die Themen werden sich kaum verändern, wir verschieben lediglich den Schwerpunkt: weniger Ernährung, dafür mehr Inhalte, die auf innere Zufriedenheit abzielen. Wir möchten für Menschen schreiben, die in einer Gesellschaft des Wohlstands und einer Welt voller Möglichkeiten eigentlich glücklich sein müssten – aber es doch nicht sind.

Wir werden uns in die Themen tiefer einarbeiten, als wir es bisher getan haben. Bevor wir unsere Gedanken aufs Papier bringen, möchten wir zunächst selbst noch etwas lernen. Wir werden die Ideen anderer Autoren sowie wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen und beides mit unseren persönlichen Erfahrungen abgleichen. Anschließend möchten wir daraus etwas Eigenes machen.

Texte dieser Art hat es von uns schon gegeben. Jasmin schrieb eine Anleitung zur Gelassenheit und einen Grundlagentext für hochsensible Menschen. Ich schrieb über Bauchgefühle und warum wir dazu neigen unser Glück immer wieder aufzuschieben. Diese Beiträge waren bislang Ausnahmen. Doch sie sollen zur Regelmäßigkeit werden. So und noch besser wollen wir schreiben.

Solche Texte benötigen viel Zeit. Nicht nur, um uns einzuarbeiten, sondern auch, um unsere Gedanken aufzuschreiben. Es kann eine Woche dauern, bis wir so einen Artikel ausformuliert haben. Vielleicht auch zwei. Ich mag es, einen Text über mehrere Tage hinweg immer wieder anzufassen. Erst dann entwickelt er sich in eine spannende Richtung, da mein Unterbewusstsein zwischen den Schreibphasen weiter daran arbeitet.

Dieser Anspruch wird uns auch einige Nerven kosten. Schreiben ist schließlich nicht nur Spaß. Eigentlich besteht es aus sehr wenig Spaß. Aber etwas Gutes geschrieben zu haben, ist sehr befriedigend. Es wäre leichter, weiterhin Texte zu schreiben, die nicht lange dauern und von denen wir wissen, dass sie funktionieren. Doch sie fühlen sich nicht so gut an. Es zieht uns mehr in die Tiefe. Wir möchten den schwereren Weg gehen, um besser zu werden in dem, was wir tun.

Seitdem wir über unsere neuen Ideen sprechen, bin ich wieder mit mehr Herzblut bei der Sache. Meine intrinsische Motivation ist zurück, nachdem sie zuletzt immer mehr nachgelassen hatte. Mich aus eigenem Antrieb in etwas zu vertiefen, mich dabei weiterzuentwickeln und mit der Arbeit auch noch einen Sinn zu verbinden, ist die Grundlage für Motivation.

Eine solche Veränderung lässt sich nicht in wenigen Tagen bewerkstelligen. Wir können nicht unseren Anspruch derart steigern und eine Woche später den nächsten Text veröffentlichen. Deshalb wird es in den kommenden Wochen ruhig werden bei Healthy Habits. Vielleicht veröffentlichen wir in diesem Jahr nichts mehr. Wir wissen es selbst nicht.

Doch wenn wir zurück sind, wird unsere Arbeit besser sein denn je. Zumindest aus unserer Sicht. Wir werden uns daran erfreuen, dass wir unserem eigenen Anspruch näher kommen und zufriedener mit dem sein, was wir schreiben. Ob wir auf diesem Weg neue Leser gewinnen können und ob sich hinter dem neuen Ansatz ein Geschäftsmodell verbirgt, von dem wir leben können, wird sich noch zeigen.

Wir gehen in eine ungewisse Zukunft.

Es ist aufregend und es macht uns Angst.

Aber das ist es wert.

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