Warum wir in unserer Ernährung nur zu 80% konsequent sind

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Manche Leser fragen, wie es uns gelingt, in der Ernährung konsequent zu sein. Nun ja, die Antwort lautet: Wir sind es nicht. Wir ernähren uns nicht zu 100 Prozent so, wie es am gesündesten wäre.

Unsere Aufläufe essen wir mit Nudeln, Sahne und viel Käse. Morgens frühstücken wir gerne Brötchen und gehen dafür nicht immer zum Bio-Bäcker. Ins Salat-Dressing geben wir schon mal Honig hinzu. An manchen Tagen essen wir Kuchen. Wir trinken Bier und Radler. Wir essen Pizza. Diese Reihe ließe sich fortführen, aber du verstehst, was ich meine. Wir essen viele Dinge, von denen wir wissen, dass sie nicht ideal sind. Diese Lebensmittel machen bis zu 20 Prozent unserer Ernährung aus.

Aber darf man das? Sind das noch Healthy Habits?

Nein, sie sind nicht healthy. Aber ja, man darf, denn sie sind keine habits. Sie sind teils Kompromisse, die wir aufgrund der Anforderungen des Alltags eingehen. Teils sind sie Ausnahmen, die wir uns bewusst erlauben, und sie sind auch Ausdruck des Wunsches, sich nicht verrückt machen zu lassen.

Nicht diese 20 Prozent machen uns dick und krank, sondern die anderen 80 Prozent. Das sind die Gewohnheiten, die wir im Griff haben müssen. Klar, 100 Prozent gesunde Ernährung wäre (noch) besser, aber es spricht auch einiges gegen solche Konsequenz.

Was gegen Konsequenz in der Ernährung spricht

Ich sehe zwei Gründe, weshalb eine konsequente Ernährung für die meisten Menschen unrealistisch ist.

1. Menschen mögen keine großen Veränderungen

Bei jeder Ernährungsumstellung muss man den Status Quo berücksichtigen. Wer sich bisher von Tiefkühlpizza, Kartoffelchips und Limonade ernährt, müsste sein Leben auf den Kopf stellen, um konsequent gesund zu leben. Bei einer solchen 180-Grad-Wendung spielt der Kopf nicht mit. Selbst wenn man erkennt, dass die bisherige Ernährung gesundheitsschädlich ist, wird man sie als Verlust empfinden. Die Süßigkeiten und Fertiggerichte haben ja ihren Grund. Sie stillen nicht nur den Hunger, sondern versprechen immer dann eine schnelle Befriedigung, wenn man sie braucht.

Wenn mich ein Schokoriegel heute glücklich macht, soll das ab morgen eine Karotte schaffen? In einer Crash-Diät mag das funktionieren, denn da geht es nicht um Zufriedenheit, sondern um vorübergehenden Verzicht. Das Ende der kargen Zeit kommt ganz sicher. Doch eine dauerhafte Veränderung wirkt in diesem Moment unerträglich. Selbst 80 Prozent Konsequenz sind hier schon zu viel.

Veränderungen sind dann nachhaltig, wenn wir eine nach der anderen angehen. Zwar verlor ich vor sechs Jahren mit einer Crash-Diät viel Gewicht. Doch anschließend brauchte ich noch Jahre, um eine gesunde Ernährungsweise anzunehmen, mit der ich mein Gewicht halte. Es war ein gradueller Prozess, der immer noch nicht abgeschlossen ist. Schließlich ernähre ich mich weiterhin nicht konsequent gesund, obwohl ich (theoretisch) weiß, wie es geht.

Ich bin überzeugt, dass Gemüse die gesündeste Wahl ist – am besten unverarbeitet. Davon kann ich so viel essen, wie ich möchte. So kann ich unmöglich dick werden und bleibe wahrscheinlich gesund. Diese Ernährung wäre eine 100-Prozent-konsequente Umsetzung unserer Philosophie des „echten Essens“. Aber ich bin weit davon entfernt, nur Gemüse zu essen. Vielleicht komme ich irgendwann dorthin, aber zurzeit ist diese Veränderung für meinen Kopf zu groß.

Stattdessen verbessere ich meine Ernährung in kleinen Schritten. Zurzeit versuche ich mich daran, nach dem Abendessen nicht mehr zu snacken. Und wenn doch, dann nur Gemüse. Außerdem habe ich die Anti-Zucker-Challenge für mich verlängert. Auch die Themen Milch und Weizenmehl habe ich auf dem Schirm und möchte mich ihnen zukünftig widmen. Aber alles zu seiner Zeit, sonst verliere ich schon die Lust, bevor ich überhaupt angefangen habe.

2. Ernährung muss alltagstauglich sein

Selbst wenn es für eine Weile gelingt, sich konsequent gesund zu ernähren, so hält dieser Wandel bei den meisten Menschen nicht lange an. Denn er ist oft nicht alltagstauglich.

Bei diesem Argument bin ich hin- und hergerissen. Einerseits sollte jeder seinen Alltag derart anpassen, dass man eine Chance hat sich gesund zu ernähren. Wer meint, nie Zeit zum Kochen zu haben, der muss etwas an seinem Tag ändern. Keine Diskussion. Schließlich geht es hier um die eigene Gesundheit.

Auf der anderen Seite kann man nicht alles nach Belieben ändern. In einer Zeit, da jeder Mitbewohner eines Haushalts arbeitet, gelingt es nicht, jeden Tag zwei bis drei frische Mahlzeiten zuzubereiten. Ernährt man sich hauptsächlich von Gemüse, sind sogar noch mehr Mahlzeiten notwendig. Außerhalb des eigenen Haushalts wird es erst recht schwierig: Die meisten Restaurants haben keine konsequent-gesunden Gerichte auf der Speisekarte und auch bei Freunden oder der Familie gibt es nicht immer das, was man selbst als gesund bezeichnen würde. Das alles mag sich mit anfänglicher Motivation bewältigen lassen, doch irgendwann wird es zu hart. Eine Ernährung, die nicht alltagstauglich ist, bleibt nur eine Phase.

Es muss also beides geschehen: Der Alltag muss sich einer gesunden Ernährung anpassen, aber auch die Ernährung muss sich dem Alltag anpassen. Das macht Kompromisse notwendig.

Für Jasmin und mich hat Alltagstauglichkeit eine hohe Priorität. Das möchten wir auch bei Healthy Habits ausdrücken. Unsere Rezepte sind deshalb nicht besonders raffiniert, sondern sie sind einfach, relativ schnell zuzubereiten und kommen mit Zutaten aus, die es in jedem Supermarkt gibt.

Aus diesen beiden Gründen halte ich eine zu 100 Prozent gesunde Ernährung für nahezu unmöglich. Diese Einsicht deprimiert uns aber nicht. Wir können damit gut leben, denn wir stellen fest, dass wir uns auch mit 80 Prozent gut fühlen. Und mit kleinen Veränderungen holen wir zukünftig vielleicht noch ein paar Prozentpunkte raus.

Was für Konsequenz spricht

Konsequenz muss allerdings nicht schlecht sein. Wem sie leicht fällt, dem möchte ich sie nicht ausreden. Auch Konsequenz hat mindestens zwei Vorteile:

1. Es gibt klare Regeln

Mir fällt es leichter, konsequent zu sein, als „ein bisschen darauf zu achten“. Deshalb bin ich zumindest in einigen Dingen konsequent: Ich habe keine Süßigkeiten zu Hause, ich trinke keine süßen Getränke, ich esse (zu Hause) kein Fertigessen – egal, ob komplette Mahlzeiten oder Snacks. Das gibt es einfach nicht mehr. Solche Regeln helfen mir, mich nicht jedes Mal aufs Neue entscheiden zu müssen. Mein Gehirn ist entscheidungsfaul. Es möchte Klarheit und diese schaffe ich mit eindeutigen Regeln.

Deshalb mag ich Aktionen wie unsere Anti-Zucker-Challenge. Während dieser Zeit weiß ich, was ich alles nicht essen kann. Das fällt mir leicht (aber auch, weil ich weiß, dass ein Ende in Sicht ist). Nach der Challenge sind die Regeln allerdings nicht so eindeutig. Da möchte ich mir hin und wieder etwas erlauben. Aber was ist „hin und wieder“ und was genau erlaube ich mir? Das bleibt (noch) ungeklärt, daher schleichen sich nach Ausnahmen schon mal ungesunde Gewohnheiten ein.

2. Du lebst (noch) gesünder

Ich möchte keinen Hehl daraus machen: Je konsequenter du dich gesund ernährst, desto gesünder und schlanker wirst du sein. Wenn Gemüse die besten Lebensmittel sind, dann geht es dir umso besser, je höher ihr Anteil an deiner Ernährung ist. Deshalb würde ich den Blattsalat aus gesundheitlicher Sicht immer der Pasta vorziehen.

Aber wenn ich Hunger habe und wenig Zeit und vielleicht noch ein paar andere Sorgen, dann steht die langfristige Gesundheit nicht weit oben auf meiner Prioritätenliste – obwohl sie es sollte. Da kommen die Kompromisse ins Spiel.

Die Frage ist: Was willst du erreichen?

Nach unserer Erfahrung kann man sein Gewicht am besten über die Qualität der Ernährung steuern. Verändert sich die Ernährung zum Positiven, so sinkt das Gewicht. Je konsequenter man dabei ist, desto mehr nimmt man ab. Das Gewicht pendelt sich von allein ein. Wie viel man isst, ist nur wichtig, wenn die Qualität der Ernährung schlecht ist. (Mehr dazu liest du in unserem Artikel: Qualität statt Quantität: Warum das auch für Kalorien gilt.)

Wie konsequent du in deiner Ernährung sein solltest, hängt folglich davon ab, was du erreichen willst. Wir möchten uns in unserer Haut wohlfühlen, fit und gesund sein, den Bauch nicht einziehen müssen und uns gern auf Fotos ansehen. Gleichzeitig möchten wir uns nicht ständig maßregeln und wollen auch mal etwas genießen. Das klappt mit einer Konsequenz von 80 Prozent.

Ist dein Ziel allerdings ein Beach Body mit Sixpack, dann musst du mehr machen. Unser Bootcamp-Trainer gestand einmal ein, dass auch er nicht ganz konsequent sei. Er würde nachmittags schon mal eine Schnitte Vollkornbrot essen. Da mussten wir schmunzeln. Das ist für ihn schon eine Ausnahme. Aber er ist eben mit Leib und Seele Fitness-Trainer. Er möchte sich sportlich immer weiter verbessern und noch den einen zusätzlichen Liegestütz rausholen. Das geht nicht mit einer 80-Prozent-Ernährung.

Du musst nun deine Ziele mit deiner Ernährung in Einklang bringen. Was willst du erreichen – und was bist du bereit dafür zu investieren? Einen Fitness-Trainer-Körper gibt es nicht mit Pasta in Käse-Sahne-Sauce. Aber das ist auch nicht notwendig. Wenn deine Ziele weniger anspruchsvoll sind, kannst du etwas weniger streng mit dir sein, und dir neben den gesunden Gewohnheiten ein paar Ausnahmen erlauben.

Für mich ist es am wichtigsten, meine (gesunde) Ernährung dauerhaft beibehalten zu können. Dann sind mir 80 Prozent lieber, als wenn ich 100 Prozent anstrebe, aber daran scheitere und frustriert in alte Gewohnheiten zurückfalle. Wie du überhaupt erst zu den 80 Prozent gelangst, erfährst du in unserem Buch: Abgespeckt – 10 Gewohnheiten zum Abnehmen.

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