Aus einem Tief rauskommen

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Dies ist ein Text von Derek Sivers, der kürzlich auf sivers.org erschien – einem unserer Lieblingsblogs. Das englische Original findest du hier.


Das war eigentlich eine private Email an einen guten Freund. Aber er fand sie so gut, dass er sie an ein paar Leute weiterleitete, die alle meinten, ich sollte sie auf meiner Seite veröffentlichen.


Hey B,

vor ein paar Monaten hatte ich ein richtiges Tief.

Ich war über die ganze Situation wirklich die GANZE Zeit aufgebracht.

Konnte nicht klar denken. War fuchsteufelswild.

Wollte alles anders machen, nur um das Unbehagen der Unsicherheit zu lindern – diesen Schmerz mit einer ungewissen Zukunft zu leben.

Du bist definitiv gerade in diesem Tief. Also ist hier mein Weg, um herauszukommen. Vielleicht hilft er dir.

#1. Mich fragen „Was ist GERADE FALSCH?“ – in genau dieser Sekunde. Habe ich körperliche Schmerzen oder bin ich in Gefahr?

Nein.

Ich habe geistige Schmerzen, aber das bin nur ich, wie ich mir Dinge vorstelle oder mich an Dinge erinnere. Nichts davon ist real.

Wenn ich die eigens zugeführte mentale Folter beiseitelege, ist das einzige Reale, was bleibt, dieser physische Moment. Ist er so schlimm?

Hm. Nein.

Sieh dich um.

Schöner Tag. Schöner Ort. Schönes Essen. Nette Menschen. Nette Arbeit.

Natürlich ist der mentale Kummer noch da, aber es ist eine nette Erinnerung, dass es alles in meinem Kopf passiert.

#2. Beobachte jetzt. Handle später.

Wenn ich mich so düster fühle, sind es meine Entscheidungen und Handlungen auch.

Also warte ich ein paar Tage, bevor ich auf irgendetwas reagiere.

Lasse die Emotionen einfach vorbeiziehen wie ein Gewitter.

Und je länger ich warte, umso klüger werde ich.

#3. Lege die Latte höher. Sage Nein zu allem, das schlechter ist als großartig.

Jeder Person, die mich nicht regenerieren und besser fühlen lässt, sage ich nein. Setze sie auf die schwarze Liste. Verbannt. Nicht reingelassen, nicht mal für eine Minute. Keine Erklärung nötig. Kein Kompromiss. Keine Gefallen. Fertig. Aus.

Mehr Quellen, weniger Abflüsse.

Alles, was ich tue, das nicht gut für mich ist. Alles, was ich esse oder trinke, das mich nicht gesünder macht. Aufhören. Sag nein.

Das bedeutet sogar Nein zu halbherzigen Unterhaltungen zu sagen, die nicht aus vollem Herzen und einvernehmlich geführt werden. Leute, die “okay” sind und mit denen ich mir “die Zeit vertreibe”, die ich aber eigentlich nicht mag und aktiv genieße? Nö. Nicht gut genug.

Das zu tun gab mir ein unheimliches Selbstwertgefühl. Es legte die Latte wirklich hoch für etwas, das meine Zeit beansprucht.

Es bedeutet mehr freie Zeit zu haben, aber es lässt Raum für MÖGLICHKEITEN!

Freie Zeit hat das Potential mit nahrhaften und großartigen neuen Aktivitäten und Menschen gefüllt zu werden, wohingegen halbherzige Dinge und Menschen das ganze Potential und die Möglichkeiten abtöten.

#4. Fokus auf mein Ziel / meine Mission / meinen Weg

Der durch #3 geschaffene Leerraum – Ablenkungen nicht länger nachzujagen – half mir mich daran zu erinnern, was ich wirklich mit meinem Leben mache.

Erschaffen, Lernen, Verbessern, was auch immer. Für mich ist es Schreiben, Kindererziehung und Gesundheit. Für dich ist es etwas anderes. Es ist dieser 10-Jahres-Plan-Kram.

Das Durcheinander zu beseitigen hilft dir den Horizont zu sehen.

Es spendet ein riesiges energiegeladenes Gefühl von “Oh ja! Das ist es, was ich mache! Ich hatte es vergessen! Jetzt kann ich es sehen! Los geht’s!”

Es hilft wirklich, das „Sag Nein“-Ding durchzuziehen, denn sobald du den Punkt am Horizont anvisierst, lässt du einfach keinen Mist mehr sich dir in den Weg stellen.

#5. Mache ALL den täglichen banalen Kram.

Das klingt albern, einfach und oberflächlich, aber es ist überraschend effektiv:

Wenn ich mich ärgere, ist mir nicht danach irgendetwas zu tun, als mich im Ärger zu suhlen.

Doch obwohl ich mich so fühle, putze ich meine Zähne, benutze Zahnseide, gehe ins Fitnessstudio, bereite gesunde Mahlzeiten zu, geh mit dem Kind raus spielen, erledige den Abwasch, putze das Haus, räume auf, sauge Staub, bezahle meine Rechnungen, beantworte meine Emails, nehme meine Vitamine, wasche Wäsche, spiele noch ein bisschen mit dem Kind, putze Zähne und benutze wieder Zahnseide, schalte zeitig den Computer aus, schalte das Handy aus, und gehe zeitig schlafen.

Es ist so banal, aber es hilft wirklich die Dinge im Griff zu haben. Die Dinge gut sortiert zu haben, sodass ich mir darum keine Sorgen machen muss.

(Und wenn ich frage, “Was ist gerade falsch?” – hilft es mir wirklich „Nichts!“ zu sagen, wenn ich mich umsehe und das saubere Zuhause, die bezahlten Rechnungen, das fröhliche Kind sehe und gut schlafe.)

Es fühlt sich wirklich friedlich an, diese Dinge zu tun, obwohl mir nicht wirklich danach ist.
Es ist zusätzliche Zeit zum Denken und Verarbeiten.

Es ist eine gute Erinnerung, dass ich essen muss, auch wenn ich keinen Hunger habe. Ich muss putzen, auch wenn in meinem Kopf Chaos herrscht. Ich muss schlafen, komme, was wolle!

Wie #1, siehe oben, trennt es den geistigen Kummer von der physischen Wirklichkeit. Lässt mich meinen Fokus darauf richten, was real ist versus was ich mir nur vorstelle.


Das ist noch nicht alles. Viel Zeit fürs Tagebuch, Freunde, gesunde neue Gedanken/Philosophien lesen, etc. Aber das sind die großen 5.

Ich hoffe, es hilft.

– Derek


Foto: Frau fühlt sich allein von Shutterstock

 

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