Wie ich mich mit Trampelpfaden gegen das nächste (Stimmungs-) Tief wappne

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Obwohl ein geniales Wochenende mit Freunden hinter mir lag, waren meine Akkus leer. Mit wenig Energie startete ich daher in die neue Woche.

Je mehr ich mich am Montagmorgen bemühte produktiv zu sein, desto mieser ging es mir. Ohne den genauen Grund zu kennen, war ich unterschwellig traurig, leicht reizbar, hatte keine Lust auf nichts und beschwerte mich abends, nichts zustande gebracht zu haben.

Der nächste Tag änderte nichts. Statt meine Emotionen in emotional-geniale Texte zu verwandeln, versickerten sie im Facebook-Schnarch-Gulli. Mit versteinertem Gesicht verbrachte ich sinnlose Stunden am Laptop und war zum gefühlt unverdienten Feierabend so emotional wie ein Briefbeschwerer.

Natürlich war es nicht mein erstes Stimmungstief. Doch ein Motivationsloch fühlt sich jedes Mal besonders schwerwiegend an. Dabei sollte ich mit 27 Jahren doch aus Erfahrung schöpfen und damit umgehen können. Und doch mache ich das Meiste falsch – wie ich im Nachhinein feststelle.

Ich tu‘, was ich nicht lassen kann

Ich sollte mittlerweile wissen, was zu tun ist, wenn meine Laune unter den Gefrierpunkt sinkt. Ich stelle mich stattdessen an, als sei es das erste (und schlimmste) Mal.

Es geht vorbei, maximal ein paar Tage später bin ich wieder hergestellt. Auch das sollte ich gelernt haben.  Doch im entscheidenden Moment fühlt es sich an, als währte das Tief ewig.

Einen Tag frei nehmen und mich um mich kümmern – ich weiß doch längst, dass ich so am schnellsten wieder zu Laune komme. Doch ich quäle mich und versuche irgendetwas zustande zu bringen.

Wie oft habe ich selbst schon geschrieben, dass Kontakt und Gespräche hilfreicher sind als sich zurückzuziehen?

In der Realität ist mein Umfeld jedoch hilflos, denn ich gehe nicht ans Handy: ‚Auch noch drüber reden? Bitte nicht!‘

Wie oft habe ich gelesen, dass man sich nicht dazu hinreißen lassen sollte, in einem Tief sein Leben zu bewerten? Ich habe dagegen ein Talent dafür mich im ungünstigsten Moment zu zermartern. So sackt meine Stimmung immer weiter ab.

Kopf hoch bzw. aus!

Ab Mittwoch ging es langsam bergauf. Ich rang mich trotz meines Rückzugsreflexes zu einer kurzen Healthy Session bei Patrick durch. Dort legte ich meine Gedanken-Karten auf den Balkon-Tisch – und fühlte mich besser.

Danach ging ich zu einer Bootcamp-Session und spürte das wohlbekannte Hochgefühl danach. Sport ist immer noch die beste Medizin zum Kopf-Abschalten!

Was mir außerdem half, war der Versuch lockerzulassen und den selbstgemachten Druck abzuschütteln. Schon am Donnerstag kamen mir wieder die ersten Ideen zum Schreiben. Während ich tippte, versuchte mich daran zu erinnern: ‚Es ist deine Welt. Es muss nicht allen gefallen. Es ist deine Welt. Es muss nicht allen gefallen. Es ist …‘

Das Gute an einem Tief

Ein Tief fühlt sich immer schlecht an und im Nachhinein hat man immer gut Reden.

Vor einer Woche hätte ich bei bestem Willen keine positiven Seiten in meine Laune hineindeuten können. Was soll daran gut sein, wenn alles doof ist?

Doch eine Woche später – mit guter Laune – erkenne ich das Gute an einem Stimmungstief. Wie auch Patrick die Signalwirkung im Moment der Einsamkeit beschrieben hat, zeigt es an, dass etwas nicht stimmt.

In meinem Fall, dass ich über meine Kräfte ging. Eine lückenlos durchgeplante Woche mit noch so schönen Terminen laugt mich aus. Körper und Geist erinnern mich dann daran, öfter mal eine Pause mit Nichtstun einzulegen.

Es braucht scheinbar eindeutige Signale, damit ich locker lasse und meinen selbstgemachten Druck abschüttele. Als ich die Tage wieder einmal merkte, dass ich zum Arbeiten zu müde war, ließ ich es einfach mal gut sein. Wie durch ein Wunder ging es mir den Tag darauf auch wieder besser und ich hatte Motivation zum Schreiben. Kreativität funktioniert nicht nach der Stechuhr.

Ohne das Tief letzte Woche wäre mir zudem der Unterschied zu dieser Woche vielleicht nicht bewusst. Der Kontrast ist stärker, weshalb ich meine gute Stimmung genauer spüre und dafür dankbar sein kann.

Ich sehe auch klarer, wie sich Andere um mich bemühen. Auch wenn ich voller Angst und Sorge oder überempfindlich und ungenießbar bin. Auf der Sonnenseite merke ich das manchmal nicht.

Als Geberin fällt mir das Annehmen von Mitgefühl auch nicht immer leicht, denn ich habe schnell das Gefühl etwas zurückgeben zu müssen.

Im Nachhinein habe ich außerdem gemerkt: Mit dem Rücken zur Wand öffne ich mich leichter (nach einer ersten Rückzugsphase). Es kostet Überwindung meine Sorgen und Gefühle zu äußern, doch danach geht es mir besser. Auch mein Gegenüber hat ein gutes Gefühl, denn meine Verwundbarkeit vertieft unsere zwischenmenschliche Beziehung.

Statt wie ein Briefbeschwerer vor mich hinzuexistieren, werden so tiefliegende Emotionen freigelegt – vielleicht erst im Rückblick, aber besser als nie.

Positive Trampelpfade

Vielleicht rede ich mir alles nur schön. Im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Aber möglicherweise helfen mir diese Gedanken beim nächsten Stimmungstief.

Ich glaube fest daran, dass wir mit unseren Gedanken Trampelpfade im Gehirn anlegen. Was wir wieder und wieder denken, verfestigt und automatisiert sich.

Für das nächste Tief – es kommt bestimmt – versuche ich in guten Zeiten Trampelpfade anzulegen, denn in schlechten Phasen tue ich es garantiert nicht. Ich nehme mir jedenfalls fest vor, mich daran zu erinnern, wenn sich meine Laune das nächste Mal eintrübt. Es bleibt abzuwarten, ob der Plan aufgeht.

Falls deine Stimmung im Keller ist: vergrab dich nicht. Von mir aus kannst du ein oder zwei Tage den Kopf in den Sand stecken. Setze dir danach aber eine Frist, ab der du wieder unter Menschen und ans Handy gehst. Ich wette, du wirst es nicht bereuen.

Wie gehst du damit um, wenn du in einem Tief steckst? Was hilft dir? Schreib einen Kommentar unter diesen Artikel!


Foto: Wanderweg von Shutterstock

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