Deliberate Practice: Die Kunst, effektiv zu lernen

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Als ich auf die Welt kam, war ich völlig hilflos. Ich lag in den Armen einer Hebamme, schrie und zappelte herum. Wenig später schlief ich ein. Wer mehr von mir erwartet hatte, sollte enttäuscht werden. Im Vergleich zu jeder anderen Spezies konnte ich nichts selbst tun. Affenbabys klammern sich sofort nach der Geburt an ihre Mutter. Kälber laufen bereits nach einer halben Stunde über die Wiese. Eine frisch geschlüpfte Meeresschildkröte findet allein den Weg ins Meer. Und ich? Ich konnte nichts außer zappeln und schreien. Ich begann mein Leben ohne nennenswerte Fähigkeiten.

Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass mein Gehirn, als ich geboren wurde, noch nicht weit entwickelt war. Es war viel kleiner als das eines Erwachsenen. Doch schon in meinem ersten Lebensjahr wuchs es auf die doppelte Größe an.1 Nach sechs Monaten hatte es sich so weit entwickelt, dass ich meine Arme und Beine koordinieren konnte. Kurz darauf begann ich zu krabbeln, dann zu laufen, später zu sprechen. Ich befreite mich zunehmend aus meiner Hilflosigkeit.

In den ersten Jahren ist das Leben ein einziger Lernprozess. Wir eignen uns wichtige Fähigkeiten an, um den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden. Zu laufen und zu sprechen sind keine optionalen Qualifikationen. Auch übers Lesen, Schreiben und Rechnen wird nicht verhandelt. Dass wir lernen müssen, zweifeln wir zu keinem Zeitpunkt an.

Später ändert sich unser Verhältnis zum Lernen. In der Schule fragen wir den Lehrer, ob der Stoff überhaupt in der Prüfung abgefragt wird – andernfalls würde es sich nicht lohnen, ihn zu lernen. Wir würden lieber nur Kenntnisse erwerben, die wirklich von uns erwartet werden. Als Homo oeconomicus wägen wir ab und lernen nur das Nötigste. Gerade so viel, dass wir unser Leben auf die Reihe bekommen.

Doch wer nichts lernt, bleibt hilflos. So hilflos, wie sich viele Arbeitnehmer in ihren Jobs fühlen. Sie erledigen ihre Arbeit gewissenhaft, machen Überstunden und sitzen dennoch nicht fest im Sattel. Sie sind abhängig von der Auftragslage, strategischen Entscheidungen des Unternehmens und den Launen ihrer Vorgesetzten. Bewerben sie sich um eine neue Stelle, treten sie als Bittsteller auf, nicht als gleichgestellter Verhandlungspartner. Sie hoffen, dass es keine besseren Bewerber gibt, tun aber auch nicht viel dafür, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Jeder kann anspruchslose Kunden betreuen, Akten von links nach rechts räumen und E-Mails beantworten. Ob das Frau Müller oder Herr Schmidt macht, ist egal. Wer austauschbar ist, befindet sich in einer hilflosen Lage. Nur wenn wir kreative Ideen entwickeln, knifflige Probleme lösen, schwierige Kunden bei Laune halten oder komplexe Sachverhalte verständlich präsentieren, machen wir uns unersetzlich. Denn das sind Leistungen, die andere Menschen – oder gar Maschinen – nicht ohne Weiteres reproduzieren können.

„Jede Fähigkeit, die du erlernst, verdoppelt deine Aussicht auf Erfolg.“ – Scott Adams, Zeichner der Dilbert-Comics 2

Als Kind haben wir uns aus der Hilflosigkeit befreit, indem wir dazulernten. Warum soll das nicht erneut gelingen? In meinem letzten Artikel habe ich argumentiert, dass jeder von uns die Voraussetzungen dafür besitzt, sich weiterzuentwickeln. Wir müssen sie nur nutzen.

Doch bevor wir uns Hals über Kopf in den Lernprozess stürzen, sollten wir verstehen, wie man effektiv lernt. Denn das haben wir in der Schule und im Studium nicht vermittelt bekommen. Weil wir es nicht besser wissen, versuchen wir uns euphorisch an einer neuen Sprache, einem Instrument oder einer Sportart und wundern uns darüber, dass unsere Leistung nach kurzer Zeit stagniert und wir die Lust verlieren.

Wer es besser machen will, muss zunächst die ignorante Denkweise des Erwachsenen („Ja ja, das weiß ich doch alles.“) ablegen und wie ein Anfänger denken. Im Zen-Buddhismus spricht man vom „Beginner’s Mind“. Dabei handelt es sich um die Perspektive des Lernenden, der weiß, was er alles nicht weiß und der offen für neue Wege ist.3 Wenn wir alles auf Null zurücksetzen, können wir erstmals lernen, wie man lernt.

Wissen ist keine Fähigkeit

Vor mehr als zehn Jahren versuchte ich Norwegisch zu lernen. Warum auch nicht? Norwegischkenntnisse kann man immer gebrauchen. Jeden Morgen um 9 Uhr besuchte ich einen Kurs, der aus zwei Schülern und einer Lehrerin bestand. Am liebsten waren mir die schriftlichen Aufgaben. Bei den mündlichen Übungen hielt ich mich zurück, denn das war der schwere Teil. Mit jedem ausgesprochenen Satz musste ich meine Komfortzone verlassen. Dem anderen Schüler ging es genauso. Es dauerte nicht lange, bis die Lehrerin von unserer Zurückhaltung genervt war. Mit folgendem Satz öffnete sie mir die Augen: „Selbst wenn ihr jede Vokabel kennt und die Grammatik versteht, könnt ihr die Sprache immer noch nicht sprechen.“

Diese Lehre habe ich bis heute nicht vergessen. Wissen ist keine Fähigkeit. Häufig heißt es, wir würden in einer Wissensgesellschaft leben. Doch wenn das jemals wahr gewesen sein sollte, so ist diese Weisheit nicht mehr aktuell. Alles, was ich wissen muss, steht mir kostenfrei oder preiswert zur Verfügung. In Büchern erfahre ich, wie ich ein guter Autor werde. Mithilfe eines Onlinekurses lerne ich zu fotografieren. In Blogs informiere ich mich über meine Altersvorsorge. In Podcasts höre ich Tipps von erfahrenen Unternehmern. Jeder kann diese Informationen heute in Erfahrung bringen. Das Wissen allein ist kein Vorteil mehr.

Wir leben in einer Könnensgesellschaft. Wer besondere Fähigkeiten besitzt, die andere nicht so einfach nachahmen können, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Das setzt allerdings einen Lernprozess voraus, der auf Fähigkeiten abzielt statt auf Wissen. Das heißt, wir müssen üben statt pauken.

Einer, der das verstanden hat, ist Mars Dorian. Mars heißt eigentlich Marius, aber sein Künstlername bleibt besser im Gedächtnis. Ich habe ihn vor einigen Jahren bei einem Stammtisch für digitale Nomaden kennengelernt. Mars stellte sich als selbständiger Illustrator vor, der für amerikanische Blogger und Podcaster arbeitete. Die Namen seiner Kunden ließen mich aufhorchen, denn ihre Texte hatten mich in jenen Tagen stark beeinflusst.

Nach der Veranstaltung besuchte ich Mars’ Website, um mich mit seiner Arbeit vertraut zu machen. Er hatte seinen eigenen Stil entwickelt. So eigen, dass er vielen Leuten nicht gefallen dürfte. Ich tat mich selbst schwer mit seinen Illustrationen. Sie entsprachen nicht meinen ästhetischen Vorlieben, aber sie stachen heraus. Damals schrieb ich gerade mein erstes Buch und bat Mars, mir ein Buchcover zu zeichnen. Das war das Ergebnis:

Manchen Lesern gefällt dieses Cover nicht. Erst kürzlich sagte mir eine Bloggerin, wie beschissen sie es findet. Ich sehe diese Illustration seit drei Jahren immer wieder und ich werde ihr nicht überdrüssig. Ich bilde mir sogar ein, dass sie den Verkäufen des Buchs geholfen hat, da es unter Millionen Büchern auffällt.

Ende letzten Jahres schrieb ich Mars erneut an, um wieder einen Buchumschlag bei ihm zu beauftragen. Da ich lange nichts von ihm gehört hatte, fragte ich ihn zunächst, ob er überhaupt noch welche erstellt. Er schrieb mir: „Yep, ich mache noch Buchcover. Habe seit unserer letzten Zusammenarbeit viel dazugelernt.“

Das Projekt scheiterte letztendlich an mir, da ich das Buch nicht schrieb. Allerdings wollte ich mit Mars über seinen Lernprozess sprechen. Ich hatte ihn als ehrgeizigen Illustrator in Erinnerung, der sich nicht leicht zufrieden gibt und nun erneuerte er diesen Eindruck mit der Aussage, er hätte in den letzten zwei Jahren viel gelernt. Mars willigte ein, mit mir zu telefonieren und erzählte mir seine Geschichte. Wie er mit sieben Jahren an der Ostsee erstmals auf Comics aufmerksam wurde und sie mit Bleistiftzeichnungen kopierte. Und wie er später Geschichten rund um die Sega-Charaktere „Sonic the Hedgehog“ und „Ecco the Dolphin“ erfand und illustrierte.

Professionell zu zeichnen, begann Mars vor etwa acht Jahren. Seitdem arbeitet er gezielt daran, sich zu verbessern. Er sieht sich täglich Anleitungen bei Youtube an, zum Beispiel über Photoshop und digitales Zeichnen. Dort lernt er jeden Tag einen neuen Effekt, zum Beispiel wie man Augenbrauen zeichnet oder welche Farbmuster zusammenpassen. So kommt Mars auf 300 bis 400 Tutorien pro Jahr. Aber er schaut sie sich nicht nur an, sondern probiert jeden neuen Effekt sofort aus. Manchmal nimmt er sich ein Porträt und bearbeitet den Hautton oder die Haare. So verbessert er Stück für Stück die Genauigkeit seiner Illustrationen und deren Farbgebung.

Mars hat oft das Gefühl in seinen Fähigkeiten zu stagnieren, doch wenn er ein oder zwei Jahre zurückblickt, erkennt er seine Fortschritte. Kein Wunder, denn er zeichnet jeden Tag. Mars saugt nicht nur neues Wissen auf, sondern setzt es in die Tat um. Er entwickelt seine Fähigkeiten, indem er sie übt. Immer und immer wieder.

Effektiv lernen mit Deliberate Practice

Effektiv zu lernen ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wissenschaft für sich, denn einige Wissenschaftler erforschen das Thema bereits seit mehreren Jahrzehnten. Eine Koryphäe auf dem Gebiet ist K. Anders Ericsson, Professor für Psychologie an der Florida State University. Er widmet seine Karriere der Frage, wie Menschen am effektivsten neue Fähigkeiten entwickeln.

Ericsson interessierte sich schon früh für die mentalen Prozesse beim Lernen. Deshalb initiierte er nach Abschluss seines Studiums Ende der 1970er Jahre ein kleines Experiment mit dem Studenten Steve Faloon. Steve sollte sich eine Reihe von Zahlen merken, die ihm im Sekundentakt vorgelesen wurden. Was Steve nicht wusste: Das menschliche Kurzzeitgedächtnis kann sich durchschnittlich nur sieben Informationseinheiten merken. Manchmal schafft es auch acht oder neun Einheiten, aber dann ist Schluss. Zwar ist unser Langzeitgedächtnis viel leistungsfähiger, aber eine Sekunde pro Ziffer ist zu wenig, um die Information ins Langzeitgedächtnis zu übertragen. Das heißt, eigentlich war davon auszugehen, dass Steve nicht weit kommen würde. Allerdings wusste Ericsson aus einer anderen Studie, dass es Probanden gelungen war, sich nach monatelangem Training bis zu 15 Ziffern zu merken. Nun wollte er herausfinden, ob Steve diese Leistung reproduzieren konnte.4

Steve kam fortan jeden Tag ins Labor und versuchte sich Zahlen einzuprägen. Am ersten Tag merkte er sich durchschnittlich sieben Ziffern – genau der Schnitt, der zu erwarten war. In den folgenden Tagen behielt er im Durchschnitt acht Ziffern. Manchmal neun, aber nie zehn. Steve wurde zunehmend frustriert. Er hatte das Gefühl, an ein natürliches Limit gestoßen zu sein und damit sogar Recht. Aber am fünften Tag gelang es ihm, sich mehrfach elf Ziffern zu merken, und das war nur der Anfang. Nach 60 Tagen merkte er sich 20 Ziffern. Nach etwa 100 Übungseinheiten war er schon bei 40 Zahlen, was bis dahin noch nie jemand geschafft hatte. Ericsson beendete das Experiment nach etwas mehr als 200 Tagen. Bis dahin konnte sich Steve 82 Ziffern einprägen, die ihm im Sekundentakt vorgelesen wurden. Eine damals unvorstellbare Leistung! Anschließend wiederholte Ericsson das Experiment mit anderen Studenten. Manche von ihnen kamen an Steves Niveau nicht heran – andere übertrafen es. Ein Proband konnte sich mehr als 100 Ziffern merken.

Ericssons Studenten hatten nicht plötzlich ihr Kurzzeitgedächtnis verbessert, denn mehr als sieben oder acht Informationseinheiten können wir uns tatsächlich nicht merken. Stattdessen hatten sie Techniken entwickelt, um ihr Langzeitgedächtnis anzuzapfen. Gedächtniskünstler wenden diese heute ganz selbstverständlich an, um sich große Mengen willkürlicher Informationen einzuprägen.

Doch damals war das neu. Ericsson war von den Ergebnissen selbst so begeistert, dass er sich fortan der Erforschung von Lernprozessen verschrieb. In den nächsten Jahren beschäftigte er sich mit der Frage, wie Athleten, klassische Musiker und Schachspieler lernen und entwickelte ein Konzept, das er „Deliberate Practice“ nannte.5 Ins Deutsche wurde der Begriff mit „Bewusstes Lernen“ übersetzt. Allerdings dürfen wir uns von dem Wort „Lernen“ nicht in die Irre führen lassen, denn Deliberate Practice ist kein passiver Prozess, sondern setzt aktives Üben einer Fähigkeit voraus.

Seit der Veröffentlichung von Ericssons Konzept im Jahr 1993 wurde es viele tausend Male zitiert.6 Fast jedes Buch, das ich übers Lernen gelesen habe, erwähnt Deliberate Practice. Sie gilt als die effektivste Methode, um herausragende Fähigkeiten zu entwickeln. Bevor ich auf die einzelnen Merkmale im Detail eingehe, möchte ich in aller Kürze aufzeigen, was Deliberate Practice ausmacht:

Was Deliberate Practice ausmacht

1. Volle Aufmerksamkeit: Der Lernende muss sich mit vollem Bewusstsein in den Lernprozess einbringen. „Deliberate Practice erfordert vor allem Fokus und Konzentration“, schreibt Geoff Colvin.7

2. Die Komfortzone verlassen: Deliberate Practice findet außerhalb der Komfortzone statt. Das heißt, der Lernende muss sich ständig an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit bewegen, indem er Dinge übt, die er noch nicht beherrscht. Das erfordert maximale Anstrengung.

3. Die Grundlagen lernen: Der Schüler muss seine Ziele in winzige Lernziele aufschlüsseln, die aufeinander aufbauen. Dabei legt er besonderen Wert auf die Grundlagen und darf sich erst dem nächsten Lernziel widmen, wenn er die grundlegenden Fähigkeiten fehlerfrei beherrscht.

4. Unmittelbares Feedback: Für Deliberate Practice braucht man einen kompetenten Lehrer, der dem Schüler bewährte Lernmethoden vermittelt. Beide wissen, wohin sie wollen und wie man dorthin kommt. Der Lehrer gibt dem Schüler konkretes Feedback zu dessen Verhalten. Daraufhin passt der Lernende sein Verhalten an.

5. Ausdauer: Um sehr gute Fähigkeiten zu entwickeln, muss der Schüler über einen langen Zeitraum lernen. Er übt auch kleinste Fähigkeiten so lange, bis sie perfekt sitzen. Die meisten Koryphäen einer Disziplin trainieren viele Jahre, bis sie die wichtigsten Fähigkeiten meistern.

Aus meiner Sicht klingen diese fünf Merkmale nicht nach einer Raketenwissenschaft. Dennoch lernen die meisten von uns anders. Den Unterschied zwischen Deliberate Practice und unseren laienhaften Lernversuchen verdeutlicht das folgende Beispiel aus dem Schach:

Ich wähle die Disziplin Schach, weil die Wissenschaft häufig Schachspieler studiert, ich selbst gern Schach spiele und kürzlich das Buch „The Art of Learning“ gelesen habe. Der Autor Josh Waitzkin galt in den 1980er Jahren als Schachwunderkind. In meinem Beispiel gehe ich davon aus, dass Spieler A und Spieler B anfangs die gleichen Fähigkeiten haben.

Spieler A übt das Schachspiel so, wie die meisten von uns es tun würden. Er spielt eine Partie mit einem Gegner, der in etwa gleichwertige Fähigkeiten besitzt. Die beiden unterhalten sich während des Spiels und holen sich eine Tasse Kaffee. Die Partie dauert etwa zwei Stunden. Spieler A hat nicht nur geübt, sondern hatte auch noch Spaß dabei.

Spieler B hingegen übt nach den Regeln der Deliberate Practice. Er spielt gegen seinen Trainer oder einen stärkeren Gegner. Die beiden unterhalten sich nicht und verlassen auch nicht ihren Platz, sondern konzentrieren sich ausschließlich auf das Schachbrett. Sie spielen keine komplette Partie, sondern haben sich ein kleines Lernziel gesteckt: Sie üben das Endspiel mit zwei Läufern. Das heißt, Spieler B soll Strategien entwickeln, den gegnerischen König mit nur zwei Läufern schachmatt zu setzen. Bevor die Partie beginnt, studiert der Spieler mögliche Szenarien in seiner Schachbibel. Nach jedem Matt beginnen die beiden mit einem anderen Szenario von vorn. Anschließend werten sie den Verlauf der Partien aus. Die gesamte Übungseinheit dauert ebenfalls zwei Stunden.

Die Unterschiede zwischen diesen beiden Arten des Lernens sind offensichtlich. Spieler A hatte vermutlich mehr Spaß, aber was glaubst du, welcher der beiden nach einigen Wochen der bessere Schachspieler sein wird?

Wie relevant ist Deliberate Practice?

Deliberate Practice gilt in der Literatur als effektivste Lernmethode. Brooke Macnamara von der Princeton University zieht deren Bedeutung jedoch in Zweifel. In einer Meta-Analyse wertete sie Studien über die Erfolgskriterien im Sport, in der Musik, in Spielen sowie in der Bildung und in Berufen aus.8 Die Analyse bestätigt, dass Bewusstes Lernen ein Faktor ist, um außergewöhnliche Fähigkeiten zu entwickeln. Allerdings ist dessen Einfluss laut Macnamara nicht so groß, wie Ericsson und andere Befürworter uns glauben machen wollen. Deliberate Practice erkläre demnach nur 26 Prozent der Leistungen bei Spielen, 21 Prozent in der Musik und 18 Prozent im Sport. Bei der Bildung sei Deliberate Practice nur für 4 Prozent der Leistung verantwortlich und in Berufen sei ihr Einfluss praktisch nicht messbar. Erfolge in diesen Disziplinen müssten demnach zu großen Teilen auf andere Einflüsse zurückzuführen sein.

Als ich diese Zahlen las, war ich zunächst enttäuscht. Erst nach einigen Tagen begriff ich, dass Bewusstes Lernen natürlich nicht allein für außergewöhnliche Fähigkeiten verantwortlich sein kann. In meinem Text über unsere Leistungsfähigkeit hatte ich selbst noch drei andere Erfolgskriterien ausgemacht: Um sich entwickeln zu können, muss man auch an das eigene Potential glauben, über einen starken Antrieb verfügen und günstige Gelegenheiten zu seinem Vorteil nutzen. Jeder dieser Faktoren beeinflusst unsere Aussicht auf Erfolg. Auch wenn Deliberate Practice allein außergewöhnliche Fähigkeiten nicht erklären kann, so macht sie dennoch bis zu einem Viertel aus und sie ist ein notwendiges Kriterium für die meisten Disziplinen.

Auffällig ist hingegen der nicht messbare Zusammenhang zwischen Deliberate Practice und beruflichen Leistungen. Das heißt allerdings nicht, dass es zwecklos wäre sich weiterzuentwickeln, um im Job voranzukommen. Vielmehr ist es so, dass es Bewusstes Lernen, so wie K. Anders Ericsson es beschreibt, im beruflichen Alltag nicht gibt. Laut Ericsson qualifizieren sich nur wenige Disziplinen für Deliberate Practice. Drei Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein:9

  1. Es gibt objektive Kriterien, um Leistungen einzuschätzen
  2. Es gibt bewährte Trainingsmethoden
  3. Zwischen den Teilnehmern besteht ein direkter Wettbewerb

Im beruflichen Umfeld werden diese Voraussetzungen nur mäßig bis gar nicht erfüllt. Wer ist der beste Sachbearbeiter, Manager oder Arzt? Dazu gibt es bestenfalls subjektive Aussagen, aber keine objektiven Kriterien. Auch bewährte Trainingsmethoden, die für alle gleich sind, gibt es in den meisten Berufen nicht. In jedem Unternehmen wird anders gelernt (wenn überhaupt). Arbeitnehmer messen sich auch nicht in einem direktem Wettbewerb miteinander. Anders als bei einem Marathon arbeiten nicht alle Teilnehmer auf das gleiche Ziel hin und treten gegeneinander an.

Außerdem sollten wir nicht übersehen, dass Lernen bei den meisten Berufstätigen weit unten auf der Agenda steht. Musiker und Leistungssportler üben jeden Tag mehrere Stunden. Auftritte und Wettkämpfe nehmen hingegen nur wenig Zeit ein. Im Beruf ist es andersherum. Da müssen wir ständig Leistung bringen, haben aber keine Zeit zum Lernen.

Dennoch ist Deliberate Practice für den Job nicht irrelevant. Auch wenn eine strikte Umsetzung nicht möglich ist, so kann man dem Original trotzdem nahe kommen. Dass Lernen im Beruf bislang keine große Rolle spielt, ist sogar ein Vorteil, denn schon mit wenig Aufwand hebt man sich von den Kollegen oder anderen Bewerbern ab. Davon bin ich überzeugt.

Im Verlauf dieses Artikels verdeutliche ich, was Bewusstes Lernen konkret ausmacht und untermauere meine Argumente mit Beispielen. Ich erzähle von Menschen, die sich täglich verbessern. Kaum einer von ihnen hat je von Deliberate Practice gehört, dennoch wenden sie deren Merkmale auf ihren Lernprozess an.

Die fünf Merkmale Bewussten Lernens

1. Lernen mit voller Aufmerksamkeit

K. Anders Ericsson beschreibt Bewusstes Lernen als eine Tätigkeit, die den meisten Menschen keinen Spaß macht. Deshalb schieben sie es häufig vor sich her und machen lieber etwas, das weniger anstrengend ist. Das erinnert mich an meine Versuche, Gitarre zu spielen. Nachdem ich es in meiner Jugend bereits zweimal probiert hatte, wollte ich vor zwei Jahren noch einmal richtig durchstarten, kaufte mir ein Instrument und ging jede Woche zum Gitarrenunterricht.

Einem Lehrer gegenüber verantwortlich zu sein, übte Druck auf mich aus. Ich musste üben, schließlich erwartete er Fortschritte von mir. Trotzdem tat ich es nur selten. Nach jeder Unterrichtsstunde stellte ich meine Gitarre sofort in die Ecke. Oft verging eine ganze Woche, bevor ich noch schnell meine Hausaufgaben erledigte. Ich erinnerte mich nur noch ungefähr daran, was der Lehrer mir beigebracht hatte und übte ungeduldig das Nötigste davon, um ihm nicht sagen zu müssen, dass ich nichts getan hatte. Natürlich begriff er schnell, dass ich nicht viel Zeit ins Training investiert haben konnte.

Sich auf den Prozess einlassen

Mein Verhalten war erstaunlich, schließlich hatte ich mich dafür entschieden, ein Instrument zu lernen. Ich wollte die schönsten Lieder auf der Gitarre spielen können und dabei mit Freunden um ein Lagerfeuer sitzen. Dennoch sabotierte ich jeden Tag mein eigenes Ziel. Das ist absurd – aber jeder von uns kennt diese Situation.

Das Buch „The Practicing Mind“ von Thomas M. Sterner veränderte meine Sichtweise auf diesen Konflikt. Sterner argumentiert, dass wir zu sehr auf das Ergebnis fixiert sind. Wir haben gelernt, uns große Ziele zu stecken. Manche Experten raten, diese zu visualisieren, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.10 Das Ziel ist unsere Belohnung. In unseren Gedanken nimmt sie den größten Raum ein. Den Weg dorthin verstehen wir als Mühe, die wir möglichst schnell hinter uns bringen wollen, um uns zu belohnen.

Der Glaube, der Weg zum Ziel sei eine Qual, entstehe laut Sterner dadurch, dass wir gedanklich nie ganz bei der Sache sind. Statt uns mit voller Aufmerksamkeit dem Prozess zu widmen, denken wir an etwas anderes, das wir lieber tun würden. Deshalb sind wir ungeduldig – so wie ich mit meiner Gitarre – und wollen nur schnell fertig werden. Würden wir uns hingegen nicht schon vorher einreden, dass wir lustlos seien, sondern uns voll auf die Sache einlassen, so empfänden wir den Prozess nicht mehr als Bürde.

Sterner bestätigt mit seinen Worten meine eigene Erfahrung. Wenn ich bei der Hausarbeit nicht ständig daran denke, dass ich lieber Netflix schauen würde, als das Bad zu putzen, geht sie mir leichter von der Hand. Die Zeit vergeht dabei auch schneller. Beim Schreiben ist es genauso. Häufig fällt es mir schwer, mich längere Zeit mit einem Text zu befassen. Mir fallen dabei unzählige Dinge ein, die ich stattdessen machen könnte: Nachrichten im Internet lesen, mich bei Freunden melden, Kaffee kochen oder die Blumen gießen. Je mehr ich mich von diesen Einfällen ablenken lasse, desto weniger Lust habe ich aufs Schreiben.

Erst wenn ich alle Gedanken beiseite schiebe und mich auf den Prozess einlasse, macht er mir auch Freude. Sobald ich mit meiner vollen Aufmerksamkeit dabei bin, verspüre ich nicht mehr das Verlangen, endlich fertig sein zu wollen. Stattdessen nehme ich den Prozess als das wahr, was ich eigentlich machen möchte. Der fertige Text und wie er von meinen Lesern angenommen wird, rückt dabei in den Hintergrund.

In seiner vollen Ausprägung können wir diesen Zustand als Flow bezeichnen.11 Ich erreiche ihn nicht oft. Aber je häufiger es mir gelingt, desto besser komme ich in meiner Arbeit voran, denn dann bin ich motiviert und besonders leistungsfähig.

Dieser Zustand ist gleichzeitig eine wesentliche Voraussetzung, um effektiv lernen zu können. Das Wort „Bewusstsein“ steckt schon in dem Begriff „Bewusstes Lernen“. Daran lässt sich ablesen, wie wichtig die volle Aufmerksamkeit im Lernprozess ist. Um eine Fähigkeit zu verbessern, müssen wir konzentriert bei der Sache sein. Schweifen wir gedanklich ab, erzielen wir keinen Lernerfolg.12

Den Verstand erziehen

Aufmerksam bei einer Sache zu bleiben, ist allerdings leichter gesagt als getan. Konzentration ist eine Fähigkeit für sich, die man erstmal lernen muss. Folglich sollten wir nicht den Anspruch erheben, jederzeit auf Knopfdruck hochkonzentriert zu sein. Dieser Vorsatz ist zum Scheitern verurteilt. Stattdessen müssen wir diese Fähigkeit sukzessive entwickeln. Thomas M. Sterner schreibt dazu: „Geduld und Disziplin entwickeln sich durch Geduld und Disziplin.“ Diese Antwort mag etwas unbefriedigend sein, aber Abkürzungen gibt es nicht.

Ich versuche jeden Tag erneut, konzentriert bei meiner Arbeit zu bleiben und anderweitige Einfälle aus meinem Kopf zu verdrängen. An nur wenigen Tagen arbeite ich mehrere Stunden am Stück. Während ich diesen Abschnitt schreibe, habe ich viele Male gedankenverloren aus dem Fenster gesehen, mir zwei Tassen Kaffee gekocht, meine E-Mails abgerufen und aus unerfindlichen Gründen Nachrichten im Internet gelesen. Doch ich verbessere mich kontinuierlich, da ich seit längerer Zeit Ablenkungen reduziere. Ich verwende kaum noch die sozialen Netzwerke, halte mein E-Mail-Programm geschlossen und verschiebe unwichtige Aufgaben auf den Nachmittag. Die wichtigste Arbeit erledige ich am Morgen, wenn ich ausgeruht bin. An vielen Tagen gelingt mir das besser – an anderen noch nicht. Mit Geduld und Disziplin entwickle ich meine Geduld und Disziplin.

2. Lernen außerhalb der Komfortzone

In „The Practicing Mind“ erzählt Thomas M. Sterner von seinen Erlebnissen beim Golftraining. Nachdem er sich entschieden hatte, Golf spielen zu lernen, besuchte er einen wöchentlichen Kurs. Jede Woche vermittelte der Trainer seinen Schülern eine neue Technik, die sie zu Hause üben sollten. Die meisten Teilnehmer übten in etwa so diszipliniert, wie ich auf meiner Gitarre – fast gar nicht. Folglich verbesserten sie sich kaum. Auch viele der erfahrenen Spieler, die seit Jahren regelmäßig Golf spielten, beklagten sich, dass sie nicht mehr besser würden. Sterner hatte dafür eine Erklärung, die ihm offensichtlich schien: Die meisten Golfer in seinem Club lernten nichts Neues mehr, sondern übten nur Fähigkeiten, die sie ohnehin schon beherrschten.

Sam Snead ist einer der erfolgreichsten Golf Champions aller Zeiten. Er gewann 82 Turniere der PGA Tour und 70 weitere Turniere weltweit. Snead kennt dieses Phänomen, das Sterner beschreibt: „Es liegt in der Natur des Menschen, etwas üben zu wollen, das man sowieso schon beherrscht, weil es viel weniger Arbeit ist und viel mehr Spaß macht.“13 Auch ich habe volles Verständnis für dieses Verhalten. Etwas zu tun, das wir noch nicht können, ist nicht nur anstrengend, sondern auch riskant, denn wir könnten uns dabei blamieren. Allerdings ist es noch riskanter, nichts Neues zu probieren, denn dann lernen wir garantiert nichts.

Wir lernen nur dazu, wenn wir uns im Grenzbereich unserer Fähigkeiten bewegen. Deshalb legt man beim Kraftsport so viel Gewicht auf, dass man es gerade so stemmen kann, bevor die Muskeln erschöpft sind. Deshalb lernt man ein Musikstück am besten, indem man sich auf die schwierigen Passagen konzentriert. Dort, wo sich die Widerstände bilden, entsteht Wachstum.14

Deshalb sei es, so Josh Waitzkin in „The Art of Learning“, fürs Lernen extrem wichtig, sich in schwierige Situationen zu begeben und Fehler zuzulassen. Es sei der einzige Weg, besser zu werden. Nur übertreiben sollten wir es dabei nicht, denn sonst drohen wir uns zu verletzen oder geistig zu überfordern. Wachstum entsteht in dem optimalen Punkt zwischen Fordern, aber nicht Überfordern.15

Wie Comedians außerhalb der Komfortzone lernen

Als mir bewusst wurde, dass man nur außerhalb der Komfortzone dazulernt, musste ich unweigerlich an Comedians denken. Seit vielen Jahren interessiere ich mich für Stand-up-Comedy, bei der sich Menschen vor ein Publikum stellen und Witze erzählen. Ich habe mir schon unzählige solcher Shows bei Youtube angesehen und hatte das Glück, meine beiden größten Comedy-Idole schon einmal live zu sehen. Einer davon ist Louis C.K., einer der erfolgreichsten Komiker der USA.

Letzten Sommer fuhr ich nach Prag, um ihn auf der Bühne zu sehen. Bis dahin hatte ich Louis C.K. hauptsächlich von den einstündigen Specials gekannt, die im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Ein Special enthält das beste Material eines Komikers. Sein Auftritt in Prag allerdings dauerte deutlich länger als eine Stunde und wirkte nicht so glatt poliert wie im Fernsehen. Manche Witze zündeten einfach nicht. Einmal sprach er die Zuschauer darauf an: „Sorry Leute, ich muss das vor Publikum ausprobieren. Zu Hause am Schreibtisch kann ich nicht entscheiden, ob das lustig ist.“

So lernt ein Comedian. Er denkt sich Witze aus und übt sie auf der Bühne. Jedes Mal erzählt er sie ein bisschen anders, bis er weiß, wie ein Witz am besten funktioniert. Auch der erfolgreichste Komiker muss bei jedem Auftritt seine Komfortzone verlassen und geht vor tausenden Menschen das Risiko ein, nicht lustig zu sein. Mit dem Ziel, sich zu verbessern. Für jemanden wie Louis C.K. mag das nichts Besonderes mehr sein. Nach drei Jahrzehnten auf der Bühne weiß er, wie das Geschäft läuft. Doch für jeden Anfänger ist diese Art des Lernens brutal.

Einer dieser Anfänger ist mein Freund Henning Wechsler. Henning lebt in Leipzig und ist verrückt nach Stand-up-Comedy. Er konsumiert sie nicht nur, sondern stellt sich selbst auf die Bühne. Bevor er sich das zum ersten Mal traute, hatte Henning schon viele Jahre mit dem Gedanken gespielt, Comedy zu machen. Er glaubte allerdings nicht, das Zeug dazu zu haben. Warum sollte ausgerechnet er das können? Heute weiß er, dass er sich mit diesem Denken selbst gefangen hielt. Er hat verstanden, dass man für Comedy nicht geboren sein muss. Vielmehr sei alles eine Frage der Übung. Unfassbar harter Übung! Mir fallen nicht viele Fähigkeiten ein, für die man die Komfortzone so weit verlassen muss. Auch Henning hatte große Angst, mit seinem eigenen Material vor Publikum aufzutreten. Von anderen Menschen bewertet zu werden, empfand er als unerträglich.

Zum ersten Mal nahm er Ende 2014 an einer Open-Mic-Show teil. Bei diesen Veranstaltungen kann jeder, der sich traut, auf die Bühne gehen und sein Programm ausprobieren. Das Publikum zahlt dafür höchstens ein Trinkgeld. Schaut Henning sich heute Bilder von dieser Veranstaltung an, sieht er pure Angst in seinem Gesicht. Die Witze zündeten nicht. Nach dem Auftritt applaudierte das Publikum höflich. Es sollte für eine Weile sein letzter gewesen sein.

Erst anderthalb Jahre später wollte Henning es noch einmal wissen. Wieder stellte er sich bei Open-Mics auf die Bühne. Seine ersten Shows ließ er auf Video aufzeichnen und wertete anschließend die Reaktionen des Publikums aus. Eines dieser Videos spielte er mir damals vor. Einen Witz fand ich gelungen, den Rest nicht so. Es ist schwierig, einem Anfänger Feedback zu geben.

Ein paar Monate später folgte ich Hennings Einladung in eine Leipziger Kneipe, um ihn dort live zu sehen. Bis dahin hatte er sein Material verfeinert, sodass ich schon mehrmals lachen konnte. Es war offensichtlich, dass er sich verbessert hatte. Im Herbst des letzten Jahres lud er mich erneut zu einer Show ein und wieder war er besser geworden. Ich lachte viel und war stolz auf Henning.

Aktuell fährt er ein- bis zweimal pro Woche für Auftritte nach Berlin, weil die Szene dort größer ist als hier in Leipzig. Er geht immer noch zu Open-Mics, die für das Publikum kostenlos sind. Für ihn sind das Übungseinheiten, denn hier probiert Henning neue Witze aus. Mittlerweile hat er auch bezahlte Auftritte, bei denen er bewährtes Material verwendet.

Arbeiten außerhalb der Komfortzone

Dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen, um dazuzulernen, wird vielleicht nirgends so deutlich wie bei Stand-up-Comedy. Dennoch gilt dieser Zusammenhang für alle Disziplinen des Lernens. Im Sport steigern wir unsere Leistungsfähigkeit, wenn wir an die körperlichen Grenzen gehen. Im Schach verbessern wir uns nur im Spiel gegen überlegene Gegner. Ein besserer Autor werde ich nur, wenn ich mich beim Schreiben herausfordere.

Ich wünschte, das wäre mir schon länger klar gewesen. Stattdessen hatte ich es mir im Herbst des letzten Jahres gemütlich gemacht. Schon lange hatte ich mich nicht mehr gefragt, was eigentlich einen guten Text ausmacht. Ich las auch keine Bücher mehr über Themen, die ich als Autor hätte erforschen können. Folglich waren viele meiner Texte uninspiriert. Hauptsache ich hatte etwas zu veröffentlichen, das von irgendwem gelesen wurde. Verbessert habe ich mich in dieser Zeit nicht.

Erst seit ich mich mit Deliberate Practice beschäftige, versuche ich die Merkmale dieser Lernmethode auf meine Arbeit anzuwenden. Das heißt, ich bewege mich beim Schreiben an den Grenzen meiner Fähigkeiten. Ich recherchiere weit mehr als jemals zuvor, beziehe andere Menschen ein, um ihre Geschichten anzuzapfen, kämpfe mit der Struktur extrem langer Texte, raffe mich jeden Tag auf, obwohl noch lange kein Ende in Sicht ist, und bitte vor der Veröffentlichung Jasmin und meine Freundin, mir die Schwächen des Texts aufzuzeigen. An manchen Tagen bezweifle ich, dass sich das alles lohnt. Aber nur so kann ich mich verbessern.

Auch in jedem anderen Job kann man seine Komfortzone verlassen, indem man Aufgaben übernimmt, von denen man nicht mit Sicherheit weiß, dass man sie bewältigen wird. Das kann bedeuten, sich um ein herausforderndes Projekt zu bemühen, einen anspruchsvollen Kunden anzunehmen oder sich freiwillig für die Präsentation zu bewerben, die niemand halten will. Immer vorausgesetzt, dabei etwas lernen zu können, das den eigenen Entwicklungsprozess vorantreibt.

Der Wettbewerb um diese schweren Aufgaben ist nicht groß. Die meisten Kollegen und Mitbewerber gehen lieber auf Nummer sicher. Fehler wollen sie möglichst vermeiden, um nicht blöd dazustehen. Das ist verständlich, bringt aber niemanden weiter. Denn Wachstum entsteht nur außerhalb der eigenen Komfortzone.

3. Die Grundlagen lernen

Wer etwas lernt, will häufig den zweiten Schritt vor dem ersten tun, denn der erste Schritt scheint belanglos zu sein. Als ich mich an der Gitarre versuchte, wollte ich keine Tonleitern üben, sondern „Good Riddance“ von Green Day spielen. Vom ersten Tag an wollte ich große Teile des Lernprozesses überspringen und sofort spielen. Auch ein Sportler würde nicht erst jahrelang an seiner Technik feilen, bevor er sich mit einem Gegner misst. Das wäre undenkbar.

Aber genau das geschieht in einer russischen Tennisschule in Moskau. Der Journalist Daniel Coyle besuchte den Spartak Tennis Club im Herbst des Jahres 2006.16 Damals gehörten fünf russische Tennisspielerinnen zu den zehn Besten in der Welt. Im Verlauf von nur drei Jahren tauchten acht Spielerinnen in den Top 20 auf, die dem Spartak Tennis Club entstammten.

Coyle fand bei seinem Besuch nicht etwa eine moderne Sportakademie vor, sondern ein in die Jahre gekommenes Trainingsgelände mit nur einem Indoorplatz. Gespielt wurde in dem Verein allerdings sowieso kaum. Für die Schüler bestand das Training in den ersten Jahren ausschließlich aus Übungen zur Verbesserung der Schlagtechnik. Der gesamte Trainingsplan bestand aus Technik, Technik und Technik. Erst wenn die Schüler ihre Vor- und Rückhand perfektioniert hatten, durften sie an Wettbewerben teilnehmen. Das dauerte selten weniger als drei Jahre. Dahinter steckt die Philosophie, lieber mehr Zeit in die Grundlagen zu investieren, als sich über das Spiel eine falsche Technik anzueignen, die anschließend korrigiert werden muss.

Ein solches Training sei in der westlichen Welt undenkbar, so Coyle in seinem Artikel für die New York Times. Kinder und Eltern würden schon nach wenigen Wochen rebellieren. Doch auch wenn das Training der russischen Tennisschule ungewöhnlich wirkt und nicht nach Spaß klingt, so ist es wirksam. Denn genau so sollte Deliberate Practice aussehen. Anstatt in einen komplexen Prozess einzusteigen, den wir nicht verstehen, müssen wir zunächst die Grundlagen schaffen, indem wir den Lernprozess in kleinste Einheiten aufschlüsseln. Im Englischen spricht man auch von „Chunking“.

Chunking kennen wir alle aus der Kindheit, nur dass es uns damals nicht bewusst war. Bevor wir lesen konnten, lernten wir zunächst das Alphabet – Buchstabe für Buchstabe. Anschließend reihten wir drei von ihnen aneinander und lasen O-M-A. Ein Wort, das aus drei kleinen Einheiten besteht. Später folgten längere Wörter. Mit der Zeit lasen wir nicht mehr jeden einzelnen Buchstaben, sondern erkannten ein Wort als ganze Einheit. Nach einigen Jahren mussten wir nicht mehr jedes Wort lesen, sondern überflogen Wortgruppen. Je vertrauter uns das Lesen wurde, desto größer wurden die Einheiten.

Auch die erwähnten Endspiel-Übungen im Schach sind nichts anderes als Chunking. Indem man mit nur zwei Läufern und einem König spielt, bricht man das vielschichtige Spiel in einfache Einheiten herunter. Auf diese Weise verinnerlichen Schachspieler die Möglichkeiten jeder einzelnen Figur. Das Beispiel basiert auf den Erzählungen des früheren Schachwunderkinds Josh Waitzkin. Im Alter von sieben Jahren übte er mit seinem Coach viele hundert Stunden das Endspiel. Es wäre leichter gewesen, die Spieleröffnung zu trainieren, denn damit haben Kinder anfangs mehr Erfolg. Mit einer guten Eröffnung können unerfahrene Gegner leicht überrumpelt werden. Dem Coach waren die Grundlagen des Schachs allerdings wichtiger als schnelle Erfolge.

Aus den Grundlagen entsteht Intuition

Egal, was wir lernen: Wir müssen den Lernprozess in kleinstmögliche Einheiten aufschlüsseln. Aus jeder dieser winzigen Einheiten entstehen Minifähigkeiten, die wir im Unterbewusstsein abspeichern, ohne weiter über sie nachzudenken. So wie ich heute nicht mehr übers Lesen nachdenke oder übers Radfahren. Ich beginne wie von selbst einen Text zu lesen bzw. schwinge mich einfach auf den Sattel und trete in die Pedale. Beides mache ich intuitiv.

Wie mächtig unsere Intuition wird, zeigt abermals ein Beispiel aus dem Schach. Ein erfahrener Schachspieler kann eine laufende Partie binnen Sekunden erfassen. Er braucht nur aufs Brett zu schauen und weiß sofort, was in dieser Partie bereits geschehen ist. Außerdem merkt er sich die Position jeder Figur und kann sie später aus dem Gedächtnis abrufen. Doch das ist längst nicht alles. Manche Schachmeister können mehr als 100 Partien parallel spielen, ohne sich immer wieder neu einzudenken. Einige spielen sogar „blind“. Das heißt, sie schauen nicht aufs Brett. Der Deutsche Marc Lang hielt bis vor Kurzem den Rekord in Blind-Simultanschach. Er hatte gleichzeitig gegen 46 Gegner gespielt.17 Mittlerweile liegt der Rekord bei 48 simultanen Partien.18

Allerdings können wir daraus nicht schlussfolgern, dass Schachmeister ein besseres Gedächtnis haben. Zeigt man einem erfahrenen Spieler eine willkürlich aufgestellte Anordnung von Figuren auf einem Schachbrett, kann er sich diese nicht besser merken als jeder Laie. Das Brett ergibt für ihn keinen Sinn. Nichts von dem, was er über Schach gelernt hat, findet sich auf einem willkürlich angeordneten Brett wieder. Das heißt, ein Schachspieler merkt sich nicht die einzelne Position von Figuren, sondern deren Beziehungen zueinander und wie sie entstanden sind.19 Er erfasst intuitiv, ob eine Partie zu einer bestimmten Position geführt haben kann oder nicht, weil er die Möglichkeiten jeder einzelnen Figur kennt und weiß, wie sie mit anderen interagiert.

Je mehr kleine Einheiten wir verinnerlichen, desto leichter können wir einen komplexen Vorgang in Gedanken wieder aufdröseln. Deshalb erfassen wir einen komplizierten Text besser, wenn wir uns in dem Thema schon auskennen. Erfahrene Musiker „hören“ deshalb schon die Musik, sobald sie die Noten sehen und ein Schachspieler erfasst das Schachbrett in wenigen Sekunden. K. Anders Ericsson nennt dies „Mental Representations“, also eine Art mentales Modell einer Fähigkeit, das beim Lernen entsteht.

Je weiter wir unsere Fähigkeiten entwickeln, desto besser werden unsere mentalen Modelle. Und je besser diese sind, desto leichter fällt es uns, ohne Anleitung das nächst höhere Niveau zu erreichen, weil wir mit den richtigen Mental Reprentations unsere eigenen Fehler erkennen. Doch bis es soweit ist, brauchen wir das Feedback eines Lehrers.

4. Lernen mit Feedback

Theoretisch kann man sich viele Fähigkeiten selbst beibringen. Man könnte sich zum Beispiel eine Gitarre schnappen, dazu ein paar Liederbücher, Youtube-Videos und einfach anfangen. Übt man regelmäßig mit voller Aufmerksamkeit, bewegt sich außerhalb der Komfortzone und denkt dabei an die Grundlagen, so wird man eines Tages ganz ordentlich Gitarre spielen können.

Effektiv wäre das allerdings nicht, denn der Lernprozess würde trotz Videoanleitung immer noch zu großen Teilen aus Versuch und Irrtum bestehen. Zudem eignen sich Autodidakten viele falsche Verhaltensweisen an, da sie niemand auf ihre Fehler hinweist. Daher fehlen ihnen später die Grundlagen, um auf ein noch höheres Niveau zu gelangen oder sie müssen viel Zeit darauf verwenden, die grundlegenden Techniken unter Anleitung eines Lehrers neu zu lernen.

Deliberate Practice nach K. Anders Ericsson setzt die Unterstützung eines Lehrers voraus. Ein guter Lehrer ist selbst ein Fachmann auf dem Gebiet, das er lehrt. Er kennt die Materie in- und auswendig und erklärt dem Schüler auf verständliche Weise, was dieser zu tun hat. Der Lehrer macht es ihm vor, der Schüler ahmt nach und erhält daraufhin sofort Feedback. Mithilfe dieser Rückmeldung korrigiert der Schüler sein Verhalten und wiederholt es so oft, bis er es zuverlässig korrekt ausführt.20

Einzeltraining ist effektiver als Unterricht in der Gruppe, aber häufig sind Zeit und Geld limitierende Faktoren, sodass die meisten aufstrebenden Talente zunächst nur eine Stunde Einzelunterricht pro Woche erhalten. Für den Anfang reicht das aus, denn eine Unterrichtsstunde ist hauptsächlich dafür da, dem Schüler zu zeigen, wie er zu Hause selbständig lernen kann. Ein guter Lehrer vermittelt folglich nicht nur die Materie, sondern wichtige Lernmethoden.21

Menschen, die auf einem hohen Niveau lernen, wechseln im Verlauf ihrer Karriere mehrmals den Coach. Für jede Phase in ihrer Entwicklung vertrauen sie einem anderen Lehrer.22 Der erste Lehrer stammt häufig aus der Nachbarschaft. Der Unterricht soll in dieser Phase hauptsächlich das Interesse wecken und die Motivation erhalten. Später, mit dem nächsten Lehrer, wird das Lernen systematischer. Der Coach ist kein Freund mehr, sondern eher ein Vorbild, das dem Schüler kritisches Feedback gibt. Der Schüler wird in dieser Phase ermutigt, an Wettkämpfen, Konzerten etc. teilzunehmen. In der dritten Phase werden Lehrer engagiert, die selbst ein internationales Top-Niveau erreicht haben. Die persönliche Beziehung zwischen Schüler und Lehrer wird irrelevant – sie ist rein professionell. Der Schüler will in dieser Phase vom Lehrer gefordert und kritisiert werden, um ein noch höheres Niveau zu erreichen.23

Was tun, wenn es keine Lehrer gibt?

Dass man mit einem guten Lehrer effektiver lernt, leuchtet mir sofort ein. Allerdings gibt es nicht für jede Fähigkeit einen guten Coach. Für gewöhnlich gibt es Lehrer nur in Disziplinen, die schon lange existieren, für die es bewährte Lehrmethoden gibt und in denen ein hoher Wettbewerb herrscht – also Disziplinen, die sich für Deliberate Practice qualifizieren. Im wahren Leben gibt es das alles oft nicht. Wer lehrt mich, wie ich bessere Sachtexte schreibe? Was ist mit Henning Wechsler, der Stand-up-Comedy lernen möchte, oder dem Arbeitnehmer, der in seinem Beruf vorankommen will?

Klassische Deliberate Practice ist in diesen Fällen nicht möglich. Allerdings können wir uns an ihren Prinzipien orientieren. Ericsson empfiehlt, die führenden Experten einer Disziplin zu identifizieren. Auch wenn es dafür keine objektiven Kriterien gibt, so könne man sich einer Antwort zumindest annähern. Anschließend müsse man herausfinden, was diese Leute besser machen als andere. Wie haben sie ihr Handwerk gelernt? Welche Methoden wenden sie an? Die Antworten werden selten eindeutig sein, denn oft weiß der Experte selbst nicht, was ihn so erfolgreich macht. Allerdings liefern diese Informationen immerhin Anhaltspunkte, wie man effektiver lernen kann. Im ersten Schritt könne man laut Ericsson diese Experten einfach nachahmen, so wie ein Schüler auch seinen Lehrer nachahmt.

Dieser Rat hätte auch von Schriftsteller und Politiker Benjamin Franklin stammen können. In seiner Jugend war Franklin von seinem Vater für seinen schlechten schriftlichen Ausdruck kritisiert worden. Um besser zu werden, las er Artikel in dem britischen Magazin „The Spectator“, machte sich dazu sehr konkrete Notizen, legte diese für ein paar Tage beiseite und schrieb den Artikel aus dem Gedächtnis neu. Anschließend verglich er seine Version mit dem Original und korrigierte seine Fehler. Dabei stellte er fest, dass es ihm an Vokabular fehlte. Deshalb schrieb Franklin manche Texte in Gedichte mit den gleichen Wörtern um und machte aus diesen später wieder einen Artikel, den er mit dem Original verglich. In einer anderen Übung brachte er seine Notizen in eine willkürliche Reihenfolge und versuchte daraus wieder einen gut strukturierten Artikel zu schreiben. Dabei lernte er, sich in schlüssiger Reihenfolge auszudrücken.24 Das ist Deliberate Practice, so gut es ohne Lehrer eben geht.

Auch Henning orientiert sich in seiner Arbeit an Vorbildern. Da er nur englischsprachige Comedy schaut und deshalb besser versteht, wie ein Witz im Englischen funktioniert, trägt er sein Material auf Englisch vor. Zudem liest er Bücher darüber, wie man Witze schreibt und wie man sie erzählt. Anfangs zeichnete Henning seinen Vortrag zu Hause auf Video auf, um sich anschließend selbst ein Feedback zu geben. Manchmal ließ er seine Witze vom Computer vorlesen, um diese von außen wahrzunehmen. Später nahm er an einem Comedy-Workshop von Paul Salamone teil. Gelacht wurde dabei wenig, stattdessen sezierten die Teilnehmer Witze. Anschließend verstand Henning besser, warum manche seiner Pointen funktionierten und andere nicht.

Das konkreteste und unmittelbarste Feedback bekommt Henning vom Publikum. In den ersten Monaten arbeitete er sein Material Wort für Wort am Schreibtisch aus und erfuhr erst bei seinem Auftritt, was wirklich funktionierte. Jeder seiner Auftritte ist eine Trainingseinheit mit direktem Feedback. Funktioniert eine Formulierung gut, behält er sie bei.

Je öfter Henning auf der Bühne steht, desto weniger festgezurrt ist sein Programm. Der Anfang und das Ende sind einstudiert, doch im Mittelteil verwendet er nur grobe Ideen, die er erst live formuliert. Da er immer besser verinnerlicht, wie Witze funktionieren, kann er sich diese Spontaneität erlauben. Mithilfe des Feedbacks vom Publikum entwickelt er zunehmend Mental Representations – ein Verständnis davon, was gute Comedy ausmacht. Dadurch erkennt er zunehmend seine eigenen Fehler und merzt sie aus.

5. Lernen mit Ausdauer

Henning hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn er einmal zu den besten Comedians gehören möchte. Vor ein paar Monaten las ich „Born Standing Up“ von Steve Martin. Ich kannte ihn bis dahin nur als Schauspieler, doch in den 1970er Jahren war er einer der erfolgreichsten Stand-up-Comedians. Das Buch mochte ich nicht so sehr, aber die ersten zwei Sätze sagen alles darüber aus, wie viel Ausdauer man benötigt, um in einer Disziplin zu den Besten zu gehören:

„I did Stand-Up Comedy for eighteen years. Ten of those years were spent learning, four years were spent refining, and four were spent in wild success.“

Zehn Jahre lang lernte Steve Martin auf dem harten Weg, was es bedeutet, ein guter Komiker zu sein. In seinem Buch erzählt er, wie erfolglos er lange Zeit gewesen war. Vier weitere Jahre verfeinerte er sein Material, bevor er schließlich seinen Erfolg genießen konnte.

Auch J.K. Rowling bewies Ausdauer. Seit ihrer Kindheit hatte sie Geschichten geschrieben, bevor ihr die Idee zu Harry Potter kam. Am ersten Band arbeitete sie sieben Jahre. Bis zum Ende der Reihe schrieb sie 17 Jahre an Harry Potter.25

Als Nico Rosberg letztes Jahr die Weltmeisterschaft der Formel 1 gewann und seinen Beruf an den Nagel hängte, schrieb er auf seiner Facebook-Seite:

„Seit 25 Jahren im Rennsport war es immer mein Traum, mein einziges, großes Ziel, Formel 1-Weltmeister zu werden. Ich musste viel dafür opfern, aber trotz all dieser harten Arbeit, dieser Schmerzen, und dem ganzen Verzicht war dies immer mein Ziel geblieben. Und jetzt ist es soweit, ich habe den Berg erklommen, ich bin an der Spitze angekommen und es fühlt sich richtig an.“26

Die 10.000-Stunden-Regel

Es ist nicht schwer zu glauben, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Fähigkeiten, die jemand entwickelt, und der Zeit, die man dafür aufwendet. Malcolm Gladwell gab diesem Zusammenhang einen Namen, als er in seinem Buch „Überflieger“ von der „10.000-Stunden-Regel“ sprach. Demnach müsse man 10.000 Stunden trainieren, um eine Disziplin zu meistern. Seitdem wurde diese Regel so oft wiedergekäut, dass sie beinahe als unumstößliche Lebensweisheit gilt. Einer, der mit dieser Regel unzufrieden ist, ist K. Anders Ericsson, denn auf dessen Arbeit basieren die 10.000 Stunden. Er fühlt sich allerdings missverstanden.

Im Jahr 1987 trat Ericsson eine Stelle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung an. Eines seiner ersten Projekte war eine Studie über Musikschüler an der Berliner Universität der Künste. Die Universität bringt regelmäßig die besten klassischen Musiker des Landes hervor. Unter den Studenten konzentrierte er sich auf die Geiger, denn die Geige ist ein besonders schwer zu erlernendes Instrument. Um zu den besten Geigenspielern der Welt zu gehören, müsse man 20 Jahre konsequent üben, so Ericsson. Zudem seien die Anforderungen an Geiger klar definiert, es gäbe bewährte Trainingsmethoden und der Wettbewerb sei hoch.27

Die Professoren der Universität teilten ihre Studenten in drei Kategorien ein:

  1. Gute Geiger
  2. Sehr gute Geiger
  3. Geiger mit Potential zur Weltklasse

Aus jeder Kategorie wählten Ericsson und seine Kollegen jeweils zehn Studenten aus. Außerdem rekrutierten sie zehn professionelle Geiger von den Berliner Philharmonikern und dem Rundfunk-Sinfonieorchester – beides potentielle Arbeitgeber für die besten Studenten.

Alle Studenten konnten zum Zeitpunkt der Studie mindestens zehn Jahre Erfahrung mit der Geige vorweisen. Im Durchschnitt hatten sie im Alter von acht Jahren mit dem Training begonnen. Sie alle fingen mit einer Unterrichtsstunde pro Woche an und erhöhten die Stundenzahl mit zunehmendem Alter. Durch Interviews und Tagebücher fanden die Wissenschaftler heraus, wie häufig jeder Student im Verlauf seines Lebens geübt hatte und wie viel Zeit er aktuell investierte. Alle Studenten machten bezüglich ihrer Routinen ähnliche Angaben. Sie waren sich einig, dass das eigenständige Üben die wichtigste Art des Trainings sei. Erst danach folgten Übungsstunden mit anderen, Unterricht mit Lehrern, Auftritte, Musikhören und Musiktheorie.

Der einzige Unterschied zwischen den guten, sehr guten und außerordentlich begabten Studenten lag in der Anzahl der Stunden, die sie für sich allein übten. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr – das Alter, in dem die Schüler typischerweise an der Universität der Künste aufgenommen werden – hatten die guten Studenten durchschnittlich 3.420 Stunden geübt. Die sehr guten Schüler hatten 5.301 Stunden geübt und die besten 7.410 Stunden. Die professionellen Geiger von der Philharmonie und dem Rundfunk-Sinfonieorchester hatten nach eigenen Angaben bis zu ihrem 18. Lebensjahr 7.336 Stunden geübt – also beinahe exakt genauso viel wie die besten Studenten.

Die Studie stellt eine grobe Vereinfachung dar, da sie hauptsächlich auf die investierte Zeit fokussiert und diese im Nachhinein nicht mehr zuverlässig nachvollziehbar ist. Dennoch haben engagierte Schüler für gewöhnlich schon in jungen Jahren einen strikten Zeitplan, den sie konsequent einhalten. Auch wenn die Zahlen nicht korrekt sein mögen, so zeigen sie dennoch die Bedeutung ausdauernden Trainings über eine lange Zeit. Um ein außerordentlich guter Geiger zu werden, muss man viele tausend Stunden üben – und zwar ein paar tausend mehr als „nur“ gute Geiger, die es dennoch zur Universität der Künste schafften. Wunderkinder, die es mit wenig Training zu großen Leistungen brachten, gab es in der Studie keine.

In Ericssons Veröffentlichung aus dem Jahr 1993 erwähnte er neben vielen anderen Werten auch die 10.000 Stunden, die die besten Geiger durchschnittlich aufgebracht hatten, als sie 20 Jahre alt waren.28 Seitdem wurde die Studie tausendfach zitiert. Bekannt wurde sie aber erst durch Malcolm Gladwell, der daraus die „10.000-Stunden-Regel“ machte. Gladwell übertrug den Wert auf die Beatles, die nach seinen Schätzungen 10.000 Stunden auf Hamburger Bühnen gestanden hatten, bevor sie ihren Durchbruch schafften, sowie auf Bill Gates, der 10.000 Stunden programmiert hatte, bevor er Microsoft gründete.

Die Regel klingt verlockend, weil sie sofort einleuchtet und die Zahl so schön rund ist. Ericsson hält sie hingegen für willkürlich. Sie sei nur eine von vielen Zahlen in seiner Studie gewesen. Sie bezieht sich zudem nur auf Geiger, die gerade mal 20 Jahre alt waren. Bis diese es an die Weltspitze geschafft haben würden, müssten sie weitere 10 Jahre üben. Außerdem ist es ein Durchschnittswert. Das heißt, die Hälfte der Studenten hatte weniger Zeit investiert, die andere Hälfte mehr.

Auf andere Disziplinen lässt sich der Wert zudem nicht übertragen. In manchen mag der Wettbewerb um die Spitzenpositionen noch größer sein als unter Geigern. Je mehr Menschen eine Disziplin meistern wollen, desto mehr von ihnen investieren mindestens 10.000 Stunden in ihr Training und desto mehr Zeit muss jeder einzelne Schüler aufbringen, um zu den Besten zu gehören. Auf der anderen Seite kann man in Disziplinen mit weniger Wettbewerb schon mit weitaus weniger Training zum Experten werden.

Die größte Schwäche der 10.000-Stunden-Regel ist allerdings, dass sie die Qualität des Trainings nicht berücksichtigt. Sie impliziert, dass man in jeder Disziplin erfolgreich werden könne, wenn man nur genug Zeit investiert. Doch die zugrunde liegende Studie von Ericsson & Co. suggeriert dies nicht. Im Gegenteil, sie setzt neben der Quantität auch die anderen vier Merkmale der Deliberate Practice voraus.

Dennoch stimmt die Kernaussage der 10.000-Stunden-Regel: Man kommt nicht drum herum, über einen langen Zeitraum sehr viel Zeit zu investieren, um eine Fähigkeit zu meistern. Manchmal muss man mehrere Jahre trainieren, manchmal sogar Jahrzehnte. Die besten Comedians übten mindestens eine Dekade, bevor sie den Durchbruch schafften. Ein Fußballer, der mit 20 Jahren in der Bundesliga debütiert, hat bis dahin schon 15 Jahre Fußball gespielt. Schriftsteller schreiben oft viele Jahre, bevor sie ihre besten Werke veröffentlichen und auch Schachspieler brauchen fast immer mindestens ein Jahrzehnt, bevor sie den Titel des Großmeisters erlangen.

Egal, was wir lernen wollen, richtig gut werden wir frühestens nach einigen Jahren konsequenten Trainings. Diese Erkenntnis mag viele Menschen davon abschrecken, sich überhaupt in einer Fähigkeit verbessern zu wollen, aber genau das verstehe ich als eine gute Nachricht. Denn wenn es schnell ginge, zur Leistungselite zu gehören, wäre der Wettbewerb noch viel größer, aber in der Spitze gibt es meist wenig Konkurrenz. Nur wenige Menschen bringen die Ausdauer auf, über Jahre an einer Fähigkeit zu arbeiten. Deshalb lohnt es sich, bei der Sache zu bleiben, auch wenn die Früchte der Arbeit noch weit oben hängen. Bedeutsames leisten kann man erst nach vielen Jahren, wenn alle anderen bereits aufgegeben haben.

Konsequenz ist wichtiger als Euphorie

10.000 Stunden in eine Fähigkeit zu investieren, dauert etwa dreieinhalb Jahre, wenn man konsequent jeden Tag acht Stunden lang dazulernt. So weit die Theorie. In der Praxis dürfte das allerdings nicht zu schaffen sein. Die hohe Konzentration beim Lernen an der eigenen Kapazitätsgrenze ist so anstrengend, dass das niemand lange durchhält. Bei Erschöpfung wird das Training ineffektiv.

Die meisten Profis arbeiten bzw. trainieren drei bis fünf Stunden am Tag – eher drei als fünf.29 Auch Ericsson hält Deliberate Practice für so anstrengend, dass man davon nur zwei bis vier Stunden täglich leisten könne. Mehrere kleine Sessions seien dabei besser als eine große. Die Geiger in Ericssons Studie übten wenige Stunden am Vormittag, erholten sich bei einem Mittagsschlaf und legten am Nachmittag noch eine Übungseinheit ein.

In dem Buch „Daily Rituals“ beschreibt Mason Currey die Rituale von 161 Schriftstellern, Musikern, Malern und Forschern. Jeder dieser Menschen hatte andere Gewohnheiten, doch eine sticht unter allen heraus: Viele von ihnen widmeten sich ein paar Stunden am Tag konzentrierter Arbeit, meistens am Vormittag. Anschließend genossen sie entweder ihre Freizeit oder erledigten nur noch einfache Aufgaben. Wer länger als drei bis vier Stunden konzentriert arbeitete, nahm sich Zeit für eine mehrstündige Mittagspause, bevor es am Nachmittag weiterging.

Da wir nur zu wenigen Stunden konzentrierter Arbeit in der Lage sind, können wir die für den Lernprozess erforderliche Zeit nicht auf wenige Jahre zusammenstauchen. Wichtiger als in kurzer Zeit viel zu lernen (oder zu arbeiten) ist es, konsequent jeden Tag seine Stunden zu leisten – und zwar über Wochen, Monate und Jahre hinweg.

„Show up and do the work“ – Seth Godin.30

Jerry Seinfeld ist der zweite amerikanische Comedian, den ich live sehen durfte. Er ist dafür bekannt, sehr konsequent zu sein. Als sein Kollege Brad Isaac ihn um einen guten Tipp bat, antwortete Seinfeld: „Um ein besserer Komiker zu sein, muss man bessere Witze schreiben und um bessere Witze zu schreiben, muss man es jeden Tag tun.“

Seinfeld setzt sich selbst mithilfe eines Kalenders unter Druck. Er empfahl Isaac, sich einen Wandkalender zu kaufen, auf dem das ganze Jahr abgebildet ist. Jeden Tag, an dem er sich Zeit nimmt, um Witze zu schreiben, solle er ein großes rotes X in den Kalender zeichnen. Daraus entstehe nach wenigen Tagen eine Kette, die immer länger wird. Es mache Spaß, sich diese Kette anzuschauen und bald würde es zu Isaacs wichtigster Aufgabe werden, diese Kette nicht abreißen zu lassen. „Don’t break the chain“, empfahl ihm Seinfeld.31

Diese Technik können wir auf andere Lebensbereiche anwenden. Auf unsere Ernährung, Sport, Hobbys und natürlich aufs Lernen. Schon seit Jahren empfehlen wir unseren Lesern, Checklisten zu verwenden, um eine neue Gewohnheit zu etablieren. Jedes weitere Kreuz im Kalender hilft dabei, Routinen dauerhaft beizubehalten. Wir müssen nicht den ganzen Tag lernen, Sport treiben und Witze schreiben. Aber es jeden Tag zu tun, hilft dabei, unsere Ziele zu erreichen.

Was Lernen für mich bedeutet

Die Wissenschaft des Lernens studiert Menschen, die auf ihrem Gebiet zur Weltspitze gehören, denn nur an ihnen lässt sich messen, was Koryphäen von Leuten mit durchschnittlichen Fähigkeiten unterscheidet. Von den Besten zu lernen, fasziniert mich. Allerdings habe ich selbst nicht die Absicht, in einer Disziplin zur Leistungselite zu gehören, und ich glaube, dass viele andere Menschen das auch nicht anstreben.

Stattdessen möchte ich ein zufriedenes Leben führen. Dazu gehören für mich Gesundheit, gute Beziehungen und eine Arbeit, die mir Spaß macht und auf die ich stolz bin. Bis vor etwa zwölf Jahren hatte ich nichts davon. Ich war schwer übergewichtig, Dauersingle und kannte nur meinen langweiligen Beruf in einem Konzern. Ich war nicht durchweg unglücklich, aber fühlte mich in jedem dieser Gebiete hilflos und war weit davon entfernt, zufrieden zu sein.

Mit der Zeit besserte sich mein Leben. Zunächst veränderte ich meine Arbeit. Ich wechselte vom Konzern in ein Startup, gründete später eine Agentur und entschied mich anschließend für eine Karriere als Blogger und Buchautor. Parallel zu diesem Wandel gelang es mir, meinem Übergewicht zu entkommen und eine gesunde Lebensweise zur Selbstverständlichkeit zu machen. Auch mein Beziehungsleben hat sich eindeutig zum Besseren verändert. Das sind drei substanzielle Bereiche meines Lebens, in denen ich zufriedener geworden bin.

Ich hatte viel zu lernen, bevor ich mich derart weiterentwickeln konnte. Über jedes dieser drei Gebiete informierte ich mich in Büchern und Blogs. Ich hörte Podcasts und tauschte mich mit Menschen aus, die über einschlägige Erfahrungen verfügten. Jedem Interesse widmete ich mich eine zeitlang mit großer Aufmerksamkeit. So durchlief ich Phasen, in denen ich mich hauptsächlich mit Unternehmertum beschäftigte, dann mit Ernährung und später mit Partnersuche. Dabei musste ich meine Komfortzone häufiger verlassen, als mir lieb war. Ich lernte grundlegende Fähigkeiten, war offen für Feedback und bewies Ausdauer, auch wenn ich oft aufgeben wollte (vor allem bei der Partnersuche).

Ich habe nicht durchweg nach den Prinzipien des Bewussten Lernens gehandelt, aber ich erkenne die fünf Merkmale in meinen Lernprozessen wieder. Jetzt, da ich sie kenne, bin ich zuversichtlich in Zukunft noch effektiver lernen zu können. Denn natürlich geht es weiter. Beim Lernen gibt es keine Perfektion, es geht immer noch besser. Das kann zum Fluch werden, wenn man nie zur Ruhe kommt. Doch gleichzeitig ist Lernen auch ein Segen, denn stehen zu bleiben, macht uns früher oder später wieder hilflos. Den Mittelweg muss jeder für sich finden.

Für mich sehe ich das größte Potential zurzeit in meiner Arbeit. Ich möchte besser schreiben können. Einerseits, um auch zukünftig meine berufliche Freiheit beizubehalten. Aber auch, weil es sehr befriedigend ist, einen Text zu schreiben, der besser ist als alles, was ich bisher geschrieben habe. Ein konkretes Ziel habe ich dabei nicht. Ich weiß nicht, wohin ich beruflich will oder was es mir bringt, diese Texte zu schreiben. Eine schnelle Belohnung für meine Arbeit brauche ich aber auch nicht. Ich bin eher am Prozess orientiert. Allein, dass ich mich verbessere, ist mir zurzeit Ziel genug. Ich hoffe, dass ich mir das erhalten kann und glaube, dass sich in der Zukunft interessante Möglichkeiten auftun werden.


Relevante Bücher zum Text

K. Anders Ericsson: Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen: Ich habe dieses Buch schon einmal empfohlen und werde es wieder tun. Es ist vergleichsweise wissenschaftlich geschrieben, aber dennoch gut verständlich. Es ist das Grundlagenwerk zu Deliberate Practice.

Josh Waitzkin: The Art of Learning: Der Autor beschreibt seinen Weg zur Weltspitze im Schach und im Tai Chi. Er berichtet sehr reflektiert über den Lernprozess und bestätigt mit seinen Erfahrungen alle Merkmale des Bewussten Lernens.

Thomas M. Sterner: The Practicing Mind: Ich hatte befürchtet, das Buch würde zu abstrakt sein, doch das ist es nicht. Der Autor zeigt, wie unser Denken übers Lernen den Lernprozess beeinflusst und, dass das Leben mit der Denkweise des Lernenden angenehmer ist.


Ähnliche Artikel

Quellen

  1. Scientific American: Why Humans Give Birth to Helpless Babies
  2. Forbes: Scott Adams Reveals The Simple Formula That Will Double Your Odds Of Success
  3. Dailyzen.com: Zen Mind, Beginner’s Mind
  4. K. Anders Ericsson: Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen
  5. K. Anders Ericsson, Ralf Th. Krampe, and Clemens Tesch-Romer: The Role of Deliberate Practice in the Acquisition of Expert Performance
  6. Google-Scholar-Abfrage für den Suchbegriff „Deliberate Practice Ericsson
  7. Geoff Colvin: Talent is Overrated
  8. Brooke N. Macnamara, David Z. Hambrick, Frederick L. Oswald: Deliberate Practice and Performance in Music, Games, Sports, Education, and Professions
  9. K. Anders Ericsson: Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen
  10. Für den Suchbegriff „Ziele visualisieren“ liefert Google mehr als 250.000 Ergebnisse. Coaches empfehlen diese Methode häufig, um sich selbst zu motivieren. Ich bezweifle jedoch, dass sie hilft. Denn durch Visualisierung kommt man dem Ziel kein Stück näher.
  11. Definition nach Wikipedia: „Flow bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit („Absorption“), die wie von selbst vor sich geht […]“
  12. Daniel Coyle: The Talent Code
  13. Frei übersetzt aus Harvard Business Review: The Making of an Expert
  14. Josh Waitzkin: The Art of Learning
  15. K. Anders Ericsson: Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen
  16. New York Times: How to Grow a Super-Athlete
  17. Wikipedia: Blind-Simultan-Schach
  18. Guiness-Buch der Rekorde: Die meisten simultanen Schachpartien
  19. Adriaan de Groot: Thought and Choice in Chess, 1965. Auch: Josh Waitzkin: The Art of Learning und Daniel Coyle: The Talent Code
  20. Daniel Coyle: The Talent Code
  21. Jonathan Harnum: The Practice of Practice
  22. Havard Business Review: The Making of an Expert
  23. Jonathan Harnum: The Practice of Practice
  24. Benjamin Franklin: The Autobiography of Benjamin Franklin
  25. In meinem Artikel über Naturtalente verwende ich J.K. Rowling mehrfach als Beispiel.
  26. Facebook: Beitrag von Nico Rosberg vom 2. Dezember 2016
  27. K. Anders Ericsson: Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen
  28. K. Anders Ericsson, Ralf Th. Krampe, and Clemens Tesch-Romer: The Role of Deliberate Practice in the Acquisition of Expert Performance
  29. Daniel Coyle: The Talent Code
  30. Seth’s Blog: The Thrill is Gone
  31. Lifehacker: Jerry Seinfeld’s Productivity Secret

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