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FOMO. Fear Of Missing Out.
Neulich habe ich über dieses Phänomen in einer Zeitschrift gelesen („FLOW“ – sehr zu empfehlen!). Dabei ging es um die Angst etwas zu verpassen, wenn man selbst eine Pause macht. Beispielsweise wenn man es sich auf der Couch gemütlich macht und auf Facebook sieht, wie andere sich auf einem Festival amüsieren.
Es ist schwierig, nicht ständig etwas zu verpassen und seine Aufmerksamkeit auf die richtigen Dinge zu verteilen. So kommt es uns manchmal vor, da wir mehr Informationen denn je haben.
Nicht nur im wahren Leben verpassen wir ständig etwas. Auch in der virtuellen Welt haben wir oft das Gefühl, es könnte uns etwas entgehen.
Warum sonst schauen wir ständig auf unser Handy?
Eine Welt der verpassten (Un-) Möglichkeiten
Es ist schon verflixt: In der Angst etwas im Facebook-Stream zu verpassen, zücken wir das Handy, sobald auch nur der geringste Leerlauf bevorsteht: an der Kasse, an der Haltestelle, im Wartezimmer.
Der Preis ist, dass wir in der realen Welt auch wieder viele Dinge verpassen.
Was dir entgeht, wenn du auf dein Handy guckst
- Das interessierte Lächeln deines Gegenübers in der Bahn
- Wie dein Kind das erste Mal läuft
- Wie dein Hund die Toilette benutzt (und die Brille hochklappt)
- Dass deine Freundin extra Lippenstift aufgelegt hat
- Dass du gefährlich nah an der Straße stehst und der Bus immer näher auf dich zukommt
- Dass vor dir ein Hundehaufen liegt und sich die Hände reibt
- Eine Sternschnuppe
- Das putzige Eichhörnchen im Park
- Was zwischen den Zeilen gesagt wird
- Die Haltestelle, an der du aussteigen wolltest
Manche dieser Punkte sind augenzwinkernd gemeint, aber es steckt auch ein bisschen Wahrheit dahinter.
Natürlich wird niemand sein Handy weglegen, weil er ab sofort jedes Kunststückchen seines Haustiers oder die neue Frisur der Partnerin bemerken will. Unsere Willenskraft ist begrenzt. Der Kniff liegt wie immer bei unseren Gewohnheiten.
Viele von uns denken einfach nicht darüber nach, wenn sie morgens vor dem Frühstück oder abends vor dem Schlafen zum Handy greifen. Es ist eine automatisierte Handlung – eine Gewohnheit.
Um Gewohnheiten zu ändern, braucht es einige Überwindung und Regeln, die jeden Tag aufs Neue Entscheidungen abnehmen. Unsere Anti-Zucker-Challenge im Januar hatte uns gezeigt, dass die strengen Regeln in verschiedenen Schwierigkeitsgraden hilfreich beim Ändern von Gewohnheiten sind. Also, dachten wir uns, rufen wir zu einer Smartphone-Challenge auf. Vor einer Woche ging’s los.
Halbzeit – Learnings aus der Challenge
Durch die Challenge war meine Aufmerksamkeit in den letzten Tagen besonders auf das Thema Handy gerichtet.
Mir sind umso mehr die vielen jungen Menschen aufgefallen, die keine Sekunde irgendwo sitzen, stehen, warten können, ohne auf ihr Handy zu gucken.
Auch im Privaten ist es mir aufgefallen: Ich unterhalte mich mit Freunden – und sie zücken das Handy.
Ich sitze in der Bahn – nahezu alle gucken auf ihr Handy. Selbst vor dem Training – gucken manche auf ihr Handy, das sie sicherheitshalber mit in den Trainingsraum genommen haben.
Handy-Diät nur für Mutige?
Doch im Gegensatz zu unserer Zucker-Challenge war die Rückmeldung auf unsere Handy-Challenge eher verhalten. Wir hatten uns mehr Teilnehmer erhofft.
Zunächst einmal meldeten sich viele Menschen, die auf ein einfaches Handy umgestiegen sind, die also gar kein Smartphone haben.
Darüber hinaus haben wir hauptsächlich die folgenden zwei Gründe gehört, die potentielle Challenger abgehalten hat mitzumachen:
- „Das ist mir zu schwierig.“ oder: „Es geht nicht aus beruflichen Gründen.“
- „Ich habe kein Problem damit.“
Einige Teilnehmer haben uns im Gegensatz dazu schon geschrieben, welche positiven Effekte sie spüren. Jede einzelne Rückmeldung stärkt uns den Rücken. Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Danke an alle, die mitmachen! Danke an alle, die anderen von der Challenge erzählt haben. Danke an alle, die uns unterstützen und helfen, mehr Menschen zu erreichen!
Es ist übrigens nie zu spät. Wer noch einsteigen möchte, erfährt hier alles über die Challenge.
Hallo Jasmin,
ich mache immer noch mit! Erfolgreich!
Meine Zwischen-Bilanz:
Ich habe mein Smartphone „entkernt“, keine Spiele mehr, keine unnützen Apps, keine automatischen Push-Benachrichtungen. Und ich lebe noch. Pünktlich zum 18.05. ist unser DSL ausgefallen, zu Hause war ich also auch 4 Tage offline. Und ich lebe immer noch. Ich bin aber ehrlich froh, dass es wieder läuft. (Hallo Netflix!) Das WLAN bleibt seit dem aber aus. Langsamer Datenaufbau mindert den Spaß am sinnlos herum surfen.
Meine „Internetrunde“ (Facebook, Twitter, Mails, feedly…) mache nur noch 2-3 Mal am Tag. Nicht mehr stündlich. Und ich lasse mir Zeit dafür, keine Hektik!
Wenn der Griff zum Smartphone wieder zu stark wird, versuche ich einfach, das Nichtstun als etwas Besonderes zu genießen und nicht als Strafe zu sehen.
Es ist übrigens wie mit dem Essen: Bist du um Flow (wie du hier zuletzt geschrieben hast), gibt es gar keine digitalen Entzugserscheinungen!
Und seit dem bewussteren Konsum hält mein Akku 3 Tage länger!
Lieben Gruß
Steffi
Hi Steffi,
das klingt sehr gut. Die Parallele zum Flow kann ich auch bestätigen. Je besser ich selbst beschäftigt bin, desto weniger greife ich zum Handy. Viel Erfolg weiterhin!
LG Jasmin
Hallo Jasmin,
„Ich habe kein Problem damit.“ – DAS Zeichen für eine Sucht (ja, ich übertreibe und pauschalisiere maßlos ;D).
Sein wir ehrlich… Irgendwie geht es uns allen so, aber da es uns allen eben so geht, denken wir, dass es gar kein „Problem“ gibt. Nur wenn wir einen Schritt zurück gehen und vom Bildschirm schauen merken wir, dass es da vielleicht doch ein Problem geben könnte.
Mein Akku ist kaputt und daher habe ich immer nur ca. 5 Minuten Handyzeit. Aber erst nach ein paar Wochen habe ich mir nun einen neuen Akku bestellt, denn irgendwie habe ich so hart es klingt nur noch das wichtigste am Handy erledigt und die ein oder andere sinnfreie/nervige Nachricht gefliessentlich ignoriert. Und? Alle sozialen Beziehungen halte noch und ich lebe noch! So wie Steffi schon geschrieben hat ist es irgendwie gar nicht so schlimm wie man denkt. :D
Ich hoffe wir alle schaffen es den Blick vom Bildschirm zu wenden. Vielleicht wird dann in den S-Bahnen auch mehr gelächelt :D
Hallo Ben,
ja, ob es ein Problem ist oder nicht, ist immer subjektiv… Ich dachte ja auch, ich kann unmöglich meine Emails NICHT aufs Handy synchronisieren. Aber es geht natürlich doch. Es ist eben auch selten mal etwas Lebenswichtiges dabei – bei den Hunderten von Informationen, die wir täglich empfangen.
LG Jasmin
Hallo Jasmin,
ich selbst hatte bisher noch kein Smartphone. Deshalb frage ich mich, wie ihr es nach dem Ende der Challenge weiterführen wollt: Behaltet ihr die neuen Gewohnheiten bei, kehrt ihr zurück oder steigt ihr sogar auf ein altmodisches Handy um?
Da ich mich selbst so viel damit auseinandersetzen, wie die Menschen eher von Smartphones besessen werden als andersherum, habe ich mich schon gefragt, ob ich für mich überhaupt einen Unterschied spüren würde. Vielleicht würde ich mein Smartphone ja ebenso oft zu Hause oder in irgendeiner Ecke liegen lassen? Wer weiß…
Auch wenn mir die Realität eher das Gegenteil zeigt, bin ich der Meinung, dass der Smartphonekonsum wesentlich mäßiger sein kann, wenn die Menschen achtsamer werden und anfangen, mehr zu reflektieren.
Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg!
Philipp
Hallo Philipp,
ja, ich bin gespannt, wie die Challenger weitermachen. Ich werde versuchen, gerade die abendliche Abstinenz beizubehalten. Gelöschte Apps werde ich nicht wieder installieren und einen herkömmlichen Wecker zu nutzen, werde ich wohl auch beibehalten.
Ich würde nicht wieder auf ein altes Handy umsteigen, weil es in manchen Situationen zur Navigation oder Recherche einfach zu nützlich ist. Es käme auch einer Kapitulation gleich. Mit ein paar antrainierten Gewohnheiten, denke ich, dass ich es in den Griff kriege und bei einem gesunden Maß ankomme.
LG Jasmin
als mein iPhone vor 6 Jahren neu war, war ich überrascht. Ich bin immer noch niemand, der per Handy kommuniziert (SMS, Messenger, Telefonate), aber ich hatte sehr viel Spaß damit. Kleine Spiele habe ich ständig gespielt (sind auch praktisch, wenn man mit Kindern beim Arzt warten muß), und dann viele kleine Nachschlage-Apps (Notizblock, Einkaufszettel, Taschenrechner, Taschenlampe usw.). Hätte nie gedacht, daß ich mit einem Computer so viel Zeit verbringe.
Inzwischen hat sich das relativiert, obwohl ich vom 3G auf das 3GS aufgestockt habe. Jetzt benutze ich es nur noch unterwegs, eben als Behelfswerkzeug.
So, wie auch meine Kinder den Umgang mit dem Computer lernen müssen, ist es auch mit dem Smartphone. Dazu gehört meiner Erfahrung nach kein striktes Verbot, weil das falsche Begehrlichkeiten weckt, sondern auch mal ein Übergenuß. Durch diesen kann man feststellen, daß das alles doch gar nicht so viel taugt, wie man in der ersten Faszination dachte. Und das ist der Zeitpunkt, an dem man sich wieder abwenden sollte. Wem das nicht gelingt, der ist bei Eurer Challenge genau richtig – ein Anstoß, sich Gedanken zu machen.
Insofern glaube ich aber durchaus, daß die Leute, die „habe keine Probleme damit“ gemeldet haben, tatsächlich einen vernünftigen Umgang mit dem Spielzeug pflegen.
Hallo Viola,
Übergenuss ist ein interessantes Stichwort. Wo der anfängt, ist auch wieder subjektiv. Mir geht es aber ziemlich schlecht, wenn ich es einmal übertreibe und zu viel vor Bildschirmen hänge. Denn da wären ja nicht nur das Smartphone, sondern auch Tablets und Laptops…
LG Jasmin
Offiziell mache ich zwar bei der Challenge nicht mit, aber ich verfolge sie auf jeden Fall mit Interesse. Meine Apps habe ich deutlich reduziert und Push-Nacbrichten so gut wie alle aus. Und auf der Arbeit habe ich es zuletzt zwei Tage im Flugmodus gehabt. Ihr glaubt gar nicht, wie fokussiert man plötzlich arbeiten kann… ;-)
Hi Dan,
das kann ich mir vorstellen. Allein meine Emails vom Handy zu entkoppeln, hat mir auch schon viel gebracht. Schon verrückt, dass der technische Fortschritt einen Rückschritt in Sachen Produktivität bewirken kann…
LG Jasmin
Hey,
habe eure Challenge gerade erst entdeckt :)
Ich habe selbst auch einen Monat auf mein Smartphone verzichtet. Und habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Leute denken man sei verrückt :D Und zum Mitmachen konnte ich leider auch niemanden überreden.
Aber es war eine super Erfahrung für mich und auch gar nicht so schlimm wie man vielleicht glaubt. Habe mein Handy kaum vermisst und mich irgendwie freier und fokussierter gefühlt. Habe im Rahmen meiner Challenge auch mit einer Suchtpsychologin gesprochen. Auch Sie hat gesagt, dass unser Handykonsum stark durch Gewohnheitshandlungen bestimmt wird und wir kaum darüber nachdenken, wenn wir unser Handy zum Beispiel beim Warten auf den Bus aus der Tasche hoolen.
Jetzt, circa 3 Monate nach der Challenge hat sich mein Handykonsum zwar wieder annähernd dort eingependelt, wo er vorher war und an die guten Vorsätze, die ich mir zum Ende der Challenge gemacht habe, halte mich leider sehr wenig ;) Trotzdem fühl ich mich weniger durch mein Smartphone fremdgesteuert, wenn man das so sagen kann. Und lass mich davon auch nicht so leicht stressen.
Viele Grüße
Lisa