Bootcamp – Protokoll unseres Lieblingssports

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Ein Erfahrungsbericht zum Bootcamp-Training:

17:58 Uhr. Es ist einer dieser Tage, an denen ich mich am liebsten im Bett verkriechen würde. So viel zu tun, aber nichts geschafft. Das Novemberwetter lacht Tränen, so sehr macht es sich lustig über meine Luxusprobleme. Hoffentlich hört der Regen auf, denn in einer Stunde muss ich los.

18:28 Uhr. Die Wetter-App zeigt 2° C an. Es nieselt noch, doch mich könnte nichts abhalten.

Bootcamp ist das Einzige, wozu ich mich immer motivieren kann, auch wenn ich schlecht drauf bin.

18:30 Uhr. Ich suche meine Zwiebelschichten zusammen: Hose, Shirt, Fleece, Mütze, Handschuhe, Socken, noch ein paar Socken. Mascara? Nicht nötig bei der Dunkelheit.

18:48 Uhr. Ich halte meine Flasche unter den Wasserhahn und spüre ein leichtes Kribbeln im Bauch. Wer wohl dieses Mal dabei ist? Wie gut die anderen sind?

18:55 Uhr. Kurze Panik, dann finde ich doch noch mein Rücklicht. Während ich meine Schnürsenkel binde, merke ich den Muskelkater in meinen Beinen. Von vorgestern.

18:57 Uhr. Ich schwinge mich aufs Rad und mache mich auf den Weg zum Treffpunkt im Leipziger Clara-Zetkin-Park. Bestimmt viel zu früh, aber besser als zu spät.

19:15 Uhr. Als ich dank meiner quietschenden Bremsbeläge unüberhörbar ankomme, klatscht die 18:15-Uhr-Truppe gerade ab. Zwölf Bootcamper haben ihre Session hinter sich. Ich packe meinen Helm weg, stelle meine Wasserflasche bereit und friemele an meinen Haaren rum. Eine Frau trinkt erschöpft aus ihrer Flasche und wünscht mir im Gehen augenzwinkernd: „Na dann, viel Spaß!“

19:18 Uhr. Es sind immer noch zwölf Minuten. Die ersten Teilnehmer meiner Gruppe kommen an, stellen ihre Sachen ab und tragen sich fröstelnd in eine Liste ein.

Das Kribbeln in meinem Bauch ist wieder da. Obwohl ich mittlerweile seit einem Jahr mitmache, fürchtet das Wettbewerbstierchen in mir trotzdem zu versagen. Was, wenn alle gute Liegestütze können, nur ich nicht? Wenn ich wegen meiner Wehwehchen eine Extra-Wurst brauche?

bootcamp vorher klein

19:30 Uhr. Es geht los. Wir sind zu zehnt und wie gewohnt überwiegend Frauen. Einige Gesichter kenne ich, mit manchen habe ich schon ein paar Worte gewechselt, eine hat mich auf meinen Blog angesprochen :-). Wir drehen eine kleine Jogging-Runde. Es herrscht eine gewisse Verbundenheit – allein, weil wir uns in nasskalter Dunkelheit freiwillig gegen die Couch entschieden haben.

19:35 Uhr. Es drängt sich der Verdacht auf: Bewegung erzeugt Wärme. Das Lauf-ABC mit Anfersen, Kniehebelauf & Co. hasste ich zu Schulzeiten, doch heute bin ich freiwillig hier und weiß jetzt schon, dass ich mich in 60 Minuten großartig fühlen werde.

Mancher scheitert beim Laufen mit entgegengesetztem Armkreisen. Ich kriege den Kreuzlauf nur mit Tippelschritten hin und stolpere beim einbeinigen Kniehebelauf. Trotzdem herrscht eine lockere Atmosphäre. Der Trainer lobt und hält uns mit seinen Sprüchen bei Laune.

19:45 Uhr. Nach der Erwärmung ist mein Puls bei mindestens 160. Ich ziehe eine Schicht aus. Nicht zum ersten Mal höre ich jemanden neben mir sagen: „Ich bin jetzt schon k. o.!“

Bootcamp wäre nicht Bootcamp, wenn wir nicht an unsere Grenzen und darüber hinaus gehen würden.

19:47 Uhr. Unser Trainer zeigt uns die Übungen für das Zirkeltraining an Parkbänken, auf der Wiese, an Geländern – mit Gummibändern, einer Koordinationsleiter und einem TRX-Schlingentrainer, der über einem Ast hängt. Während wir zuhören, solidarisieren wir uns mit bedeutungsschwangeren Blicken, die sagen wollen: „Oh Gott! Das sollen wir hinkriegen?!“

Die vom Trainer vorgeschlagene Übungsvariation „für den Fall, dass es jemandem zu leicht wird“ ruft leise Lacher hervor. Ich denke: „Ordentliche Liegestütze reichen mir. Einarmige dann beim nächstes Mal!“

19:50 Uhr. Wir trainieren in Zweier-Teams. Beim Wechseln versichern wir uns gegenseitig, wie „übelst anstrengend“ die Übung ist. Doch auch wenn alle schniefen und schwitzen, ist keiner aufgeschmissen. Irgendwie kriegen wir es alle hin. Dazu trägt auch das gegenseitige Anfeuern bei, während wir abwechselnd jumping jacks (Hampelmann), burpees (Liegestützsprung) oder squats (Kniebeuge) machen. Die Anzahl der Wiederholungen müssen wir zusammen schaffen, können sie uns aber auch untereinander aufteilen. Das sorgt unweigerlich für noch mehr Teamgefühl.

Bootcamp ist, zusammen in der Gruppe seine Komfortzone zu verlassen.

Wir gehen zusammen ans Limit und haben auch noch Spaß dabei. Zu Hause würde ich zehn Wiederholungen machen – und das Handtuch (um den Hals) werfen. In der Gruppe mache ich zwanzig. Mit etwas Verschnaufen vielleicht mehr.

19:52 Uhr. Durch die geringe Teilnehmerzahl stehen wir unter ständiger Beobachtung. Unser Trainer korrigiert unsere Übungsausführung, sagt unermüdlich die Zeit an und motiviert uns immer wieder pünktlich einzusteigen.

Da ich mich auf die Ansagen und die Übungen konzentrieren muss, schalte ich automatisch meinen Knetemischer aus. Ich habe keine Zeit darüber zu sinnieren, was andere über meine Technik denken könnten. Jeder hat mit sich zu tun.

Bootcamp ist, nicht nachzulassen, weil die Augen des Trainers wachsam sind.

19:55 Uhr. Nächste Station: Klimmzug. Nicht, dass ich einen könnte. Aber ich hänge wie die meisten von uns mein Knie in ein starkes Gummiband ein und schaffe mit dieser Unterstützung ein paar Wiederholungen. Nach einer halben Minute kämpfe ich, beiße die Zähne zusammen, fluche, höre das Anfeuern des Trainers – und merke die stützenden Hände meiner Partnerin am Rücken. Sie hilft mir, nur noch – ein – ganz – kleines – bisschen – zu – … – halten. „Und Pause! Super!!!“ Als hätte ich die Weltherrschaft an mich gerissen, lobt mich der Trainer.

20:12 Uhr. Der zweite Kreis hat Intervalle mit 40 Sekunden Belastungszeit, aber auch eine längere Pause dazwischen. Ich bin froh über die verschiedenen Schwierigkeitsgrade, mit denen ich die Liegestütze machen kann. Während ich mich auf die Lehne der Parkbank stütze, kämpft sich mein Freund wacker auf dem Boden ab.

20:21 Uhr. Wir steigen einbeinig eine Parkbank hoch und wieder runter. Danach lassen wir uns mit dem gleichen Bein vorn in einen Ausfallschritt absinken und kommen wieder leicht hoch. Nach kurzer Zeit brennt der Oberschenkel. Kurze Pause. Dann wieder weiter. Eigentlich kann keiner mehr, aber was muss, das muss!

Bootcamp ist, Gas zu geben, wenn du eigentlich nicht mehr kannst.

20:25 Uhr. Vorletzte Übung: Rotation für die seitliche Rumpfmuskulatur. Abwechselnd mit dem Partner arbeiten wir mit einem langen Gummiband. Ich schniefe und muss kurz lachen, weil es mir anfangs unmöglich vorkommt. Daraufhin zeigt mir der Trainer eine leichtere Variante mit gebeugten Armen. Ich kämpfe, merke, wie mein ganzer Oberkörper arbeiten muss. Es klappt, ich halte durch und atme theatralisch, als wieder Pause ist.

Bootcamp ist die Hoffnung, dass am Ende nicht noch eine Burpee-Challenge kommt.

20:28 Uhr. Fast geschafft. Unser Trainer erklärt die Abschluss-Challenge. Über seinen Bluetooth-Lautsprecher werden wir Liegestütze zu dem Lied „Sally“ von Moby machen (das sieht dann fast so aus). Wenn die „gute Frau“ „up“ singt, stemmen wir uns im Liegestütz hoch, singt sie „down“ gehen wir tief runter. Ganz einfach. Wir stöhnen und ahnen doch, dass wir es wieder einmal irgendwie überstehen werden. Wie schon letztes Mal.

Zweieinhalb musikuntermalte Minuten später stöhnen wir alle, suchen Gelegenheiten, um uns in einem leichteren Winkel abzustützen, nutzen Parkbänke, Kanten, Vorsprünge, doch ein paar Herren der Schöpfung halten tatsächlich bis zum bitteren Ende durch.

Bootcamp ist, froh über die Übung plank (Unterarmstütz) zu sein, weil du keine Liegestütze machen musst.

20:30 Uhr. Mit einem dicken Schweißfilm auf der Haut und mit hochrotem Kopf klatsche ich erleichtert mit dem Trainer und allen anderen ab. Wieder einmal geschafft. Wieder einmal überwunden.

Das „Kommt nochmal im Kreis zusammen!“ des Trainers lässt uns die Wasserflaschen kurz wegstellen. Wir strecken die Hände übereinander aus.

Trainer: „Ich sage Boot, ihr sagt Camp!

BOOOT!!“

Wir: „CAAAMP!!“

20:40 Uhr. Ich bin auf dem Heimweg und froh, dass ich meine Beine auf dem Rad noch etwas ausstrampeln kann. Mir ist angenehm warm, ich bin entspannt, die negativen Gedanken sind weggeblasen.

Bootcamp ist das Hochgefühl nach 60 Minuten Ganzkörpertraining.

bootcamp


Viele Jahre gingen Patrick und ich regelmäßig Joggen und ins Fitnessstudio. Es war okay, aber wir kamen nie sonderlich voran. Wir wurden auch nie unsere überflüssigen Pfunde los.

Dann entdeckte ich Das Bootcamp in Leipzig und steckte Patrick mit meiner Begeisterung an. Seit über einem Jahr sind wir dort angemeldet und fühlen uns bei den Trainern gut aufgehoben.

Das Training ist sehr intensiv, beansprucht unsere Muskeln, die Koordination sowie die Ausdauer. Wir verbrennen bis zu 900 Kalorien und steigern so langfristig unseren Grundumsatz. Ich verlor innerhalb weniger Monate ein paar Kilos und halte seitdem mein Gewicht. Auch Patrick hält erstmalig in seinem Leben sein Gewicht.

Viele Kurs-Teilnehmer kommen nach einigen Jahren mit anderweitiger Sport-Erfahrung zum Bootcamp. Viele haben versucht mit Joggen oder Radfahren abzunehmen. Warum ein low-intensity-high-impact-Sport wie Joggen nicht zum Abnehmen funktioniert, haben wir in einem anderen Artikel beschrieben. Wir empfehlen dir diesen Artikel, wenn du bisher mit Laufen versuchst ein paar Pfunde zu verlieren. Für alle, die genauer wissen wollen, worauf es beim Sport zum Abnehmen ankommt, empfehlen wir diesen Artikel: Warum Fettverbrennung beim Sport nicht so wichtig ist.

Neben Bootcamp bietet unser Trainerteam in Leipzig noch weitere Trainingskonzepte an, die wir auch ab und an nutzen: TRX (Schlingentraining), Training for Warriors (Ursprünglich für Kampfsportler entwickeltes Kraft- und Ausdauertraining), Functional Circuit (Ganzkörperworkout mit Sandsäcken, Kettlebells, Medizinbällen usw.) und Let’s Bands (Training mit Gummibändern).


Foto: Trainingsgruppe an einem sonnigen Tag von Shutterstock

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