Fitnessstudios: sinnvoll oder sinnlos?

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Als ich vor fast neun Jahren nach Leipzig zog, meldete ich mich kurz darauf in einem Fitnessstudio an. Es wirkte wie etwas, das ich tun sollte. Ich war bei meinen Eltern ausgezogen, stand auf eigenen Füßen, verdiente Geld und war nicht gut in Form. Ich nahm in dieser Zeit sogar kontinuierlich an Gewicht zu. Da ich sonst überhaupt nicht sportlich aktiv war und nicht wusste, was ich hätte anderes tun können, lag es nahe, mich in einem Fitnessstudio anzumelden.

Das Studio war erst Wochen vorher ganz neu eröffnet worden. Billig war es auch. Nur 17 Euro im Monat – zzgl. der versteckten Kosten. Ich ging zweimal pro Woche, häufig gemeinsam mit einem Freund. Wir verausgabten uns überwiegend an den Geräten und strapazierten unsere Muskeln. Er kannte die Geräte, plante die Übungen und zog mich mit. Nach einigen Monaten spürte ich, wie die Muskeln langsam wuchsen. Motivation war zu diesem Zeitpunkt kein Problem – außer, wenn ich allein gehen musste. Alles in allem war das die einzige gute Phase, die ich jemals in einem Fitnessstudio hatte.

Nach einem Jahr verließ der Freund die Stadt und das billige Studio fand immer mehr Mitglieder. Es wurde jede Woche voller. Die Leute warteten an den Geräten, von denen viele mittlerweile kaputt waren und nicht repariert wurden. Der stechende Schweißgeruch war auch nicht motivierend.

Als ich innerhalb Leipzigs umzog, wechselte ich das Studio und war nun bereit, mehr zu bezahlen. Ich hoffte, dieses würde nicht so voll sein und die Geräte würden funktionieren. Dem war auch so. In diesem Fitnessstudio war ich dann ungefähr fünf Jahre lang angemeldet. Mit dem Monatsbeitrag und der „Getränkepauschale“ ließ ich dort monatlich 60 Euro. In fünf Jahren zahlte ich folglich etwa 3.600 Euro, um dort trainieren zu dürfen.

Meine Fitness ist mir das wert! Allerdings wurde ich in der Zeit nicht fit, sondern immer dicker und unsportlicher. Das Fitnessstudio besuchte ich nur noch phasenweise. Mal war ich motiviert und ging bis zu dreimal pro Woche. Dann wieder ging ich ein halbes Jahr gar nicht hin. War ich mal dort, dann versuchte ich mich an einer Mischung aus Kraftsport und Konditionstraining. Für die Kraft machte ich einfach das, wonach mir gerade war. Zwischen den Übungen las ich Zeitung – so wie andere auch. Für die Kondition nutzte ich Laufbänder, Fahrräder und Crosstrainer. Es war unfassbar langweilig. So dauerte es nie lange, bis ich wieder die Lust verlor. Das war auch noch so, nachdem ich 60 Kilogramm abgenommen hatte (das Fitnessstudio hat damit allerdings wenig zu tun).

Vor meiner Weltreise meldete ich mich endlich ab. Es war die Gelegenheit, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu ziehen. Danach meldete ich mich nicht wieder an. Heute habe ich meine Alternativen, die ich dir in diesem Artikel vorstelle.

Was gegen Fitnessstudios spricht

Du kannst dir an dieser Stelle schon denken, dass ich kein großer Freund von Fitnessstudios bin. Für mich haben sie einfach nicht funktioniert. Und jetzt zeige ich dir, warum.

1. Ein Vertrag macht dich nicht fit

Der Vertrag ist schnell abgeschlossen und gibt dir das gute Gefühl, schon etwas getan zu haben. Du bist den ersten Schritt gegangen. Aber genau genommen, bist du das nicht! Einen Vertrag abzuschließen, ist der leichteste Teil. Die harte Arbeit beginnt erst danach. Es ist wie mit jedem guten Vorsatz: In unseren Gedanken fühlt sich alles ganz leicht an. Wir sind euphorisch und glauben, dass wir ab dem 1. Januar ein ganz neuer Mensch werden. Aber ob du es durchhalten kannst, zeigt sich erst, wenn du anfängst. Ein paar Wochen später wird abgerechnet. Dann läuft der teure Vertrag allerdings schon, aus dem du für mindestens 12 Monate nicht mehr herauskommst.

Dieses Problem gibt es nicht nur bei Fitnessstudios, sondern bei allen sportlichen Alternativen, für die du eine längere Verpflichtung eingehst. Bei anderen fällt es dir aber vielleicht leichter, der Verpflichtung wirklich nachzukommen.

2. Die Lösung ist nicht nachhaltig

Wir wissen, dass wir irgendwie Sport machen sollten, haben aber keine Ahnung wie. Also melden wir uns in einem Fitnessstudio an, dann wird sich alles von selbst regeln. So ging es mir damals! Doch heute glaube ich nicht mehr, dass das eine nachhaltige Antwort auf unsere Probleme ist.

Eine gesunde Lebensweise beginnt im Kopf. Wenn du dich ungesund ernährst und dich irgendwie dazu überwindest, hin und wieder ins Fitnessstudio zu gehen, dann wirst du damit keine Wirkung erzielen – schon gar nicht langfristig. Du wirst schnell die Lust daran verlieren. Du erinnerst dich, dass ich immer dicker und unsportlicher wurde, obwohl ich in einem Fitnessstudio angemeldet war.

Du brauchst also viel mehr als einen Vertrag. Bei dir muss ein Umdenken einsetzen. Das gelang mir irgendwann. Ich setzte mich auf eine dramatische Diät (kann ich heute nicht mehr empfehlen) und hatte einen richtigen Lauf! In der Winterzeit ging ich auch wieder häufiger ins Fitnessstudio. Ich hatte immer noch keinerlei Spaß an den Übungen, aber ich war wie in einem Abnehmrausch, daher ging es für eine Weile gut. Als ich mein Gewicht runter hatte, ließ die Motivation aber wieder stark nach. Es war einfach zu langweilig.

3. Du zahlst immer – ob du hingehst oder nicht

Fitnessstudios leben von den Mitgliedern, die nicht oder selten hingehen. Das Studio ist nicht daran interessiert, dass du regelmäßig kommst. So erging es mir. Ich ging monatelang gar nicht hin, manchmal ein halbes Jahr am Stück. Schließlich gibt es genügend Ausreden! Das waren dann 300 Euro Mitgliedsbeitrag für die schwache Hoffnung, in der nächsten Woche endlich wieder trainieren zu gehen.

Ich höre häufig das Argument, dass man motiviert sei, weil man schon bezahlt habe und für das Geld einen Gegenwert haben möchte. Vielleicht animiert dich das dazu, einmal öfter hinzugehen. Doch das hält nicht lange an. Sobald du ein paar Tage ausgelassen hast, reißt du deine Gewohnheit und dann ist es auch egal, ob du schon bezahlt hast. Du zahlst sogar weiter fürs gute Gewissen.

Natürlich müsstest du überhaupt nicht dafür bezahlen, Sport treiben zu dürfen. Das kannst du alles auch kostenlos haben. Vielleicht kannst du mit dem Geld etwas Besseres anfangen und dich trotzdem bewegen. Ich treibe heute kostenlos Sport, zahle aber für einige Alternativen etwas, weil sie mir besonderen Spaß bereiten.

4. Der Zeitaufwand ist hoch

Mehrmals pro Woche in ein Studio zu gehen, ist ein hoher Zeitaufwand. Je weiter der Weg zum Fitnessstudio ist, desto häufiger wirst du das Training auslassen, denn im Alltag kommt immer etwas dazwischen, das dich von langen Wegen abhält. Dieser Aufwand ist schließlich ein hoher Widerstand. Es gibt Möglichkeiten, diesen Widerstand zu verringern (die Tasche vorher packen, direkt von der Arbeit aus hingehen, ein Studio in Laufdistanz wählen), aber du vermeidest ihn komplett, wenn du deine Übungen zu Hause machst.

Mein Studio lag damals sehr nah an meiner Wohnung. Ich konnte in wenigen Minuten hingehen. Trotzdem musste ich alles in allem zwei Stunden für ein Training einrechnen.

Auch das Training selbst kann aufwendig sein, da du von Gerät zu Gerät wechseln musst. Teilweise musst du darauf warten, dass ein Gerät frei wird – vor allem im Januar, wenn alle noch ihre guten Vorsätze ausleben. Ein selbst erstelltes Zirkeltraining, das du zu Hause mit deinem Eigengewicht durchführst, ist effizienter.

5. Du brauchst keine Geräte

Viele Menschen glauben, sie bräuchten Geräte, um Sport zu treiben. Ich glaubte das auch. Deshalb ging ich ins Fitnessstudio und deshalb kaufte ich mir Hanteln, die ich nie ernsthaft verwendete. Dieses Denken hält uns jedoch vom Sport ab. Anstatt anzufangen, müssen wir noch eine Klimmzugstange kaufen oder einen Gummiball, ein Fitnessband, Hanteln oder gar einen Heimtrainer. Wenn wir das alles haben, können wir endlich Sport machen!

Oder wir gehen einfach ins Fitnessstudio. Ein Studio nimmt dir gefühlt die Verantwortung dafür ab, dein Training zu planen. Schließlich gibt es so viele Alternativen an so vielen Geräten. Doch wenn du nur dort bist, um irgendetwas zu machen, kommt sehr wahrscheinlich nicht viel dabei heraus. Ich war immer planlos im Fitnessstudio, hatte wenige Erfolge vorzuweisen und jeweils schnell wieder die Lust verloren.

Das muss nicht unbedingt gegen ein Fitnessstudio sprechen, aber ganz ohne Plan kommst du auch dort nicht aus. Du musst dir in jedem Fall selbst Gedanken darüber machen, was du erreichen möchtest und mit welchen Übungen du dieses Ziel verfolgen willst.

Wenn du dir diesen Plan sowieso machst, sind Geräte jedoch überflüssig. Sie mögen nützlich sein, wenn du große Ziele verfolgst und deine Arme aufpumpen möchtest, doch für ein grundsätzliches Training benötigst du keinerlei Ausrüstung. Kraftübungen kannst du ausschließlich mit deinem Eigengewicht durchführen. Wenn du noch ein Fitnessband hinzunimmst, erhöht sich die Zahl der möglichen Übungen noch einmal deutlich. Fürs Joggen, Radfahren oder Treppensteigen benötigst du ebenfalls keine Geräte. Nicht einmal im Winter. Klar, wenn Schnee liegt, wird es mit dem Radfahren schwierig. Aber wegen zwei Wochen Schnee gleich einen Jahresvertrag abschließen?

6. Das Umfeld ist nicht motivierend

Während meiner Zeit in Fitnessstudios bestand ein großer Teil der Leute aus Menschen wie mir, die wenig Plan und genauso wenig Motivation besaßen. Sie fuhren gelangweilt auf den Rädern oder saßen noch gelangweilter an den Geräten. Zwischendurch stemmten sie ein paar Gewichte. Inspiriert fühlte ich mich dort nie.

Natürlich saß nicht jeder nur schlaff herum. Es gab auch eine Menge Leute, die es ernst meinten und richtig pumpten. Aber identifizieren konnte ich mich auch mit ihnen nicht. Ich hatte weder Muskeln vorzuweisen, noch das Ziel, dicke Arme zu bekommen. Ich wollte grundsätzlich fit und schlanker sein.

Diese Argumente gegen Fitnessstudios müssen keine Ausschlusskriterien sein. Sie sind meine Erfahrungswerte, die mich selbst davon abhalten, weiterhin solche Studios aufzusuchen. Mach du dir dein eigenes Bild, aber sei dir dieser Argumente bewusst, bevor du dir einen Vertrag ans Bein hängst.

Wann Fitnessstudios nützlich sein können

Ich möchte die Welt nicht nur in schwarz und weiß malen. Auch wenn Fitnessstudios für mich nicht funktionierten, habe ich Freunde, für die es genau richtig ist. Auf sie trifft jeweils mindestens eine der folgenden Situationen zu.

1. Sie gehen nicht allein

Ich hatte meine beste Zeit im Fitnessstudio, als ich mit einem Freund ging, der einen Plan hatte und ein Ziel verfolgte. Er war selbst motiviert und zog mich mit. Wir hatten feste Tage, an denen wir ins Fitnessstudio gingen. Ich musste mich nie dazu motivieren. Wenn du so jemanden an deiner Seite weißt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du dauerhaft hingehst und dass du dort auch deine Zeit effizient nutzt.

2. Sie haben einen Plan

Du brauchst nicht unbedingt einen Freund zum Trainieren. Aber du brauchst einen Plan. Erstelle dir vor jedem Training – oder zumindest einmal im Monat – einen Trainingsplan, den du ganz genau verfolgen kannst. Setze dir Ziele und dokumentiere deine Fortschritte. Wenn du dir zusätzlich auch feste Termine in deinem Kalender freiräumst, die für dich bindend sind, dann kann es für dich klappen!

3. Sie nehmen an Kursen teil

Ich habe derzeit keinen Freund, der mich im Fitnessstudio mitziehen könnte und ich weiß von mir selbst, dass ich zu wenig Lust habe, ständig über meinen Trainingsplan nachzudenken. Das einzige Argument, das mich noch in ein Fitnessstudio treiben könnte, sind die dort angebotenen Kurse. In guten Studios gibt es eine große Auswahl an Kursen von Yoga, über Spinning bis Zumba. Da du dich dort für Termine einschreiben musst, erhöht sich die Verbindlichkeit für dich. Außerdem werden die Termine effizient genutzt und unter Aufsicht von Trainern kannst du nicht viel falsch machen.

Wenn eine dieser Situationen auf dich zutrifft, mag ein Fitnessstudio funktionieren. Doch wenn du nur allein und ohne Plan lustlos in die Pedalen trittst oder Gewichte stemmst, befürchte ich, dass du bald die Motivation verlierst und in deinem Vertrag feststeckst. Ich würde hier allerdings nicht so negativ schreiben, wenn ich keine Alternativen hätte. Ich möchte ja schließlich nicht vom Sport abraten, sondern nur von dem Traum, in einem Fitnessstudio tatsächlich fit zu werden. Meine Erfahrungen mit Alternativen zeige ich dir im nächsten Artikel.

Wie sind deine Erfahrungen mit Fitnessstudios?

 

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