Warum du nicht so lebst, wie du willst, obwohl du weißt, wie es geht

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Da wir über einen gesunden Lifestyle schreiben, begegnen wir immer wieder Menschen, die in ihrem Leben etwas verändern möchten. Viele von ihnen schmieden große Pläne, setzen diese aber nie in die Tat um. Stattdessen lesen sie immer mehr Bücher, kaufen Online-Kurse und gehen zu Konferenzen. Sie sind auf der Suche nach einer noch spezielleren Diät oder nach dem Geheimnis für die erfolgreiche Karriere als Selbständige. So als würde ihnen nur noch ein bisschen Wissen fehlen, um endlich durchstarten zu können.

Doch für gewöhnlich braucht man nicht viel zu wissen. Ja, das Leben ist in manchen Angelegenheiten komplex, aber wenn man das Wesentliche zusammenfasst, ist es schnell erzählt. Deshalb sind unsere letzten Bücher ziemlich kurz geraten. „Abgespeckt“ umfasst gerade einmal 96 Seiten, dabei sind übers Abnehmen schon Millionen Seiten geschrieben worden. „Ausgezuckert“ ist nur 84 Seiten lang. Selbst die Titel unserer Bücher sind kurz, weil das völlig ausreicht.

Wenn ich meine Ziele nicht erreiche, liegt das für gewöhnlich nicht an mangelndem Wissen, sondern an meinem Verhalten. Ein menschliches Verhalten, wie ich finde, denn wir sind nicht dafür gemacht, uns ständig zu verändern. Deshalb fällt es uns schwer und deshalb leben viele Menschen nicht so, wie sie es gern möchten, obwohl sie es könnten. Hier sind fünf Merkmale dieses Verhaltens, mit dem wir unsere eigenen Vorsätze sabotieren. Vermutlich erkennst du dich darin wieder.

1. Du überschätzt dein zukünftiges Ich

„Wenn ich erst mal neue Laufschuhe habe, dann jogge ich jeden Tag.“

Jeder ahnt, dass große Veränderungen schwer sind, weil viele Menschen an ihnen scheitern. 19 von 20 Diäten enden im Jojo-Effekt und auch bei Selbständigen ist die Erfolgschance nicht viel besser. Dennoch glaubt jeder, willensstärker und fleißiger zu sein als alle anderen. Gleich morgen geht’s los!

Doch Selbstüberschätzung ist schon ein erstes Symptom des Scheiterns. Ich kenne das selbst. Früher nahm ich mir häufig vor, morgen mit dem Hungern anzufangen. Noch heute plane ich, mich morgen endlich mal um die Steuer zu kümmern oder mich dem Online-Dating zu widmen. Morgen fühlt sich alles leicht an. Mein zukünftiges Ich ist in meiner Vorstellung ein besserer und leistungsfähigerer Mensch als mein heutiges Ich.

Über diesen sogenannten Zukunftsoptimismus schrieb ich vor einiger Zeit in dem Text „Morgen fange ich an“. Mein Fazit lautete schon damals: Wichtige Veränderungen, die wir auf morgen verschieben, können wir gleich bleiben lassen. Wenn wir heute nicht die Motivation für etwas aufbringen, wird es morgen genauso sein. Wir bleiben der gleiche Mensch, mit den gleichen Schwächen. Der einzig richtige Moment für eine Veränderung ist jetzt.

Wie sieht es bei dir aus? Bist du jetzt bereit für deine Veränderung?

2. Du lässt dich von Widerständen aufhalten

„Wenn ich mal wieder mehr Zeit habe, dann schreibe ich ein Buch!“

Der Grund dafür, weshalb wir uns so schwer tun, etwas anzupacken und es lieber auf morgen verschieben sind die Widerstände. So nennt sie Steven Pressfield in seinem Buch The War of Art. Sie sind ein Überbegriff für alles, was uns davon abhält etwas umzusetzen, das uns eigentlich wichtig ist.

Zu den typischen Widerständen gehören Ängste, Selbstzweifel, Zeitmangel, Bequemlichkeit und beim Abnehmen auch Hunger oder mangelnde Kochkünste. Sie alle sind Teil der menschlichen Natur. Es gibt keinen Grund so zu tun, als wären sie nicht da, und du brauchst dich nicht dafür zu schämen „faul“ zu sein. Aber du musst mit diesen Widerständen rechnen.

Vermutlich weißt du das schon, solltest du vor einer Minute versucht haben jetzt mit deiner Veränderung zu beginnen. Wahrscheinlich fielen dir sofort genügend Gründe ein, weshalb es ausgerechnet jetzt nicht geht. Das sind die Widerstände. Jeder kennt sie, jeder lässt sich von ihnen lähmen. Erfolgreich sind nur jene Menschen, die ihre Lethargie abschütteln und trotz aller Widerstände weitermachen.

Welche Gesichter nimmt dein Widerstand an? Identifiziere sie und überlege dir, wie du den Widerstand senken oder umgehen kannst. Manchmal lassen sie sich leicht aus dem Weg räumen. Du isst zu viele Süßigkeiten statt Obst? Verbanne alle ungesunden Lebensmittel aus deinem Haushalt und kaufe Obst immer auf Vorrat ein. Dein Essverhalten wird sich dadurch fast von selbst verändern.

3. Du passt dein Umfeld nicht an

„Heute ist gerade schlecht, aber morgen fang ich an.“

Falls du abnehmen möchtest, ernährst du dich bisher vermutlich nicht optimal. Dein Vorratsschrank ist voll mit Süßigkeiten, auf dem Weg zur Arbeit hältst du gern beim Bäcker an und auch deine Freunde leben dir nicht gerade die gesündeste Ernährung vor. Wenn du dich selbständig machen willst, bist du bisher wahrscheinlich angestellt. Deine Kollegen sind – naturgemäß – in der gleichen Firma beschäftigt, deine Freunde arbeiten wahrscheinlich ebenfalls von 9 bis 17 Uhr und deine Eltern freuen sich, dass du einen sicheren Job hast. In beiden Fällen lebst du in einem Umfeld, das zu deinen alten Gewohnheiten passt. In dieser Umgebung ist es für dich leichter, weiter ungesund zu essen bzw. jeden Tag ins Büro zu gehen, als dein Verhalten zu ändern.

In diesem Umfeld brauchst du unverhältnismäßig viel Willenskraft. Erzähle mal einem Fast-Food-Junkie etwas von gesunder Ernährung oder einem Beamten etwas von Selbständigkeit. Mit Unterstützung brauchst du von denen nicht zu rechnen. Im Gegenteil, sie leben dir weiterhin genau das vor, was du hinter dir lassen möchtest. Das ist so, als würde man einem Schokoladensüchtigen eine Schokolade vor die Nase halten. Wie lange soll das gutgehen?

Bei jeder Veränderung musst du folglich auch dein Umfeld anpassen. Willst du abnehmen, musst du deine Vorratsschränke ausmisten und brauchst vielleicht auch ein paar Vorbilder, die dir zeigen, wie man sich im Alltag gesund ernährt. Wenn du dich selbständig machen möchtest, solltest du dich mit anderen Menschen umgeben, die die gleiche Mentalität haben. Vor allem diese soziale Unterstützung ist es, die dich im Moment des Zweifelns bei der Stange hält.

4. Deine Ziele liegen zu weit in der Zukunft

„Ich muss mich erst mal einlesen.“

Bei jeder großen Veränderung brauchst du ein Ziel, das dich motiviert. Du brauchst ein Warum. Vielleicht möchtest du dich in deinem Körper wohl fühlen oder attraktiv für andere sein. Möglicherweise willst du deine Arbeitszeit freier einteilen können oder an etwas Sinnvollerem arbeiten als in deinem Job. Diese Ziele sind wichtig, aber sie haben einen Nachteil: Sie liegen zu weit in der Zukunft. Es dauert Monate oder Jahre, bis du sie erreichst. Das ist zu lange, um dich heute zu motivieren.

Warum sonst beginnen Übergewichtige nicht sofort mit ihrer gesunden Ernährung, obwohl ihr Schmerz ziemlich groß sein dürfte? Sie wissen, dass sie ihr Problem heute nicht gelöst bekommen. Da scheint es egal zu sein, ob sie noch einmal in die Chipstüte greifen. Bei der Selbständigkeit ist es genauso: Bis du mit deiner Idee Geld verdienst, vergehen vielleicht Jahre, warum also ausgerechnet heute dafür arbeiten?

Bei Veränderungen brauchen wir etwas, das uns sofort motiviert. Deshalb sind wir keine Freunde von großen Zielen, sondern von kleinen Verbesserungen. Besser werden können wir nämlich jeden Tag. Wir können heute ein Glas Wasser mehr trinken als gestern oder eine frische Mahlzeit kochen statt das Fertiggericht in die Mikrowelle zu schieben. Auch in unserer Arbeit erreichen wir immer wieder kleine Etappenziele, indem wir eine Rezeptsammlung oder einen Zucker-Kurs veröffentlichen.

Diese schnellen Erfolge sind es, die uns sofort motivieren, um das nächstgrößere Ziel anzugehen. Wie kannst du dein Verhalten so anpassen, sodass dir die Veränderung sofort Spaß macht?

5. Du hast keine neuen Routinen

„Ab morgen wird gehungert.“

Veränderungen sind schön und gut, aber wenn du sie nicht mit Routinen untermauerst, werden sie ein kleines Strohfeuer bleiben. Nicht umsonst heißt es, der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Deshalb ist es schwer, nachhaltig etwas zu verändern. Deshalb fallen Übergewichtige nach einer Diät in alte Routinen zurück und deshalb liegen Blogs brach, die erst vor wenigen Wochen mit Trompeten und Posaunen das Licht der Welt erblickt hatten.

Klar kannst du mit einem Schwung Motivation in kurzer Zeit viel bewegen. Doch damit du dran bleibst, brauchst du neue Gewohnheiten, also ein Verhalten, das sich ständig wiederholt, ohne es immer wieder infrage zu stellen. Zum Abnehmen empfehlen wir 10 Gewohnheiten, z. B. Wasser trinken und selbst zu kochen. Für selbständige Unternehmer könnten es wiederkehrende Aufgaben wie tägliche Kundenakquise oder eine bestimmte Zahl geschriebener Wörter sein.

Das mag langweilig klingen, doch es wirkt. Erst wenn dir das gelingt, will dein Kopf nicht immer wieder zurück in die alten Routinen, von denen du loskommen möchtest. Du musst ihm etwas Neues antrainieren. Dafür brauchst du Geduld, Achtsamkeit und ein passendes Umfeld mit sozialer Unterstützung.

Egal, was du erreichen möchtest: Wenn du dich schon eine Weile mit deinen Zielen auseinandersetzt, wirst du längst wissen, was zu tun ist. Du weißt, wie eine gesunde Ernährung aussieht und dir ist klar, worauf es in deiner Wunschkarriere ankommt. An fehlendem Wissen liegt es sicher nicht, wenn du noch auf der Stelle trittst, sondern an deinem Umgang mit der Veränderung.

Bevor du also die nächste Fitnesszeitschrift oder das nächste Konferenzticket kaufst, überlege dir, ob du damit nicht wieder nur die eigentliche Arbeit aufschiebst. Veränderungen sind nun einmal schwer. Das muss so sein. Wir Menschen halten an Dingen fest, die wir gewohnt sind – selbst wenn sie uns schaden. Aber dieser Lethargie musst du dich nicht ergeben. Stattdessen kannst du:

  • Jetzt beginnen
  • Die Widerstände reduzieren
  • Dein Umfeld anpassen
  • In kleinen Schritten denken
  • Neue Routinen etablieren

Wenn du dennoch mal deinen Schwung verlierst und wieder unmotiviert bist, beginne von vorn.


Foto: Müde Frau von Shutterstock

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