In vielerlei Hinsicht lebe ich im Luxus. Ein ganz großer Luxus ist für mich, mir die Menschen in meinem Umfeld aussuchen zu können. Ich muss mich nicht mit jedem herumschlagen, der mir vor die Nase gesetzt wird. Mit den meisten Menschen verbringe ich Zeit, weil ich es so will.
Seit ich diese Freiheit habe, geht es mir besser. Ich bin ausgeglichener, ärgere mich selten, verliere nicht so schnell meine Energie, mein Selbstwertgefühl steigt. Die Menschen in meinem Umfeld haben einen großen Anteil daran. Sie interessieren sich für mich, helfen mir, freuen sich für mich und sind ehrlich zu mir. Kurz gesagt: Sie sind Menschen mit einem guten Herzen.
Diese Erkenntnis kam mir erst vor ein paar Wochen. Seitdem lässt sie mich nicht mehr so richtig los. Mit dieser Idee im Hinterkopf wird es mir wahrscheinlich noch besser gelingen, schnell zu erkennen wer gut für mich ist und wer nicht.
Mithilfe der gutherzigen Jasmin habe ich mich anschließend gefragt, was einen Menschen mit gutem Herzen eigentlich ausmacht. Für jede gutherzige Eigenschaft gibt es ein weniger gutes Gegenbeispiel, das so naheliegend ist, dass ich beide einfach mal gegenüberstellen möchte:
Woran du Menschen mit einem guten Herzen erkennst | Eigenschaften von Menschen mit weniger gutem Herzen |
Sie helfen dir uneigennützig | Sie nutzen dich aus |
Sie ruhen in sich selbst | Sie ärgern sich über jede Kleinigkeit |
Du fühlst dich nach einer Begegnung besser als vorher | Du fühlst dich nach einer Begegnung schlechter als vorher |
Sie hören gut zu | Sie reden nur von sich selbst |
Sie können anderen vergeben | Sie sind rachsüchtig |
Sie sind bescheiden | Sie glauben, ihnen stünde mehr zu |
Sie sind ehrlich zu dir | Sie belügen und täuschen dich |
Sie interessieren sich für dich | Sie interessieren sich für sich |
Sie freuen sich für dich | Sie sind schadenfroh |
Sie wollen dein Bestes | Sie wollen nur „dein Bestes“ (= ihr Bestes) |
Sie zeigen dir Anerkennung | Sie kritisieren dich bei jeder Gelegenheit |
Sie akzeptieren andere Menschen wertfrei | Sie äußern sich abwertend über andere |
Sie sind selbstkritisch | Sie glauben, immer im Recht zu sein (wissen alles besser) |
Sie erkennen, was du brauchst und geben es dir | Sie teilen nicht, sondern sind auf ihren eigenen Vorteil bedacht |
Sie sehen in anderen Menschen das Gute | Sie sind zynisch und haben eine „Die-Welt-ist-schlecht-Mentalität„ |
Sie übernehmen Verantwortung für sich und andere | Sie schieben anderen die Schuld zu und sehen sich als Opfer |
Sie sind fleißig und geben ihr Bestes. | Sie lassen andere die Arbeit machen |
Sie sind offen dir gegenüber | Sie verheimlichen dir Dinge |
Sie stellen geringe Erwartungen an dich | Sie erwarten nicht weniger, als dass du sie glücklich machst |
Sie reden nicht über andere Menschen | Sie lästern über ihre Mitmenschen |
Sie ändern Dinge, die ihnen nicht gefallen | Sie meckern über Dinge, die ihnen nicht gefallen |
Sie sorgen sich um das Wohl anderer Menschen und Lebewesen | „Was geht mich das Elend der anderen an?“ |
Sie bringen liebe Menschen zusammen | Sie sind eifersüchtig und wollen ihre Freunde nur für sich haben |
Sie sind Geber (oder Tauscher) | Sie sind Nehmer |
Nicht jeder hat ein gutes Herz, weil er mal jemandem hilft. Genauso wenig ist jemand ein schlechter Mensch, wenn er mal egoistisch ist oder meckert. Ich halte mich für einigermaßen gutherzig, finde mich aber teilweise in der rechten Spalte wieder. Menschen sind nicht eindimensional, nicht schwarz oder weiß, sondern komplexe Wesen. Aber ich stelle fest, dass ich mich am liebsten mit Menschen umgebe, die sich durch Eigenschaften in der linken Spalte auszeichnen. Je mehr Eigenschaften jemand aus der rechten Spalte mitbringt, desto schneller gehe ich auf Abstand. In diesem Fall kann keine tiefe Beziehung entstehen, wie ich sie mir wünsche.
Grundsätzlich glaube ich, dass die meisten Menschen ein gutes Herz haben. Häufig liegt es jedoch vergraben unter einem geringen Selbstwertgefühl, Erziehung, negativen Erfahrungen oder der Angst verletzt zu werden. Manchmal muss man nur tief genug graben. Für mich selbst kann ich sagen: Je besser ich mich fühle, je offener ich bin, je höher mein Selbstwertgefühl ist, desto häufiger kann ich mein gutes Herz zeigen.
Finde ich schwierig, weil die rechte Seite der Tabelle suggeriert, jedes Attribut darin mache einen schlechten Menschen aus jemand.
Ich habe gute Freunde die schonmal neidisch auf mich waren und das war OK. Mit anderen hatte ich Gespräche in denen sie mir Dinge gesagt haben die ich nicht hören wollte und nach dem Treffen fühlte ich mich schlecht: Das war OK weil ich auf einem falschen Pfad war und glücklicherweise Freunde hatte die mir das ehrlich gesagt haben.
Ein Punkt auf der rechten Seite ist „Sie erwarten nicht weniger, als dass du sie glücklich machst“ und, Hand auf’s Herz, führt nicht die gesamte linke Spalte zu Menschen die genau das durch diese Attribute für einen selbst tun?
Ich habe in den letzten zwei Jahren unheimlich viele negative Freundschaften einschlafen lassen und das war auch gut so, aber man sollte schon auch aufpassen aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen: Die besten Freunde die ich habe sind die, die meine eigenen Unzulänglichkeiten annehmen und mich so akzeptieren wie ich bin und so ein Freund möchte ich auch für Andere sein!
Hi Marc,
ich sage ja im Artikel, dass niemand ein schlechter Mensch ist, weil ein paar dieser Eigenschaften zutreffen. Ich sehe mich selbst teilweise in der rechten Spalte und auch auf meine Freunde trifft das eine oder andere zu.
Wie so oft sehe ich diesen Artikel als einen Gedankenanstoß.
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
ich finde, gerade die Tatsache, dass Menschen eben nicht schwarz und weiß sind, macht es umso schwieriger.
Wenn ein Mensch mit gutem Herzen dieses unter vielen Schichten Kummer begraben hat, kann ich mich dennoch unwohl in der Nähe der Person fühlen. Andererseits fühle ich mich aber auch verantwortlich dafür, der Person zu helfen. Das tut manchmal richtig weh.
Lieber Gruß,
Philipp
Hi Philipp,
klar, wenn jemand nicht so gutherzig ist, weil es ihm schlecht geht, ist das für mich auch unangenehm. Ich sehe meine Verantwortung auch nicht darin, diese Schichten des Kummers zu durchwühlen. So tief werde ich meist gar nicht gucken können und wenn ich das bei jedem täte, wäre ich wahrscheinlich bald selbst sehr unglücklich.
Ein schöner Beitrag – nicht nur um herauszufinden, ob jemand ein gutes Herz hat, sondern vor allem auch, um immer weiter an sich selbst zu arbeiten. Die Liste drucke ich mir aus :-)
Liebe Grüsse
Ariana
Ausdrucken ist immer ein besonderes Lob :-)
Hallo meine Lieben,
der Beitrag hat mich angesprochen, da ich zuletzt das Thema Herzensweisheit für mich entdeckt habe. Ich glaube ganz fest daran, dass es uns besser geht wenn wir uns mit mehr Menschen umgeben, die uns gut tun. Es ist manchmal gar nicht so einfach langjährige Freundschaften zu hinterfragen. Irgendetwas sträubt sich akut in mir eure Gegenüberstellung auf meine aktuellen Bekanntschaften anzuwenden und zu schauen, ob ich nicht doch noch Menschen im Umfeld habe, von denen ich nur gerne denken würde, dass sie mir gut tun.
Ein gutes Herz nach eurer Definition ist auf jeden Fall etwas, was auch mich sehr anspricht und mir gut tut.
Ich musste bei dem Thema auch sofort an Move Meta denken. Schaut mal hier: http://de.movemeta.org/
Selbstliebe als erster Schritt zu einem guten Herzen? =)
Liebe Grüße,
Christopher
Hi Christopher,
ich würde auch nicht empfehlen, nun gedanklich alle Freundschaften hinsichtlich der positiven und negativen Eigenschaften abzuklopfen. So berechnend bin ich selbst nicht. Aber es mag ein guter Anstoß sein, wenn vieles im Argen liegt.
Schöner Artikel, er trifft es bei mir genau, leider entgegengesetzt: ich muss fast täglich im Job Zeit mit Leuten verbringen, die mir nicht gut tun und mein Befinden darunter leidet. Leider habe ich ich momentan keine Alternative, zumindest auf die Schnelle nicht. Aber ich schätze, es geht vielen so. Die wenigsten haben doch das Glück, sich ihr Umfeld aussuchen zu können?!
Wie ich für mich am besten damit umgehe, dass es eben nicht auf meine Gesundheit geht, daran arbeite ich…. nicht einfach.
Liebe Grüsse,
Hella
Hi Hella,
klar, schnelle Alternativen gibt’s meistens nicht. Und es kann schon sein, dass die meisten sich ihr Umfeld nicht aussuchen können. Aber das ist auch recht kurz gedacht. Vielleicht gibt es für jeden langfristige Lösungen.
Lieber Patrick,
ja, das Leben ist nicht schwarz weiß, so wie ich es auch nicht bin. Habe ich ein gutes Herz? Mal ja, mal nein. Grundsätzlich behandele ich andere Menschen aber so, wie ich gerne selbst behandelt werden möchte. Gemäß dem Motto „sei du selbst die Veränderung, die du gerne hättest“ frei geklaut von ähem…wem eigentlich Ghandi?
Glücklicherweise kann ich es mir ebenfalls leisten, die Menschen, mit denen ich Zeit verbringen möchte, auszusuchen und wenn das dann noch umgekehrt so ist, um so besser…..
Mir hilft ebenfalls, dass ich begriffen habe, dass die Menschen nicht so sein müssen, wie ich das gerne hätte und das macht mich dann anderen gegenüber toleranter. Ich habe einige Bekannte, die reine Nervensägen sind. In einer guten Dosierung aber sehr angenehm und hilfreich.
Mein Freund, der genauso empfindlich wie ich ist (wir haben kein dickes Fell, sondern leiden zu schnell unter manchen Mitmenschen), sagte mir, er unterteile die Menschen in harmlos und gefährlich. Die Harmlosen lassen mich so sein, wie ich bin. Die Gefährlichen treten mir zu nahe, indem sie von mir Dinge einfordern (wie ich sein soll, was ich für sie tun soll), die sie gar nicht von mir verlangen dürfen, weil sie dabei meine Persönlichkeitsrechte untergraben. Gerade bei Menschen, die ich mag, merke ich das manchmal zu spät. Dagegen hilft der Satz: „Sein Problem, nicht meines.“ – eine gesunde Abgrenzung. Ich helfe sehr gerne – aber das muß ich freiwillig tun dürfen.
Nimm einen Menschen so an wie er ist.
Wenn du jemanden ändern willst versuche erst dich zu änderen.
Übersehe die Fehler der anderen.Siehe wenn du Fehler suchst auf deine Fehler die du hast.
Versuche zu helfen wenn es dir möglich ist.
Oft reicht es wenn du nur ihm zu hörst oder ein Freundliches Wort zu ihm sagst.
Was ist Gut was ist Schlecht ?
Ich versuche immer einen Mittelweg zu gehen.Aber leider werde ich all zu oft nur ausgenutzt und entäuscht.
Oder ich spreche selten über mich und höre doch lieber zu.
Denn ich denke das der andere viel mehr leid als ich erfahren habe.Und da kann ich mir die zeit nehmen auch einmal zu hören.
Oft so habe ich festgestellt wenn ich auf der Strasse oder im geschäft freundlich bin werde ich oft wie ein Mensch vom andere Stern angesehen.
ich bin ein böser Mensch
Das bringt es auf den Punkt.
Ein sehr schöner Artkel!