Mit großen Schritten gehen wir auf das Jahresende zu. Das ist nicht nur die Zeit der Feierlichkeiten, sondern auch die Zeit der guten Vorsätze. Bei vielen Menschen soll im nächsten Jahr alles besser werden. Ganz vorne auf der Wunschliste stehen „Stress abbauen“, „mehr Sport“ und „mehr Zeit für Freunde, Familie und sich selbst“. Gleich am 1. Januar geht’s los!
Gehörst du auch zu diesen Menschen? Bist du kurz vor Silvester noch voller Elan? Dann habe ich schlechte Nachrichten für dich: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird daraus sowieso nichts. Kaum ein guter Vorsatz wird länger als ein paar Wochen durchgehalten. Die meisten werden nicht ein einziges Mal praktiziert, sondern existieren nur in unseren Gedanken. Wir scheitern an unserer Willenskraft. Wir schätzen sie immer zu hoch ein, doch sobald es an die Umsetzung geht, merken wir, dass uns die Disziplin fehlt.
Dabei müsste das nicht so sein, denn es gibt bessere Wege als den über die Willenskraft. Es könnte viel leichter sein. Ich empfehle die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung. So werden aus deinen guten Vorsätzen gute Gewohnheiten.
1. Kenne dein Warum
Weißt du eigentlich, warum du deine guten Vorsätze formulierst? Möchtest du etwas ändern, weil andere es von dir erwarten? Hast du das diffuse Gefühl, dass es besser wäre, ein Laster loszuwerden? Oder bist du davon überzeugt, dass eine Veränderung dir wirklich guttun würde?
Gehe deine guten Vorsätze mal durch und überlege, welche dir wirklich wichtig sind. Jedes halbherzige Ziel kannst du sofort wieder streichen. Du wirst es niemals erreichen. Kürze deine Liste so lange zusammen, bis du bei deinen wichtigsten Vorsätzen angekommen bist.
2. Wähle einen Vorsatz aus
Deine Liste sollte nun schon kurz sein. Gehe jetzt noch einen Schritt weiter und konzentriere dich auf einen einzigen guten Vorsatz. Was ist dir so wichtig, dass du es im nächsten Jahr auf jeden Fall umsetzen möchtest? Wähle nur diesen einen Vorsatz!
3. Mache deinen Vorsatz konkret
Die Vorsätze der meisten Menschen sind viel zu allgemein. Sie wollen weniger fernsehen, Stress vermeiden oder mehr Zeit für sich haben. Das ist zu wenig! Was soll das denn für deinen Alltag bedeuten? Was heißt weniger fernsehen für dich, wenn du nach deinem ersten Arbeitstag im neuen Jahr wieder erschöpft nach Hause kommst?
Du musst ganz konkrete Maßnahmen formulieren. Was genau möchtest du umsetzen? Wann? Wie oft?
4. Halte deinen Vorsatz schriftlich fest
Triff eine Vereinbarung mit dir selbst. Was du dir vornimmst, solltest du so konkret wie möglich aufschreiben. Daran kannst du dich im Januar selbst messen.
Möchtest du den Druck auf dich selbst noch etwas erhöhen, erzähle anderen von deinem Vorsatz oder zeige ihnen sogar deine Vereinbarung. Sozialer Druck kann Wunder bewirken!
5. Beginne nicht am 1. Januar, sondern heute
Ich nehme mir an Silvester nie etwas vor. Warum soll ich mit einer wichtigen Veränderung bis zu einem festen Tag in der Zukunft warten? Das finde ich nicht sehr sinnvoll.
Ich verstehe allerdings, dass das Jahresende für viele Menschen ein Anlass ist, über ihr Leben zu reflektieren. Wenn du das bereits gemacht hast, dann warte mit deinem guten Vorsatz nicht mehr bis zum 1. Januar, sondern fang genau heute an. Dann wirst du sofort merken, wie wichtig dir diese Veränderung wirklich ist. In der Zukunft fühlt sich immer alles rosiger an, als es tatsächlich ist.
6. Nimm dir nur den Januar vor
Anstatt dich gleich auf ein ganzes Jahr festzulegen, triff die Vereinbarung mit dir selbst nur für den Monat Januar. Das reicht erst mal und wirkt nicht so groß. Viele Gewohnheiten benötigen etwa 30 Tage, um sich in deinem Alltag zu manifestieren. Am Ende des Monats kannst du ganz neu bewerten, ob dir diese Veränderung immer noch wichtig ist.
Hast du sie bereits als gute Gewohnheit verinnerlicht, kannst du dich an den nächsten Vorsatz von deiner Liste wagen.
7. Plane deinen Alltag mit der neuen Gewohnheit
Überlege dir schon jetzt, wie du deinen Vorsatz in den Alltag integrieren möchtest. Benötigst du Zeit für deine neue Gewohnheit? Wo bekommst du die her? Brauchst du noch etwas dafür (z. B. Ausrüstung), um deinen Vorsatz in die Tat umsetzen zu können?
Das gilt übrigens nicht nur für gute Gewohnheiten! Auch wenn du ein altes Laster ablegen willst, brauchst du einen Plan. Was machst du mit der freien Zeit, die du sparst, wenn du weniger fernsiehst? Was machst du mit deinem Geld und der Zeit, wenn du weniger Shoppen gehst? Was machst du, wenn andere um dich herum eine Zigarette anzünden?
Ersetze dein altes Laster durch eine neue Gewohnheit, sonst wirst du wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen.
8. Richte dein Umfeld ein
Unsere unmittelbare Umgebung entscheidet darüber, ob wir einen guten Vorsatz in die Tat umsetzen oder ob es ein schöner Gedanke bleibt.
Ich kann mir fest vornehmen, Stress abzubauen, aber wenn mein Job weiterhin stressig ist, die Familie an den Nerven zehrt und ich mich von anderen Menschen vereinnahmen lasse, wird aus dem guten Vorsatz nichts. Genauso ist es bei der Ernährung: Wenn meine Wohnung voller Süßigkeiten und Softdrinks ist und meine Mitbewohner sich ungesund ernähren, wird es für mich ganz schwer.
Nimm daher dein Umfeld mit! Überlege dir, wie du die Widerstände für gesunde Gewohnheiten abbauen kannst. Alles, was dich von der Umsetzung abhält, musst du beseitigen oder so anpassen, dass es leichter wird. Mit Lastern ist es umgekehrt: Dafür musst du die Widerstände erhöhen. Du musst es dir so schwer wie möglich machen, deinen Lastern nachzugehen. Wenn du gar nicht mehr fernsehen möchtest, solltest du keinen Fernseher haben. Das ist die Königsdisziplin der erhöhten Widerstände.
Mit dieser Anleitung wird es dir gelingen, deine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Sei keiner von den Menschen, die sich alles Mögliche vornehmen und nichts davon umsetzen. Sei derjenige, der sich nicht auf seine Willenskraft verlässt, sondern mit einem Plan den schlechten Gewohnheiten ein Schnippchen schlägt.
Komm gut ins neue Jahr!
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