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Bist du auch so streng mit dir selbst? Vielleicht geht es dir wie mir und du bist dein eigener strengster Kritiker. Du ärgerst dich z. B. über dich selbst, wenn du Zeit vertrödelst und zu wenig schaffst. Dabei wolltest du am Wochenende sooo viel erledigen, bist aber auf der Couch zusammen mit ein, zwei (oder fünf) Folgen deiner Lieblingsserie versackt.
Oder du zermarterst dich, weil du beim Essen wieder schwach geworden bist, obwohl du es doch längst besser wissen müsstest. Oder du bist unzufrieden mit dir selbst, weil du nicht groß/klein/dünn/kräftig/hübsch/… – perfekt genug bist. Weil die Hose enger sitzt, dich schon wieder ein Herpesbläschen plagt oder ein Pickel auf deiner Nase prangt.
Oder du wärst gern eine bessere Freundin, die keine Geburtstage, Kindernamen oder Kindergeburtstage vergisst. Die nicht vergisst, sich zu melden, wenn sie es versprochen hat.
Du und ich – wir sind nicht die einzigen Menschen, die so streng mit sich sind. Ich sehe oft auch andere Menschen, denen es so geht, z. B. eine Freundin, die sich in ihrem Job selbst unter Druck setzt, oder eine andere Freundin, die sich wegen ihrer Haut Gedanken macht. Sie sind streng mit sich. Zu streng, wie ich finde. Aber als Außenstehende habe ich darauf einen anderen Blick als sie selbst.
Selbstkritik mag ihre Vorteile haben. So verhindert sie, dass wir vor Arroganz abheben oder in unserer Entwicklung stehen bleiben. Doch wir sollten uns auch nicht kleiner machen, als wir tatsächlich sind. Schließlich fordert der Alltag schon genug von uns. Die folgenden Gedanken könnten dir und mir helfen, ein bisschen weniger streng mit uns zu sein. Falls du Ergänzungen hast, freue ich mich über deinen Kommentar!
1. Es geht vorbei
Die meisten Dinge, über die wir uns den Kopf zerbrechen, gehen vorbei. Ein Missgeschick spielt kurze Zeit später keine Rolle mehr. Ein Anruf macht vergessen, wie lange du dich schon nicht mehr gemeldet hattest. Frage dich daher: „Spielt das, worüber ich mich gerade ärgere, in einem Jahr noch eine Rolle?“
2. Lockerlassen ist ein To Do
Einen Plan fürs Wochenende aufzustellen ist schön und gut. Leerlauf ist aber wichtig. Wir müssen auch mal ausschlafen, in den Tag hineinleben, abhängen und nichts tun. Genau genommen, müsste daher auch Lockerlassen auf der To-Do-Liste stehen.
3. Die 80-Prozent-Regel
Genuss darf sein. Verurteile dich also nicht, wenn du dir ausnahmsweise etwas Süßes gönnst oder aus den falschen Gründen isst. Patrick und ich verfolgen in puncto Ernährung die 80-20-Regel: wir leben zu 80 Prozent gesund, d. h. wir ernähren uns von echten Lebensmitteln und weitgehend zuckerfrei. Die restlichen 20 Prozent dürfen allerdings auch mal unvernünftig sein. Das ist für uns ein guter Deal und ausreichend, um unser Wohlfühlgewicht zu halten. Würden wir 100 Prozent anstreben, wären wir ziemlich sicher zum Scheitern verurteilt und früher oder später demotiviert.
4. Es ist menschlich
Kürzlich habe ich mit der KonMari-Philosophie meine Wohnung ausgemistet. Doch ich war lange nicht so konsequent, wie ich es mir vorgenommen hatte. Als ich Patrick von meiner Unfähigkeit manche Dinge wegzuwerfen erzählte, meinte er: „Ist doch okay. Lass es doch.“ Daraufhin wurde mir bewusst, dass der Widerstand in mir menschlich und normal ist. Wir Menschen überschätzen nun mal den Wert unseres Besitzes. Ich bin ein Mensch und mache die gleichen (Denk-) Fehler. Ich werde abwarten und in ein paar Monaten neuen Anlauf nehmen.
5. Es geht anderen auch so
Wir sehen nur unseren eigenen Kopf von innen, d. h. wir sind die einzigen, die einen vollständigen Einblick in unsere Gedanken haben. Bei anderen Menschen haben wir nur eine Außensicht. Ihre inneren Abgründe bleiben uns daher verborgen. Doch eines ist sicher: Sie zweifeln genau so an sich, wie wir an uns. Geh also davon aus, dass du mit deinen Selbstzweifeln und deiner Selbstkritik nicht allein bist.
6. Es gibt keine Perfektion
Perfektion ist weder nötig, noch möglich. Gemäß des Paretoprinzips erreichen wir 80 Prozent des Ergebnisses mit 20 Prozent des Aufwandes. Die letzten paar Prozentpunkte sind daher sehr mühsam und frustrierend. Ein Grund mehr, locker zu lassen und sich das Leben nicht unnötig schwerer zu machen.
Foto: Frau mit Kopfschmerzen von Shutterstock
Bisher noch kein einziger Kommentar? Na dann mach ich mal den Anfang: Sehr schöner Artikel! Kompakt und aussagekräftig – gefällt mir :) . Ein weiterer Gedanke zum Ergänzen: Akzeptieren und Loslassen statt Grübeln und Herumbessern.
Lockerlassen auf die To-Do-Liste zu setzen, ist wirklich eine sehr gute Idee. Mal sehen, ob ich das machen kann.