6 Dinge, die mir aus einer schlechten Phase heraushalfen

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Wir wollen mal nicht drumrum reden. Manchmal geht es uns besch***. Ich weiß, wovon ich rede. Vor einiger Zeit ging es mir selber mies, sodass ich monatelang ausfiel. Wie es dazu kommen konnte, erfährst du genauer in meinem Artikel über den Verlust und Wiederaufbau der Selbstwahrnehmung. Aber was heißt „schlechte Phase“?

Der Beginn einer „schlechten Phase“

Meine „schlechte Phase“ begann genau genommen schon vor knapp zwei Jahren, als ein neuer Job in Kombination mit einem Masterstudium in einer anderen Stadt (also Pendeln) mich vereinnahmte und zum Teil überlastete.

Natürlich dachte ich monatelang: „Wenn ich erstmal … geschafft habe, dann wird es besser.“ In diesen Satz konnte ich beliebige Zeitpunkte oder Meilensteine einsetzen. Prüfung A. Prüfung B. Projekt X geschafft. Semester Y zu Ende. Aber es ist ein Trugschluss, dass du nur bis „…“ durchhalten musst.

Irgendwann wurden meine Schlafstörungen immer heftiger. Das heißt, dass ich vor dem Einschlafen stundenlang auf meinem Handy Ablenkung suchte, um nicht einschlafen zu müssen. Wenn ich das dann Stunden später versuchte, ratterten die Gedanken weiter. Als und wenn die Erschöpfung irgendwann siegte, war es weit nach Mitternacht – und die für mich nötigen acht Stunden Schlaf völlig utopisch.

Unschwer zu erahnen, manövrierte ich mich in einen völligen Erschöpfungszustand. Ich fühlte mich der Arbeit nicht gewachsen, konnte im Privaten für nichts zur Verfügung stehen und stierte in meiner Freizeit Löcher in die Luft, während ich weiter berufliche Probleme wälzte. Der Experte nennt das „depressive Episode“.

Es dauerte einige Monate, bis ich die Notbremse zog. Es folgte eine monatelange Aufbauphase, um die es in diesem Beitrag gehen soll.

Der Ausstieg und „Wiederaufbau“

Es fällt mir nicht leicht, darüber zu schreiben. Schließlich wachsen wir in einer Gesellschaft auf, die nach und nach ihre Anforderungen an uns steigert. Ruhephasen sind nicht eingeplant. Schule, Abi, Studium, Job – da sind keine Verschnaufpausen vorgesehen. Schon gar nicht, um „zu sich zu finden“.

Natürlich fiel es mir umso schwerer, etwas zu beenden. Hinzuwerfen. Da ich aber denke, dass es vielen – vielleicht auch dir –wie mir geht, möchte ich dich an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen.

1. Was waren nochmal meine Hobbies?

Als ich also vor einigen Monaten die Aufgabe bekam mich aktiv um mich selbst zu kümmern und wieder „zu Laune zu kommen“, wusste ich erstmal überhaupt nicht, wie ich das anstellen sollte. Ich hatte inzwischen meine Hobbies weitgehend vernachlässigt. Meine sozialen Kontakte waren eingeschlafen. Es kostete Kraft mich überhaupt daran zu erinnern, was „früher“ mal meine Hobbies gewesen waren.

Es war eine Hausaufgabe meine Hobbies aufzulisten, die mir einmal Spaß gemacht hatten. Einer der ersten Gedanken war: Gitarre spielen. Ich hatte zu Schulzeiten viel gespielt, war auch aufgetreten und hatte immer Unterricht genommen.

Welche Hobbies hast du „früher“ mal gehabt? Was hat dir Spaß gemacht?

Viele Hobbies bringen uns nicht nur mit anderen Leuten in Kontakt und bestärken uns dadurch. Hobbies lenken uns von der Arbeit und Problemen ab. Sie helfen uns, uns nicht nur mit der Arbeit zu identifizieren („Wenn der Job gut läuft, geht’s mir auch gut.“).

Ich kann dir für deine Hobby-Liste nur Ideen geben, denn wir sind alle unterschiedlich und haben verschiedene Interessen. Mittlerweile macht mir Kochen Spaß (warum erfährst du hier), was ich früher langweilig fand. Vielleicht hast du ein Haustier, mit dem du dich beschäftigen und dadurch zu dir kommen kannst. Oder du gibst deiner kreativen Seite beim Schreiben, Zeichnen, Fotografieren wieder eine Chance?

Vielleicht kann dir ein neues oder altes Hobby aus deiner schlechten Phase heraushelfen. Dafür musst du aktiv die Hürden senken, indem du z.B. das Instrument mitten in den Raum stellst.

2. Lesen

Außerdem war ich schon immer eine Leseratte gewesen. Doch seit dem Studium war ich gesättigt, was das geschriebene Wort anging. Ich hatte schon lange kein Buch mehr verschlungen.

Also war dann eine meiner Hausaufgaben zu lesen. Das war anfangs nicht leicht, denn das Erschöpfungsgefühl bezog sich gefühlt auch auf den Geist. Doch nach und nach merkte ich, dass ich zwar körperlich erschöpft, aber nicht immer auch geistig völlig erledigt war.

Ich bestellte mir einen Kindle und merkte erstmals seit vielen Monaten, dass Lesen (nach wie vor) ein angenehmes Gefühl erzeugt. Die ersten Seiten kosteten Kraft, aber nach und nach kam die Routine zurück. Auch Patrick schwört auf das Hobby Lesen und kann dir einige Tipps geben, wie du (wieder) mehr liest.

3. Schlafen

Zugegeben war ich am Anfang meiner Auszeit auch so erschöpft, dass ich viel (neun, zehn Stunden) schlafen musste. Das ist auch okay, solange es auch wieder weniger wird. Wenn du nach einem hohen Arbeitspensum, einer Dienstreise o.ä. völlig erledigt bist, hilft Schlaf immer. Der Körper muss Kraft tanken. Auch wenn du dich kränklich fühlst, hilft eine ordentliche Mütze Schlaf. Übermüdung macht unzufrieden und hungriger als sonst.

Problematisch ist es, wenn du vor lauter Sorgen nicht schlafen kannst. Dann empfehle ich dir, deine Probleme ggf. mit professioneller Hilfe anzugehen. Wenn du wochen- bzw. monatelang schlecht schläfst, geht es sonst an die Substanz.

4. Raus in die Natur gehen

Je nach Schweregrad deiner „schlechten Phase“ solltest du dich zum Rausgehen und Spazieren oder Fahrradfahren in der Natur überwinden. Auch wenn das Wetter nicht ideal ist und du keine Lust hast. Diese Strategie hilft den meisten Menschen, wie auch mir. Sie klappt aber erst, wenn du es wirklich schaffst rauszugehen. Schwer Depressiven erscheint auch das schon unvorstellbar.

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Es hilft, frische Luft zu atmen, seine Aufmerksamkeit auf die Geräusche der Natur zu lenken und zu sich zu kommen. Wenn du durch das Alleinsein noch mehr Gedanken wälzt und dich danach schlechter fühlst, nimm jemanden mit (Freunde, Familie, Partner, Kollegen).

5. Lachen

Wenn du das Gefühl hast, alles ist Mist, hilft es, sich aktiv auf positive Gedanken zu bringen. Zum Lachen. Wenn dir dafür nichts einfällt, sind lustige Serien oder Comedy-Clips eine Möglichkeit bzw. ein Anfang. Patrick verrät dir hier, wie du mehr lachen kannst.

6. Das Wichtigste zum Schluss: Freunde und Familie

Wenn du dich wie ich in der Erschöpfung hilflos fühlst, hast du schon etwas verloren, das es wieder aufzubauen gilt: dein soziales Umfeld. Du hast bestimmt das Gefühl, dass du dafür keine Kraft/Zeit/Lust hast. Du willst niemanden mit deinen Problem, Ängsten, Sorgen, Nöten nerven. Doch du brauchst deine Freunde und Familie, um wieder Kraft zu tanken.

Psychotherapeuten sagen, dass Depressionen durch einen stabilen Freundeskreis oft verhindert werden können. Freunde leisten uns Beistand, hören zu und beraten uns, wenn wir nicht mehr weiterwissen.

Sicher kommen Freunde auch an ihre Grenzen, wenn wir akute berufliche, gesundheitliche oder Eheprobleme lösen müssen. Freunde sind keine Psychotherapeuten. Aber die Gespräche mit Freunden sind ein wichtiger Beitrag dazu, nicht in eine Depression hineinzurutschen.

Es ist bekannt, dass wir uns zurückziehen, wenn wir überlastet sind. Wir vernachlässigen Freunde und Familie. Sagen das Treffen ab. Rufen nicht an. Wir vergessen Geburtstage und laden selbst nicht ein. Dabei wäre genau das Gegenteil richtig und wichtig.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur den Rat geben: melde dich bei Freunden, ruf sie an, schreib eine Email, triff dich mit ihnen.

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Wirf Gedanken wie „Die könnten sich auch mal melden“ oder „Sie werden bestimmt sauer sein“ über Bord. Du wirst dich danach besser fühlen. Es war in meiner jüngsten Vergangenheit der wichtigste Hebel, um aus meiner Erschöpfung herauszukommen.

Wenn du dich in diesen Beschreibungen wiedererkennst, warte nicht ab („bis ….“ wie eingangs erwähnt), sondern nimm dein Schicksal jetzt in die Hand und sorge aktiv für dich. Vielleicht hast du noch andere Tipps, was zu tun ist, wenn gar nichts mehr geht. Ich würde mich über einen Kommentar freuen!


Die Tipps aus diesem Artikel als PDF:
6 Ideen für schlechte Phasen


Foto: Erschöpfte Frau von Shutterstock

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