Burnout Symptome: Woran ich merkte, dass mein Akku leer war

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Es ist Zeit von meiner depressiven Episode zu erzählen. Denk nicht, dass mir das leicht fällt. Auch wenn Burnout heute immer häufiger diagnostiziert wird, ist es immer noch ein Tabu-Thema. Was sollen Freunde, Familie, Bekannte, Kollegen, Ex-Kollegen und -Arbeitgeber denken? Was, wenn mich dann alle nur noch in diesem Licht sehen?

Ich hatte lange Zeit diese Bedenken. Heute komme ich zu dem Schluss, dass es letztendlich eine Krankheit wie jede andere auch ist. Nur, dass kein Gips zu sehen ist, die Nase nicht läuft, sondern der Kopf eben nicht mitspielt.

Vor einem reichlichen Jahr wäre ich sehr froh gewesen, hätte ich im Internet einen echten, ehrlichen und ausführlichen Erfahrungsbericht gefunden. Vielleicht hätte der meinen Weg beschleunigt, d. h. mir schneller zu erkennen gegeben, dass ich längst in einem Burnout steckte.

Du erfährst in diesem Beitrag meine Geschichte, damit du verstehst, woher meine Erkenntnisse kommen. Außerdem will ich dir von den Symptomen erzählen, die ich damals hatte. Ich hoffe nicht, dass sie dir bekannt vorkommen. Wenn doch, beantwortet dieser Artikel vielleicht die Frage in deinem Hinterkopf: „Habe ich ein Burnout?“

Wie es zur Erschöpfung kam

2011 kündigte ich meinen Job in Leipzig und ging für ein Masterstudium nochmal an die Uni. Das kostete mich keine große Überwindung, denn ich mochte das Studieren und das Studentenleben. Aufgrund meiner damaligen Beziehung entschied ich mich fürs Pendeln. Es war sicher Schritt 1 in die Erschöpfung. Ich war teilweise pro Strecke mehr als anderthalb Stunden unterwegs.

Ich war oft gestresst, wenn ich nach einer halben Stunde mit dem Rad einmal quer durch die Stadt zu Hause ankam. Fahrradfahren mag ja entspannen, aber nur, wenn man nicht im städtischen Berufsverkehr um sein Leben fürchten muss.

Von da an ging es gefühlt ständig bergab. Die damalige Wohnsituation nervte mich zusätzlich. Da gab es eine ignorante Hausverwaltung, die gegen Schimmel in allen Räumen nichts tun wollte, und Touristen, die vor der Terrasse vorbeistapften und die Augen mit den Händen abschirmend ins Wohnzimmer glotzten.

es geht bergab

Studentenjob und andere Baustellen

Als wir notgedrungen umzogen, stand die nächste Anstrengung bevor: der Umzug und einige Ausbauarbeiten, da wir einen ehemaligen Dachboden bezogen. Die Beschäftigung in den Semesterferien war damit gesetzt. Mein Weg zur Uni verkürzte sich zwar etwas, doch gerade in dieser Zeit zog ich mir ein weiteres Projekt an Land: einen Studentenjob.

Ich war sofort mit vollem Einsatz dabei und bekam auch gleich viele Aufgaben. Natürlich fühlte ich mich dadurch auch geehrt.

Im Herbst war ich kaum noch zu Hause. Meine Aufgaben ließen mich nicht los. Nebenbei musste ich schließlich auch noch meinen Master schaffen.

Mit dem abnehmenden Sonnenlicht verließen mich Kraft und Energie. Der Winter war hart. Ich war zunehmend gefühlsloser, unausgeglichen und sicher auch schwer zu ertragen. Mit viel Fleiß kämpfte ich gegen die Aufgabenberge an und dachte mir immer: „Wenn ich … erstmal geschafft habe, dann wird es besser.“

So hangelte ich mich von Woche zu Woche. Überraschung: Es wurde nicht weniger Arbeit. Warum auch? Ich machte meine Sache schließlich gut.

Endspurt Master

Bald deutete sich an, dass ich einen Job an der Uni sicher hatte. Um die Stelle zu bekommen, musste ich nur meinen Master beschleunigen und im Juli fertig werden – statt im September.

Also gab ich alles und schrieb meine Masterarbeit in der Hälfte der Zeit. Ich konnte mir immerhin einen 10-tägigen Urlaub in der Korrekturphase der Masterarbeit verschaffen. Danach ging es aber sofort los. Zehn Minuten nach meiner Verteidigung erfuhr ich meine neuen Aufgaben. Nach wenigen Tagen stand die erste Dienstreise an. Vor- und Nachbereitung nahmen mich sofort voll in Beschlag.

Innerhalb kürzester Zeit steckte ich so tief in der Arbeit, als wäre ich seit Jahren angestellt. Es machte mir auch Spaß, aber die Kräfte schwanden merklich. Manchmal war ich so gestresst, dass ich acht Stunden lang nicht auf Toilette ging. Manchmal rannte ich im Gang, um Zeit zu sparen. Manchmal hätte ich schreien können, weil ich so überlastet war.

Ich stand morgens auf und hätte heulen können. Es machte sich eine gewisse Hoffnungslosigkeit breit, denn ich sah kein Ende dieser Hochleistungsphase.

Nach einer weiteren langen Dienstreise waren das Jahr und ich am Ende.

Neues Jahr – kein neues Glück

2014 startete ich mit genau so wenig Energie, wie ich das Vorjahr beendet hatte. Ich brachte auch kaum noch etwas zustande, denn ich konnte mich nicht konzentrieren. Wenn ich eine halbe Minute etwas las, hatte ich das Gefühl, etwas anderes tun zu müssen.

Ich konnte nicht schlafen, meine Arbeit kam mir sinnlos vor und die Zweifel machten sich breit, ob so ein Leben lebenswert sei. Natürlich wirkte sich meine Erschöpfung auch auf meine sozialen Beziehungen aus. Es fehlte einfach die Kraft, um mich um meine Beziehung und Freunde zu kümmern. Ich redete auch nur noch von meiner Arbeit und meinen Problemen. Ständig zweifelte ich, wie lange ich das wohl noch durchhalten würde.

das geht zu weit


Falls du zweifelst, ob du an einem Burnout leidest, findest du im Folgenden die Symptome, die ich hatte. In jedem Fall würde ich dir raten, dich von einem Profi (Hausarzt und Psychologen) beraten zu lassen.

15 Symptome, die auf ein Burnout hindeuten

Überschattet wurden die ganzen Monate von einer unglaublichen Kraft- und Antriebslosigkeit. Selbst Wäsche zu waschen erschien mir unvorstellbar anstrengend. Ich schob es möglichst lange vor mir her. Genauso ging es mir mit Anrufen, Erledigungen, Aufräumen, Putzen, Kochen, Abwasch, selbst Duschen.

Ich konnte in der Freizeit an nichts anderes als die Arbeit denken. Meist kam ich nach ein paar Überstunden in meine (wirklich schöne) Wohnung, setzte mich regungslos auf die Couch und ging nach einigen Stunden ins Bett, um dort noch einige Stunden wach zu liegen. Meine Gedanken kreisten um die Aufgaben und Probleme auf Arbeit.

Meine Laune war dauerhaft im Tiefkühlbereich. Selbst bei Fernsehsendungen wie den Simpsons konnte ich nicht mal mehr grinsen. Überhaupt gab es bei mir kaum emotionale Regungen. Kein Witz, keine freudige Nachricht, keine aufmunternden Worte konnten bei mir ein Gefühl der Freude erzeugen. Oft hatte ich schlechte Laune und war traurig, obwohl ich keinen expliziten Grund nennen konnte. Es kamen immer mehrere Dinge zusammen, doch nicht immer konnte ich sie genau erklären. Am ehesten konnte ich noch bei traurigen Filmen weinen, aber insgesamt war ich so emotional wie ein Briefbeschwerer.

Mir kam meine Arbeit sinnlos vor, denn ich strampelte und strampelte, doch es wurde nicht weniger. Meine Freizeit erschien mir sinnlos, denn ich konnte sie nicht genießen.

Als ich merkte, dass meine Kräfte nahe Null waren, ging ich in einen Schutz-Energiespar-Modus, indem ich alle „überflüssigen“ Aktivitäten abwehrte. Ich sagte immer öfter: „Ich kann mich unmöglich darum kümmern.“ Beispielsweise prophezeite ich schon Monate im Voraus, dass ich mich nicht um eine Geburtstagsfeier würde kümmern können.

Dank meines Negativ-Filters kam mir alles schlecht vor. Egal, was passierte. Ich erzählte ausschließlich von meinen Problemen, wenn ich mit jemandem telefonierte. Probleme und Aufreger auf Arbeit waren hoch im Kurs. Heute scheint es mir fast unglaublich, wie viel Zeit und Energie ich darauf verwendete.

Um mich weniger allein mit meinen Sorgen zu fühlen, versuchte ich manchmal, meinen Gesprächspartner mit runterzuziehen. So wollte ich mich selbst weniger schlecht fühlen. Das klappte vielleicht mal für den Moment, aber natürlich nicht langfristig.

Schlafstörungen hatte ich über Monate hinweg. Manche Nächte schlief ich überhaupt nicht. Mein Gedankenkarussell drehte und drehte sich.

Oft war mein Tag in dem Moment gelaufen, in dem ich einen Fuß auf den Boden vor dem Bett setzte. Ich war absolut genervt.

In der Erschöpfung zog ich mich – wie viele andere sicher auch – zurück. Um Kraft zu schöpfen, ließ ich Treffen und Geburtstagspartys aus. Es war ein Trugschluss, denn Freunde können einem noch am ehesten aus der depressiven Episode heraushelfen (oder verhindern, dass man hineinrutscht). Doch der Zurückzieh-Reflex verhindert das.

Auszeit als Exit

Kurz bevor ich aus dem Verkehr gezogen wurde, sank meine Produktivität gen Null. Ich konnte mich kaum länger als eine halbe Minute auf irgendetwas konzentrieren.

Wer viele Aufgaben hat und sie gut löst, bekommt immer mehr. Irgendwann macht sich das Gefühl breit: ‚Ohne mich läuft der Laden nicht‘ und ‚Außer mir kann das niemand machen‘. Es ist natürlich Quatsch. Doch dieses Gefühl bewegte mich lange Zeit zum Durchhalten. Ich sah keinen Ausweg.

Als ich mittlerweile schon einige Wochen krankgeschrieben war und endlich mal wieder zum Frisör ging, fragte mich meine Frisörin, was denn vor soundsoviel Monaten losgewesen sei. Ich hatte genau zum Zeitpunkt der Hoch-Stress-Phase am ganzen Kopf Haare verloren. Die waren gerade dabei wieder nachzuwachsen.

Dass die Haut nicht gerade top aussieht, ist klar. Nicht umsonst gilt sie als Spiegel der Seele.

Wenn du bei Stress eher zunimmst, weil du ein Stressesser bist, beobachtest du dieses Symptom vielleicht bei dir. Ich nahm eher ab, da ich keine Zeit fand, um zu essen, und den Hunger so oft überging.

Hier sind meine Symptome noch einmal übersichtlich dargestellt:

  1. Kraft- und Antriebslosigkeit
  2. Nicht abschalten können
  3. Keine Freude an nichts
  4. Gefühl der Sinnlosigkeit
  5. Abwehren aller „überflüssigen“ Aktivitäten
  6. Negativ-Filter und nur noch über Probleme reden
  7. Versuch andere runterzuziehen
  8. Nicht einschlafen können / Gedankenkarussell
  9. Morgens schlechte Laune
  10. Freunde und Hobbies vernachlässigen
  11. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit / Unproduktivität
  12. Gefühlte Isolation
  13. Haarausfall
  14. Hautprobleme
  15. Zunehmen / Abnehmen

Als ich zu zweifeln begann, ob ich vielleicht ein Burnout habe, klickte ich mich durch ein paar Online-Tests (hier, hier und hier) und siehe da: natürlich beantwortete ich alle Fragen mit Ja. Es wurde immer klarer, dass ich nicht mehr ganz fit sein konnte.

Natürlich gibt es nie einen günstigen Moment, um zu Hause zu bleiben. Doch irgendwann im Februar entschloss ich mich doch mal zu meiner Hausärztin zu gehen. Die zog mich sofort aus dem Verkehr.

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