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Wir leben in einem Land, in dem wir glücklicherweise nicht viel tun müssen, außer uns an ein paar Gesetze zu halten. Wir sind ziemlich frei. Aber wir leben auch in einer Gesellschaft, in der es unausgesprochene Erwartungen gibt. Dabei handelt es sich um Vereinbarungen, denen wir nicht zugestimmt haben, aber von denen wir so tun, als seien sie unumstößliche Naturgesetze. So müssen wir in einer freien Gesellschaft plötzlich eine ganze Menge:
- Wir müssen studieren
- Wir müssen gute Noten haben
- Wir müssen einen sicheren Job haben
- Wir müssen hart arbeiten
- Wir müssen die Ellenbogen ausfahren
- Wir müssen konsumieren
- Wir müssen immer erreichbar sein
- Wir müssen extrovertiert sein
- Wir müssen Statussymbole besitzen
- Wir müssen ein Haus bauen
- Wir müssen heiraten
- Wir müssen Kinder haben
- Wir müssen Traditionen wahren
- Wir müssen uns Ziele setzen
- Wir müssen mehr wollen
- Wir müssen informiert sein
- Wir müssen gut aussehen
- Wir müssen fit sein
Und natürlich: Wir müssen glücklich sein – schließlich sind wir gebildet, haben einen sicheren Job, ein Haus, zwei Kinder und sind fit. Wir leben den Traum. Wir müssen glücklich sein.
So viel „Müssen“ übt Druck auf uns aus. Zu verschiedenen Zeitpunkten in meinem Leben habe ich ihn für alle diese Erwartungen gespürt. Ein paar davon konnte ich ablegen, andere spüre ich heute noch. Jeder kennt diesen sozialen Druck und jeder weiß, dass er erdrückend sein kann. Zu viel davon und der Körper sagt: Schluss jetzt mit dem Blödsinn, ich mache nicht mehr mit.
Soweit muss es nicht kommen. Genau genommen, müssen wir nämlich gar nichts von all diesen Dingen. Nur selber denken müssen wir. Wir können uns entscheiden, was wir wollen und was nicht. Mit etwas Reflexion ist das ziemlich leicht. Die Frage ist nur, ob wir uns von den kollektiven Erwartungshaltungen befreien können. Das ist der schwere Teil.
Es hilft, sich gleichgesinnte Menschen zu suchen. Egal, was du vom Leben möchtest, du wirst damit nicht allein dastehen. Es gibt immer jemanden, der alternative Ideen hat.
Du möchtest nicht studieren: Anti-Uni
Du willst keinen festen Job: Selbständig im Netz
Du bist nicht extrovertiert: introvertiert.org
Du möchtest nicht konsumieren: MalMini, Schlichtheit, Minimalismus leben
Du träumst nicht vom eigenen Haus: Zendepot
Du suchst Glück auf anderen Wegen: myMONK
Mir hilft es, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Auch wenn ich mit meinem Lifestyle sehr zufrieden bin, brauche ich hin und wieder eine Orientierung an anderen Menschen, die einen ähnlichen Weg gehen. Gemeinsam lässt sich der Erwartungsdruck leichter abschütteln.
So, ich muss jetzt mal mit diesem Artikel fertig werden.
Viel Erfolg beim Nicht-Müssen!
Foto: Mann denkt von Shutterstock
Hi Patrick,
ich lese jetzt des Öfteren eure Beiträge.
Ich finde es echt gut, dass ihr euch bewusst gegen die üblichen Konventionen stellt.
In vielen der Punkte, die du heute geschrieben hast, finde ich mich wider. Bin momentan da wieder etwas zurückzurudern.
Viele Grüße
Christian
Und ich muss jetzt mal kommentieren …
So wahr der Beitrag. Auch im Aspekt auf die Sichtweise von Dingen. Man nimmt sich durch das muss auch so viel Spaß und Freude. Wenn ich mein Leben als Muss-Moment durchdenke, werde ich es nur halb so genießen, wie wenn ich alles muss.
Klar gibt es die Momente, die sich wie muss anfühlen, aber gelingt mir ein Perspektivenwechsel sind sie manchmal nicht so schlimm …
Und wenn ich die genannten Meilensteine als Muss sehe, werde ich nur halb so glücklich sein oder beim gescheiterten muss verzweifeln.
Daher Danke, dass ich hier kommentieren „darf“!
Tanja
Hallo Partick,
ein sehr schöner Ansatz nicht zuviel auf die Gesellschaft zu hören. Sich etwas Raum und Zeit zu gönnen um dann seinen eigenen Weg zu gehen. Es ist immer noch besser seinen eigenen Weg versucht zu haben und vielleicht zu scheitern als ewig im Hamsterrad der Gesellschaft stecken zu bleiben.
Lg Karl
Hi Patrick,
wie wahr. Und wie schnell es passiert, dass man doch wieder in diese Müssen-Falle tappt. Weil ja doch irgendwie alle und wenn jeder so und keiner so, geht es dann anders und darf ich überhaupt und sowieso…?
Erschreckend finde ich auch, wie sehr sich das ‚müssen‘ gerade auch im Kleinen einschleicht. Ich muss jetzt noch den Artikel fertig schreiben. Ich muss heute noch Spanisch lernen. Ich muss noch meine Tasche packen. Dabei muss ich nicht. Ich will. Oder – noch besser, aber auch noch viel ungewohnter – ich darf…
Was ich übrigens schon lange mal loswerden wollte: Danke für deinen/euren Blog, für Inspiration & Anstoß. Seit einer Weile seid ihr aus meinem Feedreader nicht mehr wegzudenken.
Herzliche Grüße,
Doro
Hallo Doro,
vielen Dank für dein Lob und dass du hier regelmäßig mitliest. Wir freuen uns immer, wenn wir Menschen wirklich erreichen :)
Hallo Patrick und Jasmin,
eure Seite hilft mir gerade mal wieder durchzuhalten.
Den Anfang setzte bei mir euer Beitrag zu den Vorsätzen. Mit dem Tipp den Facebook-App zu löschen und sich „manuell“ einzuloggen habt ihr mir den entscheidenen Tipp gegeben mich von Facebook zu lösen. Danke dafür.
Und mit zwei anderen Blogs habt ihr mir auch den nötigen Anstoß für meine Backpackingreise gegeben. Nach 4 Tagen Singapur liege ich nun in Thailand am Strand. Alleine sein fühlt sich gerade nicht toll an aber nach deinem Newsletter mit der Heimat und der festen Wohnung bin ich wieder besser drauf. Ich weiß das ich in 3 Wochen wieder zu meinem Freund, meiner Wohnung und meiner Heimat komme. Und nun ist es an der Zeit, die Augenblicke die nur ich sammeln darf für toll zu befinden. Den ich lebe meinen Lebenstraum! Danke das ihr so offen und ehrlich seit. Sonnige und warme Grüsse aus Ao Nang Karolin
Hallo Karolin,
es freut uns sehr, dass wir dir mit unserem Blog helfen. Das ist das Feedback, das uns antreibt. Es klingt, als würdest du hart an dir arbeiten und dafür auch die Früchte ernten. Lass dich nicht von schwachen Phasen entmutigen. Die haben wir auch. In Thailand am Strand liegen könnte ich auch (schon wieder). Viel Spaß und gute Erholung! 3 Wochen vergehen wie im Flug!
LG aus Leipzig
Jasmin
Hallo!
Wieder mal ein schöner Artikel. Ich ergänze mal ein wenig ;-)
-Wir müssen uns mal wieder melden
-Wir müssen Feiertage mit Aufwand und Stress begehen
-Wir müssen zu Geburtstagen die Verwandtschaft abklappern
-Wir müssen uns gegenseitig Geschenke machen
-…
Ach, wär das schön, mal einen Tag zu haben an dem man morgens aufzuwacht und den ganzen Tag einfach mal nichts zu muss. So weit bin ich noch nicht. Aber seit ich mich seit einiger Zeit mit Minimalismus und gesunden Gewohnheiten beschäftige, konzentriere ich mich auf die wichtigen Dinge und versuche Ballast abzuwerfen. Neben vielen unnötigen Dingen werde ich dabei auch ein paar „ich muss“ los. Oft liest man, Minimalisten würden verzichten. Tun sie meiner Meinung nach aber gar nicht, ich jedenfalls definitiv nicht. Eher gönnen sie sich den Luxus, sich möglichst wenig mit unnötigen/unerwünschten Dingen zu belasten…
Grüße
Jens
Ein wertvoller Artikel, lieber Patrick. Das Thema „Gleichgesinnte“ erscheint mir als ein sehr wichtiges. In meinem Umfeld bin ich nicht „normal“, weil ich vegan lebe und Dinge mehr und mehr minimieren, statt sie anzuhängen.
Manchmal ist es mehr als lästig, anderen ständig seine Lebensweise erklären zu müssen.
Noch ein „Muss“, zu dem ich immer weniger Lust verspüre.
Dein Artikel hat mich ein wenig zum Nachdenken gebracht. Darüber, dass ich meine Entscheidungen niemandem erklären muss… Danke!
Ein sehr schöner und sehr wahrer Artikel – danke euch beiden dafür :-)
Auch ich bin gerade auf dem Weg, dem „Müssen“ zu entfliehen und mehr auf mich und meine Gesundheit zu hören und zu achten.
Baby-Steps, aber so lange es halbwegs vorwärts geht ist es gut :-)
Nun fehlt nur noch die Erfüllung meiner Reiseträume (und ein wenig mehr Geld verdienen)
Liebe Grüße auch aus Leipzig
Sindy