Einsamkeit überwinden: Der lange Weg zu tieferen Beziehungen

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In den letzten Wochen habe ich mich mehrfach mit Einsamkeit auseinandergesetzt. Ich schrieb über den Lifestyle, der mich einsam macht(e) und über kurzfristige Linderung im Moment der Einsamkeit. Jetzt möchte ich einen Schritt weiter gehen und beschreiben, wie ich glaube Einsamkeit nachhaltig überwinden zu können. Auch wenn es Rückschläge gibt, mache ich seit mehr als einem Jahr gute Fortschritte. Ich bemühe mich um bessere Beziehungen und bin deshalb nach jahrelangem Reisen wieder in meine Heimat Leipzig zurückgekehrt.

Voraussichtlich werde ich auch in Zukunft einsame Momente erleben – so wie vor ein paar Wochen – aber sie sollen immer seltener werden. Ich habe es selbst in der Hand. Niemand kann diesen Weg für mich gehen. Das folgende Zitat von Alfredo La Mont drückt dies wunderbar aus:

“Einsamkeit ist eine Gefängniszelle, die sich nur von innen öffnen lässt.“

In diesem Text beschreibe ich, was für mich gut funktioniert, um mich nachhaltig weniger einsam zu fühlen. Ob diese Maßnahmen zur Nachahmung geeignet sind, mag von deinem Persönlichkeitstyp abhängen. Ich bin ein Einzelgänger, dem es schwerfällt Beziehungen aufzubauen, zu vertiefen und zu erhalten. Meistens dauert es lange, bis ich mit einem Menschen warm werde. Bleibt ein Kontakt oberflächlich, lasse ich ihn schnell wieder einschlafen. Ich brauche wenige, dafür aber tiefe Beziehungen, um mich wohl zu fühlen. Wenn das bei dir ähnlich ist, könnte dieser Artikel nützliche Antworten enthalten.

Erwarte jedoch keine Patentrezepte! Es ist nicht einfach, es geht nicht schnell und es klappt nicht ohne Rückschläge. Es ist ein Prozess, der im Kopf beginnt, sich durch aktives Handeln entwickelt und in einer neuen Lebensweise endet.

1. Die Situation akzeptieren

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Kaum jemand spricht über Einsamkeit, denn die meisten Menschen glauben mit ihren Gefühlen allein zu sein. Daher werden sie unter den Teppich gekehrt – auch im eigenen Kopf. Ich versuche, die düsteren Gedanken von mir zu schieben und nicht in unnötigem Selbstmitleid zu versinken. Allerdings ohne Erfolg. Vermutlich ziehe ich das Dilemma durch meine Verdrängung nur in die Länge. Es wäre besser, die unangenehme Lage zu akzeptieren wie sie ist.

„Ich fühle mich einsam“ ist ein eindeutiges Bekenntnis zur Situation, in der ich mich befinde. Es sagt nichts darüber aus, ob ich den Zustand mag oder nicht. Es bedeutet auch nicht, dass ich in Zukunft weiterhin einsam sein werde. Es heißt lediglich, dass ich mich in diesem Moment einsam fühle. Jetzt, da die Karten auf dem Tisch liegen, kann ich Verantwortung für mein Leben übernehmen. Ich muss meine Gedanken nicht mehr wegschieben, mir keine Ausreden zurechtlegen und nichts schönreden. Ich erkenne die Traurigkeit und die negativen Gedanken als das, was sie sind: Ein Signal dafür, dass etwas nicht stimmt.

Nun kann ich mich fragen, was dieses Etwas ist. Woran genau fehlt es mir? Und vor allem: Kann ich konkrete Maßnahmen ergreifen, um diese Situation zu überwinden?

Vor einiger Zeit fehlte es mir an tiefen Freundschaften, jedenfalls glaubte ich das. Zwar kannte ich viele Menschen und verbrachte auch Zeit mit ihnen, fühlte mich aber häufig isoliert. Ich konnte an ihrem Leben nicht wirklich teilhaben. Bald erkannte ich, dass dieser Zustand selbstverschuldet war. Er hatte nichts damit zu tun, dass ich keine interessanten Menschen kennen oder mich niemand mögen würde. Vielmehr hatte ich es versäumt, diese Menschen an meinem Leben teilhaben zu lassen. Ich war ständig in der Welt unterwegs und schloss oberflächliche Bekanntschaften, während das Leben der anderen zu Hause stattfand.

Mittlerweile habe ich mich wieder in meiner Heimat niedergelassen, bemühe mich um ein reiches Sozialleben, lade Menschen in mein Leben ein und werde in ihres eingeladen. Manchmal habe ich sogar das Gefühl mit guten Freundschaften gesegnet zu sein.

Einsame Momente sind seltener geworden, dennoch kommen sie weiterhin. Der Grund ist mir bekannt, allerdings sprach und schrieb ich nicht darüber. Ich schob den Gedanken immer wieder weit weg. Jetzt taue ich langsam auf und gebe zu: Manchmal fühle ich mich einsam, weil ich schon zu lange Single bin. Ich akzeptiere diesen Zustand, sehe ihm in seine Fratze und arbeite an kleinen Veränderungen. Erstmals seit Jahren tut sich was.

Fazit: Egal, was die Ursache deiner Einsamkeit ist: Akzeptiere sie als das Signal dafür, dass etwas nicht stimmt. Ich bin mir sicher, du weißt längst, woran es dir fehlt. Sieh dieser Antwort ehrlich ins Auge und lass diese Bekenntnis deinen Wendepunkt sein.

2. Dinge machen, bei denen du dich magst

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Es gibt diesen einen Rat, den ich nicht mehr hören kann:

„Du musst dich erstmal selbst lieben.“

Er hängt mir zum Halse raus! Wer liebt sich schon uneingeschränkt selbst? Selbst wenn – löst es wirklich alle Probleme? Auch die größten Narzissten können einsam sein, gerade wegen ihrer Selbstliebe.

Sich selbst zu lieben klingt nach dem ultimativen Ziel: „Wenn ich mich erstmal selbst liebe, dann …“ Aber dieses Ziel wirkt so groß und unerreichbar, dass ich bereits jede Mühe einstelle, bevor ich irgendetwas unternehme.

Dennoch glaube ich, bei mir selbst anfangen zu müssen, schließlich lässt sich die Gefängniszelle „Einsamkeit“ nur von innen öffnen. Schritt für Schritt möchte ich lernen, mich selbst mehr zu respektieren und mehr gute Dinge für mich zu tun. Darum geht es bei Healthy Habits: gesunde Gewohnheiten für uns selbst. Mein Selbstbild wird sich dadurch nicht von heute auf morgen umkehren, aber jeden Tag kann ich lernen mich ein kleines bisschen mehr zu mögen.

In einsamen Momenten zweifle ich an meiner Liebenswürdigkeit. Mir fallen viele Gründe ein, mich selbst zu kritisieren. Doch die bringen mich nicht weiter. Wichtiger ist zu überlegen, in welchen Situationen ich mich selbst mag. Vor einiger Zeit schrieb ich das mal auf. Ich mag mich z. B. selbst, wenn ich etwas koche, anstatt ein Fertiggericht zu essen. Ich mag mich, wenn ich mich bewege, Zeit in der Natur verbringe, jemandem helfe oder etwas ausprobiere, vor dem ich Angst habe. Das alles sind Tätigkeiten, mit denen ich in mich selbst investiere. Zu den meisten muss ich mich aufraffen, denn es gibt immer eine bequemere Alternative. Anstatt ein Buch zu lesen, könnte ich Zeit bei Facebook vertrödeln. Allerdings mag ich mich dabei nicht.

Je mehr ich für mich selbst mache, desto mehr mag ich mich selbst – und desto mehr werden mich andere mögen, weil ich nach meinen Werten lebe, gesunden Gewohnheiten nachgehe und auch interessanter werde. Ja, jemand, der sich Zeit für sein Wohlbefinden nimmt wirkt interessanter als jemand, der sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt und dann vor den Fernseher haut.

Seit ich immer wieder gesunden Gewohnheiten nachgehe – auch wenn ich nicht alle durchhalte – fühle ich mich wohler in meiner Haut und erhalte mehr Aufmerksamkeit von anderen.

Fazit: Überlege dir, in welchen Situationen du dich selbst magst. Wann kannst du aus vollem Herzen sagen: „Gut, dass ich mich dazu überwunden habe!“

3. Die richtigen Menschen finden

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Ich habe einen hohen Anspruch an die Menschen, mit denen ich Zeit verbringe. Man könnte argumentieren, dass dieser Anspruch erst recht einsam macht, weil ich so viele Menschen aussortiere, die ich schon nach einem Treffen nicht wiedersehen will. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mit Menschen, die nicht zu mir passen, fühle ich mich einsam. Selbst wenn sich eine solche Person für mich interessiert, landet ihr Interesse nicht auf meinem Punktekonto. Ich bleibe weiter allein.

Nur wenige Menschen haben einen positiven Einfluss auf mein Wohlbefinden. Bei ihnen verspüre ich die Lust, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Wenn dieses Interesse auf Gegenseitigkeit beruht, fühle ich mich wohl.

Würde ich mich erst lange mit beliebigen Menschen aufhalten, nur um nicht allein zu sein, bliebe mir nicht mehr genug Zeit für jene Menschen, die mir gut tun. Das soll nicht sein. Ich möchte nicht fünfzig Menschen in meinem Umfeld haben, die zwar nett sind, aber mir Energie entziehen. Stattdessen verbringe ich meine Zeit lieber mit fünf Menschen, die auf mein Punktekonto einzahlen.

Es ist nicht leicht diese Menschen zu finden. Es ist anstrengend und braucht viel Zeit. Manchmal erschöpft es mich für eine Weile. Doch ich nehme hin und wieder Gelegenheiten wahr, neue Menschen kennenzulernen und manchmal bleibt auch jemand hängen. Auf lange Sicht lohnt sich die Mühe.

Fazit: Hast du bereits Menschen in deinem Umfeld, die gut zu dir passen? Dann kannst du dich glücklich schätzen und solltest viel Zeit mit ihnen verbringen. Falls du sie noch nicht gefunden hast, suche weiter. Mein Chef sagte früher häufig, das Leben sei zu kurz für faule Kompromisse. Ich glaube, er hatte recht.

4. Gemeinsam Zeit verbringen

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Mit meinen Freunden versuche ich viel gemeinsame Zeit zu verbringen – echte Quality Time, wie man im Englischen sagt. Nur diese schweißt wirklich zusammen und geht auf mein Punktekonto.

Quality Time war auf meinen Reisen nicht möglich. Zwar blieb ich über E-Mail, Textnachrichten und Skype in Kontakt – aber es ist nicht das Gleiche wie ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht oder ein gemeinsames Erlebnis.

Seit meiner Rückkehr kümmere ich mich intensiver um Freundschaften. Ich lade Freunde zu mir nach Hause ein, auf einen Kaffee oder zum Abendessen. Wir fahren gemeinsam zum See, gehen zu Veranstaltungen, treffen uns im Park, wandern bis nach Zwickau, treiben Sport und arbeiten zusammen. Ich habe sogar meinen Geburtstag gefeiert, was ich sonst nie mache. Gemeinsame Zeit ist für mich eine wesentliche Voraussetzung, um mich wohlzufühlen. Moderne Kommunikationswege reichen nicht aus. Sie verstärken eher die Einsamkeit.

Diese gemeinsame Zeit bedeutet für mich, immer wieder über meinen Schatten zu springen. Es fällt mir nicht leicht, Freunde zum Geburtstag oder zum Essen einzuladen oder ein gemeinsames Erlebnis vorzuschlagen. Es kostet mich jedes Mal Überwindung, denn ich möchte mich nicht aufdrängen.

Es ist auch nicht leicht, aus einer losen Bekanntschaft eine Freundschaft zu machen. Auch dazu muss ich mich überwinden, aber wenn ich es schaffe, wird meistens etwas Gutes daraus. Erst kürzlich wurden aus einer jahrelangen Bekanntschaft, zunächst ein paar Tassen Kaffee und später zwei gemeinsame Wanderungen über mehrere Tage. Das verbindet.

So viel Zeit mit anderen Menschen zu verbringen steht scheinbar im Widerspruch zu meinen Vorlieben als Introvertierter. Menschen entziehen mir häufig Energie, sodass ich danach wieder meine Ruhe brauche. Doch mit den bereits erwähnten richtigen Menschen trifft dies nicht zu. Mit ihnen fühle ich mich hinterher besser als vorher.

Fazit: Springe über deinen Schatten, indem du bestehende Freundschaften aktiv pflegst, am Leben anderer Menschen teilnimmst oder aus Bekanntschaften neue Freundschaften machst.

5. Richtig zuhören

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Es ist ganz leicht von Menschen gemocht zu werden: Ich muss ihnen nur zuhören. Jeder will von sich erzählen und möchte erhört werden. Von Natur aus bin ich ein guter Zuhörer, aber noch besser gelingt es mir, seit ich eine Tatsache verstanden habe: Das Leben jedes Menschen ist wie ein Film und dieser Mensch ist in seinem eigenen Film der Hauptdarsteller. Alle anderen um ihn herum spielen eine Nebenrolle oder sind Statisten. Wenn ich einem Menschen seine Hauptrolle zugestehe, werde ich ihm wahrscheinlich sympathisch sein und – schöner Nebeneffekt – mit dieser Erkenntnis bringe ich automatisch mehr Geduld für ihn auf.

Zuhören ist allerdings keine Einbahnstraße. Nicht nur mein Gesprächspartner hat etwas davon, wenn ich ihn reden lasse. Ich erfahre immer wieder etwas Neues und kann am Leben des anderen teilhaben. Dass ich ins Vertrauen gezogen werde, bedeutet mir viel. Es signalisiert mir, dass eine Verbindung zwischen uns besteht. Genau das brauche ich, um nicht einsam zu sein.

Fazit: Akzeptiere die Hauptrolle der anderen. Höre ihnen wirklich zu, um eine Beziehung aufzubauen und anschließend selbst erhört zu werden.

6. Von dir erzählen

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Zuhören allein reicht nicht aus. Eine enge Beziehung kann nur entstehen, wenn ich auch etwas von mir erzähle. Das fällt mir nicht leicht. Ich lasse lieber andere reden. Aber wenn ich in einem Gespräch verschlossen bleibe, spüre ich anschließend, dass es an meiner Einsamkeit nichts geändert hat. Ich fühle mich weiterhin isoliert, obwohl ich viel von dem anderen erfahren habe.

Am liebsten warte ich, bis mir jemand eine Frage stellt. Doch manchmal kommt sie nicht oder es ist nicht die richtige Frage. Dann könnte ich stur schweigen, aber besser geht’s mir dadurch nicht. Folglich muss ich über meinen Schatten springen und ungefragt etwas erzählen. Für manche Menschen mag das völlig normal sein, für mich nicht. Hört mein Gesprächspartner dann nicht zu, verschließe ich mich komplett. Doch wenn er einer von den richtigen Menschen ist, wird er höchstwahrscheinlich zuhören.

Beim Erzählen möchte ich möglichst ungefiltert meine Gedanken vortragen und mich nicht verstellen. Da meine Gedanken sehr privat sind, mache ich mich durch diese Offenheit verletzbar. Das tut jedes Mal ein bisschen weh und oft kann ich mich nicht dazu überwinden, aber wenn ich mich öffne, dann ist es ein großer Schritt in Richtung vertrauensvoller Beziehung.

Seitdem ich blogge, fällt mir diese Offenheit leichter. Was ich einmal aufgeschrieben habe, kann ich später im Gespräch auch diskutieren. Dennoch muss ich mich zu offenen Worten immer wieder überwinden. Meine Hemmungen wollen mich vor Verletzungen bewahren, aber die Erfahrung zeigt mir: Wenn ich mit den richtigen Menschen offen umgehe, werden meine Worte positiv aufgenommen. Ich wurde noch nie ausgelacht oder mit Unverständnis konfrontiert.

Fazit: Wer so offen redet, wird automatisch interessant und baut echte Beziehungen auf. Wenn du etwas über dich erzählst begründest du ein Vertrauensverhältnis, das mit Gesprächen über das Wetter nicht möglich ist.

7. Deinen Freunden helfen

helfen

Den zu mir passenden Menschen biete ich möglichst häufig meine Hilfe an. Dadurch vertieft sich unsere Beziehung automatisch. Auch hiermit mache ich mich verletzbar. Es mag absurd klingen, doch ich muss mich oft überwinden, Menschen meine Hilfe anzubieten oder ihnen etwas zu schenken. Nicht, weil ich die Zeit, Energie oder das Geld nicht aufwenden möchte, sondern weil ich mich nicht aufdrängen will. Ich habe Angst, eine Absage zu erhalten. Dabei ist das Blödsinn. Jeder freut sich über ernst gemeinte Hilfsangebote. Wer sie ablehnt, wird gute Gründe dafür haben.

Hilfe kann alles Mögliche bedeuten. Ich kann meinen Freunden Energie spenden, indem ich da bin und zuhöre, wenn sie jemanden brauchen. Ich kann ihnen beim Umzug helfen, im Urlaub die Blumen gießen, das Haustier ausführen, einen Schrank aufbauen, einen Gang zum gemeinsamen Dinner mitbringen etc. Auch kleine Geschenke außerhalb feierlicher Anlässe wie Geburtstage und Weihnachten zähle ich dazu. Oder ich verteile ein Kompliment: Jeder freut sich über schöne Worte .

Hilfe anzunehmen ist genauso wichtig wie Hilfe anzubieten: Wenn meine Freunde mir helfen wollen, sollte ich mich nicht lange überreden lassen. Auch das fällt mir oft schwer. Aber ernst gemeinte Hilfsangebote sind ein Ausdruck von Wertschätzung und werden gern ausgesprochen. Nehme ich Hilfe an, fühle ich mich anschließend besser in dem Wissen, dass andere Menschen weite Wege für mich gehen.

Fazit: Überlege dir, wie du deine Mitmenschen unterstützen kannst, springe über deinen Schatten und biete die Hilfe an, die du beisteuern kannst. Gib auch dann, wenn dir (noch) nichts gegeben wird. Sei kein Tauscher, schon gar kein Nehmer, sondern ein Geber. Nimm die Hilfe an, die dir angeboten wird.

8. Deine Erwartungen senken

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Einsamkeit hat viel mit Erwartungen zu tun. Wenn ich davon ausgehe, dass sich die Welt um mich zu drehen hat, kann ich nur enttäuscht werden. Diese Beschreibung klingt übertrieben, dennoch erwarten wir alle genau das. Schreibe ich einer Freundin eine Whatsapp-Nachricht und erhalte nicht bald eine Antwort, beziehe ich das auf mich. Dann mache ich mir Gedanken, was ich getan haben könnte oder fühle mich allein gelassen. Dabei gibt es dafür keinerlei Veranlassung.

Tatsache ist, ich habe keine Ahnung, was diese Freundin umtreibt. Vielleicht ist sie gerade beschäftigt, verbringt Zeit mit anderen Menschen und will währenddessen nicht auf dem Handy tippen, möglicherweise ist ihr Akku leer oder sie hat gerade ganz andere Sorgen, als meine Nachricht zu beantworten. In jedem Fall aber hat sie ihr eigenes Leben mit eigenen Prioritäten und ist die Hauptdarstellerin in ihrem eigenen Film.

Mit diesem Wissen versuche ich meine Erwartungen zu senken. Ich möchte mich nicht gleich einsam fühlen, weil jemand meine Nachricht nicht beantwortet oder eine Einladung ablehnt. Es liegt nicht in der Verantwortung des anderen, ob ich einsam bin oder nicht. Es ist meine Sache, wie ich die Situation bewerte: Ich kann realistische Antworten finden oder alles düster ausmalen.

Die positive Bewertung funktioniert für mich nicht immer, das gebe ich zu. Aber wenn ich nicht gerade in einem Loch stecke, bemühe ich mich, eine realistische Erwartungshaltung beizubehalten und nur mich selbst für mein Wohlbefinden verantwortlich zu machen.

Fazit: Sei dir bewusst, dass niemand für dein Glück verantwortlich ist, sondern jeder sich selbst der wichtigste Mensch ist (und das ist völlig in Ordnung). Suche stattdessen nach Lösungen in deinem Leben.

Öffne die Tür von innen

Einsamkeit ist ein hausgemachtes Problem, für das ich selbst die Verantwortung trage. Es genügt nicht darüber zu jammern, dass ich allein bin, mich niemand versteht und alle anderen nur an sich denken. Das ist die denkbar negativste Bewertung der Situation und führt zu nichts.

Wenn ich mich einsam fühle, liegt es daran, dass ich mich häufig zurückziehe, Einladungen von Freunden nicht annehme, selbst niemanden einlade, es mir in meiner Komfortzone bequem mache oder mich gegenüber anderen verschließe.

Es liegt an mir, diese Situation zu akzeptieren und von diesem Punkt aus zu verbessern. Klar, das möchte ich nicht immer hören. Am Boden liegend fehlt mir manchmal die Kraft dafür, mich selbst an den Haaren aus dem Loch zu ziehen. Ich möchte vielmehr, dass mich jemand erlöst, aber seien wir mal ehrlich: Das wird nicht passieren. Ich muss mich selbst erlösen.

Im Moment der Schwäche mag das unrealistisch klingen. Doch auch dann gibt es Lösungen, um innerhalb weniger Tage das Leben wieder positiver zu sehen. Was mir beim letzten Mal half, liest du hier. Sobald du wieder Licht siehst, beginne mit der Akzeptanz. Von da an hast du es selbst in der Hand.


Fotos: Akzeptieren – ablehnen, junger Mann liest, drei Freunde, drei Freunde am Strand, beste Reisefreunde, junge Männer auf Treppe, Hikers climbing on Rock, Mann mit Smartphone, Mann auf Bank von Shutterstock

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