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Die Entdeckung der Hochsensibilität ist kein Bestseller. Vielmehr nenne ich so die erste Phase der HSP-Reise. Denn der Erkenntnisprozess, den viele hochsensible Personen (HSP) durchlaufen, gleicht einer Reise. Alles beginnt mit Erleichterung und Euphorie. Die Reise führt in die Tiefe zu den Ursprüngen und Abgründen. Sie streift Resignation und Ernüchterung, bis sie schließlich dort endet, wo das Thema Hochsensibilität in den Hintergrund tritt.
Man erlaube mir diese grobe Vereinfachung. Wer wann welche Phase durchmacht, ist natürlich individuell. Aber ich kenne einige Hochsensible, bei denen die Reise so oder so ähnlich verlief. Wie ich die Phasen erlebt habe und wo ich mich jetzt sehe – das will ich in diesem Artikel beschreiben.
Phase 1: Erleichterung und Euphorie
Als ich den Begriff Hochsensibilität das erste Mal online las, suchte ich gerade nach einer Lösung für meinen Weltschmerz. Zufällig stieß ich dabei auf die Erkenntnisse von Elaine Aaron, einer US-Psychologin, die sich in den 1990er Jahren als Erste ausführlicher mit dem Forschungsgebiet Hochsensibilität beschäftigt hatte. Als ich vor einigen Jahren davon las, hatte ich noch nie von dem Begriff HSP gehört. Er kam mir einigermaßen exotisch vor.
Ich las also weiter und dachte: „Es hat einen Namen? Es hat einen Namen!“ Wie die meisten Hochsensiblen fühlte ich in dieser Anfangsphase eine Mischung aus Erleichterung und Euphorie. Es gab einen Begriff, eine Theorie, eine Schublade – und das war irgendwie beruhigend.
Von da an sah ich mich und andere durch eine neue Brille. Ich verstand, warum es mir leichtfiel, mich in andere einzufühlen und warum ich mich in manchen Situationen unwohl fühlte. Ich sah meine Vergangenheit vor dem HSP-Hintergrund und verstand meine Anfälligkeit gegenüber Narzissten. Außerdem erkannte ich andere Hochsensible in meinem Umfeld, auch diejenigen, die es von sich selbst nicht wussten oder es sich nie eingestehen würden.
Mit dieser Entdeckung der Hochsensibilität mit meinen paarundzwanzig Jahren war ich früh dran, denn das Thema ist noch recht jung. Wer hingegen heute zu den älteren Semestern gehört und jetzt erst von Hochsensibilität erfährt, hat die meiste Lebenszeit im Dunkeln getappt. So kommentierte ein 74-jähriger Leser meinen ersten Artikel über Hochsensibilität: „Von Ihrem Bericht kann ich jedes einzelne Wort, ja sogar jedes Satzzeichen unterschreiben. Jetzt werde ich das leider erst nach Jahrzehnten Erfahrene erst einmal wirken lassen und geistig verarbeiten.“
Auf die anfängliche Erleichterung und Dankbarkeit folgte bald eine gewisse Neugier. Ich wollte mehr erfahren über diesen Begriff, der so lange an mir vorbeigegangen war. Kein Wunder also, dass ich mich wie viele andere HSP-Neulinge in die nächste Phase begab: die Recherche und tiefe Auseinandersetzung mit Hochsensibilität.
Phase 2: Vertiefung
Wenn Hochsensible anfangen zu recherchieren, dann bestellen sie nicht ein Buch, sondern eher drei oder vier. Ich las und las und durchforstete die Podcast-Welt. Ich lernte immer mehr dazu und besprach es mit Freunden und Familienmitgliedern. Ich schrieb meinen ersten Beitrag zum Thema. Außerdem sog ich auch alles auf, was in den Massenmedien zum Thema erschien. Selbst Freund*innen sagten mir Bescheid, wenn ihnen ein Beitrag über den Weg lief.
Irgendwann kam das Thema dann in meiner realen Welt an, denn ich stieß auf eine lokale HSP-Gruppe und meldete mich an. Anfangs kostete mich der Stuhlkreis Überwindung. Aber wir waren uns alle so angenehm ähnlich und unsere Baustellen glichen sich: Viele hatten mit den gleichen Abgrenzungsproblemen zu kämpfen; viele zweifelten an sich; für viele war Reizüberflutung ein Thema. Schließlich waren diese monatlichen Treffen die Ausgangsbasis für neue Freundschaften der etwas anderen Art, denn Hochsensible sind meist exzellente Zuhörer und treue Freunde.
Nachdem ich weitere Artikel über Hochsensibilität geschrieben hatte, dämmerte mir: Ich würde ein Buch schreiben müssen. Mich hatte im Blog so viel Zuspruch erreicht, dass es mir nur folgerichtig erschien. Also suchte ich mir Interviewpartner*innen und befragte sie zu ihrem Alltag und ihren Baustellen. Ich graste zudem deutsch- und englischsprachige Blogs ab auf der Suche nach Anekdoten in der Ich-Perspektive. Ich fand unglaubliche Geschichten und freute mich monatelang darauf, sie mit deutschsprachigen Leser*innen zu teilen. So entstand „Gestatten: Hochsensibel“. Das Schönste an diesem Buchprojekt ist und war: der Kontakt mit den Befragten. Mit manchen von ihnen telefoniere ich bis heute noch regelmäßig.
Wenn man häufig genug über ein Thema schreibt, sind die Interviewanfragen nicht weit. Also wurde ich nach der Buchveröffentlichung für einige Interviews angefragt, z. B. für ze.tt von ZEIT ONLINE, für Perspective Daily und den Einfach hochsensibel-Podcast. Dort erzählte ich von meinen Erfahrungen. Das kostete Überwindung, doch ich hatte längst verstanden, dass alle profitieren, wenn jemand vorangeht und sich verwundbar macht.
Phase 3: Ernüchterung
Gegen Ende der Vertiefungsphase schien sich der Kreis geschlossen zu haben. Gefühlt hatte ich alles gelesen, die Geschichten wiederholten sich. Immer öfter war ich ernüchtert. Davon, dass das halbe Internet inzwischen zugepflastert schien mit Tests, ob man nun hochsensibel ist oder nicht. Ich haderte auch mit so manchen (gefühlten 300-Wörter-)Artikeln auf halbseriösen Plattformen, nur um auch einen Artikel zum Thema geschrieben zu haben. Mich stießen die kursierenden Listen von Symptomen ab, eine Wortwahl, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen (denn es geht nicht um eine Krankheit; man sollte das also auch nicht suggerieren).
Dazu erlebte ich, wie sich bekennende Hochsensible recht unsensibel verhielten. So musste es irgendwann kommen, denn es ist eine Frage der Statistik: Nicht alle Hochsensiblen sind automatisch nett. Nicht mit allen möchte man auf einer einsamen Insel stranden.
Ich war aber auch darüber ernüchtert, dass vieles in Sachen Hochsensibilität bisher nicht bewiesen ist. Ich zweifelte immer wieder: Ist das wirklich so oder reden wir uns das nur ein? Der Wissenschaftsfan in mir hätte gern alles untersucht und bestätigt gewusst. Ich hätte Hochsensibilität gern als unangefochtenes Konstrukt in der Psychologie gesehen. Doch bis dahin werden noch viele Kritiker die Daseinsberechtigung anzweifeln. Das ist bei neuen Konzepten übrigens immer so.
Was jedenfalls nicht hilft, sind die ganzen Esoteriker*innen und Coaches, die auf den Trend aufspringen. Manche Angebote mögen hilfreich sein, aber wer behält schon noch den Überblick bei alle den Kongressen zu Bestimmung, Erleuchtung, Befreiung etc.? Solche Angebote schüren in meinen Augen unrealistische Erwartungen und spielen mit den Hoffnungen von Hochsensiblen in Phase 1 und 2. Aber wie immer kommt es darauf an, wer mit welcher Motivation dahintersteht und zu welchem Preis.
Ernüchtert war ich irgendwann auch von der Entwicklung der HSP-Gruppe. Manche Hochsensible kamen nicht darüber hinaus, ihre Veranlagung als Vorwand zu benutzen. Der Fokus lag ständig auf Problemen und darauf, wie schwierig es als HSP in der Welt da draußen ist. Die Anderen sollten doch mehr Rücksicht nehmen. Darin steckt natürlich ein Fünkchen Wahrheit. Aber die Tür geht nach innen auf, d. h., wir müssen gut für uns sorgen und uns für die Welt da draußen wappnen. Wenn wir gut sortiert sind, dann sind wir auch psychisch stabiler und halten mehr aus.
Selbstfürsorge? Nichts leichter als das!, denkt man angesichts der zahlreichen Ratschläge da draußen. Jedoch stören mich mittlerweile die vielen Imperative in der Ratgebersphäre. Das Lesen der How-to-Artikel fühlt sich an wie angebrüllt zu werden, doch dieses oder jenes zu tun. Deshalb kann ich so etwas nicht mehr lesen. Dabei habe ich früher selbst solche Artikel geschrieben, denn ich wusste es nicht besser.
Phase 4: Das Thema tritt in den Hintergrund
Irgendwann drängte sich der Verdacht auf: ich bin hochsensibel, aber nicht nur hochsensibel. Ich musste die Baustellen Gelassenheit, Abgrenzung und Selbstwertgefühl unabhängig davon angehen und endlich ins Tun kommen. Dafür muss man in meinen Augen wieder etwas rauszoomen, wenn man sehr tief in einem Thema steckt.
Es passte mir daher gut in den Kram, dass die HSP-Gruppenmoderatorin eine Praxisgruppe zu Transparenter Kommunikation gründete. Die Teilnehmer*innen waren alle hochsensibel, aber das war nebensächlich. Wir trafen uns, um Achtsamkeit und die wohl offenste und ehrlichste Form der Kommunikation zu üben. Ich lernte u. a., zehn Minuten lang von mir zu erzählen und die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Gegenübers auszuhalten. Ich lernte, meinem Gegenüber lange in die Augen zu sehen, mich zuzumuten und unangenehme Gefühle anzusprechen. In einem Intensivkurs lernte ich außerdem zu meditieren. So eignete ich mir das Handwerkszeug an, das mir bis heute im Alltag hilft.
Als die Hochsensibilität in den Hintergrund rückte, entstand natürlich auch Platz für Neues: Ich arbeitete mich in Software-Entwicklung ein und öffnete mir dadurch viele Türen. Ich ahnte, dass es mir erleichtern würde, weiterhin nach meinen Bedürfnissen zu leben: Ich arbeite nach wie vor im Home Office, bin immer ungestört und entscheide selbst, wann und wie viel Urlaub ich nehme. Diesen Luxus weiß ich zu schätzen, denn nur allzu gut erinnere ich mich daran, was andere Hochsensible früher von ihren Arbeitskontexten erzählten. Andererseits glaube ich, dass mir meine hochsensiblen Stärken bei dieser Arbeit besonders nützen. Es hilft, wenn man ein Auge für Details hat und sich stundenlang gut vertiefen kann.
Während ich nun viele Stunden am Tag auf Code gucke, schwappt das Thema Hochsensibilität immer öfter durch die großen Medien. Ich nehme es aus dem Augenwinkel wahr, aber gefühlt habe ich das Kapitel durchgespielt. Das heißt nicht, dass ich nun über den Dingen stehe oder nichts mehr von Hochsensibilität wissen will. Vielmehr will ich sagen: das Thema begleitet mich, aber immer öfter vergesse ich es auch vollkommen. Dann fällt mir plötzlich wieder ein, warum ich Stille so gut finde, weshalb ich mich gut in andere hineinversetzen kann oder warum ich gerade fühle, was den Dackel auf der anderen Straßenseite beschäftigt.
Ist Phase 4 nun die Endstation? Immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich das Thema weiterentwickelt. Dass sich noch mehr Menschen trauen, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Vielleicht will ich dann irgendwann wieder meinen Warenkorb mit Büchern füllen.
Die Fortsetzung einer Geschichte ist ja selten besser als der erste Teil. Aber Ausnahmen gibt es.
Wie sah deine HSP-Reise aus? In welcher Phase steckst du? Es würde mich (und bestimmt auch alle Leser*innen) sehr interessieren, deine Geschichte zu lesen. Einen weiteren Blickwinkel auf die Phasen der HSP-Reise eröffnet übrigens dieser Artikel.
Hey,
Ich bin 57j,Physiotherapeut.
Ich wollte hier nur sagen,daß mich das Thema sehr berührt, und Ich euch eine ausführlicheren Kommentar gerne zuschicke,wenn Du es willst.
Ich bin jetzt in der Phase ,wo ich mich gegen dumme persönliche Angriffe wehre,
und ich mich aufreibe und Energie verliere.
Ciao,dann mal
Gruß auch an Patrick
Frank
Hallo Frank, danke für deinen Kommentar und auch deinen letzten Kommentar zur Sinnsuche. Es interessiert mich immer sehr, welche Gedanken unsere Leser*innen zu den Artikeln haben. Also ich bin ganz Ohr :-)
Viele Grüße
Jasmin
„[…] warum ich gerade fühle, was den Dackel auf der anderen Straßenseite beschäftigt.“
Liebe Jasmin, dieser Satz hat mich ganz doll schmunzeln lassen, denn mir geht es genauso wie dir. Wie traurig mich doch manchmal so ein Hundegesicht macht und ein anderes Mal so happy 🤭
Ich kann insgesamt viel von dem unterschreiben, was du so schreibst. Mir ist es auch am Anfang so ergangen, dass ich das Thema Hochsensibilität unglaublich spannend fand und immer mehr darüber lesen wollte. Jedes Mal dachte ich, „ja, genau so ticke ich! Endlich hat es einen Namen.“ Aber irgendwie ist das Thema mit der Zeit auch bei mir viel mehr in den Hintergrund getreten. Wie du sagst, manchmal dient es einem als Ausrede für jegliches Tun. Und da habe ich mich dann irgendwie nicht mehr so recht gesehen. Ich glaube nämlich, dass jeder Mensch einfach ganz individuell unterschiedlich ist. Ja, es gibt Menschen mit Gemeinsamkeiten, aber jeder hat auch andere Erfahrungen gemacht, allein schon durch seine Erziehung aber dann auch mit jedem neuen Lebensjahr, was dazu kommt. Und das prägt einen halt doch nochmal ganz anders. Ich finde es einfach gut, wenn man Tag für Tag mehr über sich lernt, aber auch wirklich an seinen Baustellen arbeitet und nicht nur die anderen dafür verantwortlich macht oder es als unveränderbar hinnimmt. Eben nicht auf irgendwas äußerliches schiebt wie Hochsensibilität. Das heißt nicht, dass ich hart mit mir ins Gericht gehe oder so, sondern einfach insgesamt wachsen möchte. Und das geht für mich am besten, indem ich mich und meine Eigenschaften betrachte und mich von dem, was mir nicht gefällt, versuche zu lösen. Und gleichzeitig aber auch ganz doll auf das höre, was mir gut tut. Z.B. selbstständig arbeiten, ganz in Ruhe, viel Zeit für mich haben usw. Danke für deinen Artikel, für mich hast du sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen! 👍😊Lieben Gruß, Laura
Danke, Laura, es freut mich sehr, dass du dich so wiedererkennst. Wie du sagst, glaube ich, ist es ein fließender Übergang zwischen dem Entdecken eines neuen Themas und dem Alles-damit-erklären-wollen. Ich glaube, es hat auch viel mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Wer gerade ein grünes Auto kaufen möchte, sieht plötzlich überall grüne Autos. :-) Schön, dass du für dich einen Weg gefunden hast!
Liebe Grüße
Jasmin
Hallo Jasmin,
toller Artikel.
Deine skizzierten Stationen der HS, kann ich aus eigenem Erleben nur vollkommen bestätigen. Ich finde, du hast die einzelnen (Übergangs)Phasen sehr gut benannt.
Ich befinde mich ebenfalls, nach über 6 Jahren Auseinandersetzung mit der Thematik HSP, irgendwo zwischen Phase 3 und 4 (also zwischen Ernüchterung und tritt in den Hintergrund).
Ebenso wie dich nervte mich in den letzten Jahren zunehmend, wie sehr der Begriff Hochsensibilität zu einem Modewort verkommen war. Jeder „Hansel“ griff es auf, weil es gerade „in“ war und seinen Serum dazu abgab. Klar, manches war erhellend, doch beschlich mich immer mehr der Eindruck, dass der Begriff viel zu inflationär gebraucht wird/wurde (ähnlich wie Narzissmus, ADHS).
Noch mehr befremdete mich, ebenfalls wie du es beschreibst, wie viele selbsternannte HSP alles andere als sensibel und empathisch waren, nicht nur in gewissen „Stresssituationen“, sondern bei näherem Kennenlernen quasi dauerhaft (ja, auch ich nehme mich da zum Teil nicht raus).
Der „Missing Link“ war für mich die Beschäftigung mit dem weitläufigen Thema (Entwicklungs) Trauma. Umso mehr ich mich damit beschäftigte, umso mehr ich auch meine eigenen Verletzungen verstand, umso mehr sah ich das ganze Thema der hohe Reaktivität und Reizempfindlichkeit meiner Hochsensibilität mit anderen Augen.
Nicht nur das, die hohe Reizempfindlichkeit (auch Kränkbarkeit) wurde sogar weniger, sodass ich meinen Alltag und den Umgang mit Menschen viel entspannter angehen konnte (gepaart mit regelmäßigen Sport, Bewegung, Meditation – das alles hat sicherlich auch seinen Anteil dazu beigetragen).
So änderte sich nicht nur meine Haltung zu dem Thema Hochsensibilität, sondern auch meine Arbeit als Autor und Coach im Laufe der letzten 3 Jahre.
Heute sehe und schätze ich nach wie vor die positiven Eigenschaften einer HS (wie Tiefgründigkeit, vernetztes Denken, Empathie … ), aber ebenso sehe ich meine frühen (Bindungs)Verletzungen („Baustellen“). Und das beides, also HS und Traumafolgen, einen ganz anderen Umgang brauchen. So hat das Thema HS einen neuen Stellenwert bekommen, eben mehr im Hintergrund, sodass andere Sachen mehr nach vorne treten konnten.
Ich glaube, dass es heutzutage nach wie vor, trotz oder vielleicht sogar wegen der ganzen Artikel über Hochsensibilität (die zum Teil in die Glorifizierung gehen), dass es bei vielen HSP frühe Bindungsverletzungen gibt (die wir alle zu einem gewissen Maße haben), die sie als „blinden Fleck“ mit sich tragen. Den man natürlich mit einem strahlenden „Ich bin eben hochsensibel, basta“ super überdecken und projizieren kann! Eine radikale Ehrlichkeit und Selbstreflexion kann hier helfen.
Weiterhin alles Gute und liebe Grüße,
Oliver
Hallo Oliver,
danke für dein Feedback! Ich freu mich, dass du mit den Phasen auch etwas anfangen kannst. Das Thema Trauma ist gefühlt auch gerade sehr präsent, aber vielleicht kommt mir das auch nur so vor :-)
Viele Grüße
Jasmin
Hey Jasmin,
vielen Dank für diesen tollen Artikel, in dem ich mich so gut wiederfinde. :-)
Ich kam 2014 zum ersten Mal mit dem Thema Hochsensibilität in Berührung. Zu dieser Zeit war ich Psychologie-Studentin und in meiner ganzen Entdecker-Euphorie fiel mir trotzdem sofort auf, dass es damals kein vernünftiges Messinstrument für HSP auf Deutsch gab. Zum Glück gab es aber schon Wissenschaftler:innen, die sich diesem Thema widmeten und ich habe mir einen Praktikumsplatz bei einer Doktorandin ergattert.
Das Praktikum führte allerdings dazu, dass ich deine beschriebenen vier Phasen im Sturm durchlief und mich nach drei Monaten vom Konstrukt HSP distanzierte. Hauptsächlich, weil zum einen das Konstrukt wissenschaftlich gesehen ziemlich schwammig ist und zum anderen, weil ich mich nicht mit den Leuten identifizierte, die sich als HSPler identifizierten.
Ich finde es aber gut, dass mich die Beschäftigung mit dem Thema für die Wichtigkeit der Selbstfürsorge sensibilisiert hat. Darum muss ich mich aber – wie Du schreibst – selbst kümmern und nicht – wie oft praktiziert – von anderen erwarten, dass sie jetzt mehr Rücksicht auf mich nehmen.
Aber ich bin trotzdem immer wieder erstaunt, dass Tiere auch in meinen Augen Bände sprechen, während andere „nur“ ein Tier sehen. ;-)
Liebe Grüße
Meli
❤️
Liebe Jasmin,
danke für deinen Artikel. Ich befinde mich mit meinen 54 Jahren in der Phase 1-2. Die Erkenntnis kam langsam, und über Umwege seit dem Anfang dieses Jahres. Das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt hat mich sehr lange begleitet. Nichtverstehend, dass ich anders funktioniere, habe ich mich selbst oftmals als unfähig empfunden. Ich habe mir gewünscht normal zu sein. Dadurch entstanden Angstgefühle und Versagensängste.
Da ich keine Angst vor Menschenmengen habe, auch eher zu meiner eigenen Überraschung extravertiert bin, habe ich lange nicht gedacht, zu den HSPs zu gehören. Es erleichtert mich sehr, es sind eben nicht alle gleich.
Viele Grüße
Mailin