Was in den letzten 365 Tagen passiert ist

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Zwei Mal im Jahr bietet es sich an, einen Strich unter die letzten 365 Tage zu machen und zu resümieren: entweder an Silvester oder zum Geburtstag. Heute will ich von den Höhen und Tiefen meines 26. Lebensjahrs erzählen. Seit dem 29. Juni 2014 ist einiges passiert. Fast alle Ereignisse haben dazu beigetragen, dass ich diesen Blogbeitrag verfasse.

Zelte abgebrochen und Anker geworfen

Der größte Einschnitt war die Kündigung meines letzten Jobs im Juni/Juli 2014. Ich war zuvor einige Monate krankgeschrieben gewesen und hatte mich neu sortiert. Besser gesagt: ich hatte zuerst alle Staffeln von “Grey’s Anatomy”, einige Folgen “The Big Bang Theory” und “How I met your mother” geguckt sowie zig Stunden mit dem Scannen von Schlagzeilen und Facebook-Gestalke verbracht, bevor ich wieder irgendetwas tun konnte.

Die Kündigung war eine der schwersten Entscheidungen in meinem Leben. Aufhören, abbrechen, das Handtuch werfen – dazu wurde ich nicht erzogen. Außerdem war damit diese Art von Karriere für immer Vergangenheit. Eine weitreichende Entscheidung!

Wer trifft schon gern große Entscheidungen im Leben, die alles verändern können?

Trotzdem war mir nach einigen Monaten auf Distanz klar geworden, dass ich mit meiner Arbeit nicht glücklich werden würde. Ein gutes Gehalt, viel Urlaub, ein tolles Team, Unkündbarkeit – all die Dinge, die ich mir und meiner Vernunft immer wieder vor Augen führte, konnten mich doch nicht mehr umstimmen. Ich begann wieder auf mein Bauchgefühl zu hören, das entsetzt kreischte.

Zu allem Überfluss gab es auf meine Kündigung hin noch Diskussionen mit meinem damaligen Arbeitgeber. Er wollte meine Kündigung nicht akzeptieren, sondern auf einen Aufhebungsvertrag hinwirken. Schon aus Prinzip wollte ich das nicht. An dieser Stelle möchte ich auch meinem Vater danken, der mich (nicht nur) in dieser Zeit beriet, hinter mir stand und neben mir saß – im Abschlussgespräch mit meinem Vorgesetzten.

Ich löste meine Wohnung auf und zog Mitte Juni 2014 zu meinem Freund zurück in die Heimat. Ich warf meinen Anker endlich wieder in Leipzig. Noch immer war ich erschöpft und mitgenommen von den Ereignissen. Um mir den letzten Rest zu geben, stahlen uns irgendwelche Experten beim Umzug die Schlüsselbunde. Es dauerte Monate, bis ich mich von diesem Schock und der sich daraus ergebenden Bürokratie erholte.

Der Weg in die Selbständigkeit

Kurz darauf ging ich zum Arbeitsamt. Wer das hinter sich hat, weiß, wie unangenehm diese Art von Behördengang ist. Wider Erwarten wurde ich fair behandelt. Es stellte sich heraus, dass ich mich zügig entscheiden musste: zwischen einem Job als Angestellte und einer Selbständigkeit.

Der Grund dafür war mein kurzer Anspruch auf Arbeitslosengeld: sechs Monate. Um mich selbständig machen und einen Gründungszuschuss zu bekommen, musste ich dies nach einem Monat tun (der Zuschuss wird aus dem gleichen Topf wie das ALG bezahlt). So oder so war ich nicht scharf darauf, dem Amt lange auf der Tasche zu liegen. Ich entschied mich für die Selbständigkeit, da ich schon immer mit der Idee gespielt hatte. Ich beantragte unter großem Zittern die erste Phase des Gründungszuschusses und bekam kurz darauf die Zusage.

Zu der Zeit war ich schon in regelmäßigem Kontakt mit Patrick. Als Sparring Partner tauschten wir uns aus und spannen Ideen. Healthy Habits entstand kurz nach einem anderen Projekt namens Packlisten.org, das ebenfalls Patricks Idee gewesen war.

In den folgenden Monaten trafen wir uns ein bis zwei Mal pro Woche. Das Shared Home Office war und ist für uns ideal, erst recht seit Patrick eine feste Wohnung hat. Aus der Zusammenarbeit entwickelte sich eine enge Freundschaft, die sich heute wie eine Selbstverständlichkeit anfühlt.

Wer hätte gedacht, dass mein ehemaliger Chef zu meinem Buddy werden würde!?

Inspiration und Flow

Zwar habe ich jahrelang studiert, aber so viel gelernt wie im letzten Lebensjahr habe ich früher gefühlt nicht: über mich, ganzheitliche Gesundheit, Selbständigkeit, Selfpublishing.

Ich habe nicht nur viel über das Bloggen gelernt, sondern auch das Blog-Bauen und die Gestaltung. Ich entwarf für Healthy Habits das Logo, schraubte am Design und kreierte die Covers für unsere Bücher.

Jeden Tag weiß ich die inhaltliche, gestalterische und organisatorische Freiheit zu schätzen. Ich sehe es als Luxusleben an, tun und lassen zu können, wonach mir ist.

Natürlich ist der Preis dafür finanzielle Unsicherheit. Doch die hält sich bisher in Grenzen. Nach dem ersten halben Jahr beantragte ich wieder mit hochgradiger Nervosität die Phase II des Gründungszuschusses. Wieder bekam ich eine Zusage. Zwar ist es mittlerweile nur noch ein Mini-Zuschuss, aber er hilft. Da ich noch nie einen spektakulären Lebensstil hatte, kann ich (noch eine Weile) von Ersparnissen zehren.

Während die neuen Projekte wuchsen, fand ich aus meinem Burnout heraus. Im Januar 2015 hatte ich die letzte Psychotherapie-Sitzung. Ich hatte gelernt wieder mehr die Dinge zu tun, die mir ursprünglich mal Spaß gemacht hatten. In meinem letzten Lebensjahr habe ich mich im Vergleich zu den Vorjahren öfter mit Freunden getroffen, mit ihnen telefoniert und geschrieben – kurzum, mich den Menschen gewidmet, die ich vorher aufgrund meiner Arbeit vernachlässigt hatte.

Ich entdeckte auch ein neues Hobby: das Kochen. Das kam daher, dass ich mich mit Patrick austauschte, was man außer Nudeln und Brot abends essen könne. Wir teilten eine Evernote-Liste mit Rezepten und posteten dort Links zu leckeren Rezepten sowie Fotos zur Motivation. Mittlerweile koche ich öfters spontan mit dem, was der (Kühl-) Schrank hergibt, und wage mich an Experimente (z. B. Torten, bei denen ich den Boden halbieren muss und solche verrückten Sachen).

Neu ist auch die Zufriedenheit mit meinem Gewicht. Jahrzehntelang fühlte ich mich kräftig, nicht dick und wollte immer ein paar Kilos weniger wiegen. Ich kann nicht genau sagen, wann ich welches Gewicht erreichte. Bis heute wiege ich mich nur sehr unregelmäßig und glaube nicht an “Masse” als physikalischen Indikator für “körperliche Zufriedenheit”. Doch ich konzentrierte mich ohne große Anstrengung auf Echtes Essen, kochte öfter selbst und aß weniger Zucker. Damit kam die Zufriedenheit. Ohne es zu forcieren pendelte sich mein Gewicht auf einem Level ein, mit dem ich mich wohlfühle. Entscheidend dafür war und ist auch das Flow-Gefühl, das ich beim Basteln an meinen Herzensprojekten immer wieder erlebe.

Anläufe für mehr Entspannung

Seit die Gründungszuschuss-Nervosität der Geschichte angehört, schlafe ich viel besser. Im Vergleich zu den Monaten und Jahren davor ist das auch keine Kunst, denn ich tat damals manchmal kein Auge zu.

Seitdem mir meine Therapeutin zu einem gesunden Egoismus riet, achte ich öfter auf meine Bedürfnisse. Ich versuche mir Pausen zu gönnen und abzuschalten. Deshalb habe ich im Rahmen unserer Smartphone-Challenge im Mai meinen Handykonsum gedrosselt. Am meisten hat mir geholfen meine Emails vom Handy zu entkoppeln. Zwar habe ich in Sachen Digital Detox noch viel Luft nach oben, aber ich habe das Handy insgesamt seltener in der Hand als vor einem Jahr.

Ich übe mich außerdem im Abbau von Negativität. Dazu führe ich seit einem Jahr mit Patrick eine Evernote-Liste mit 3 guten Dingen, die wir täglich aufschreiben. Ich kann immer noch sehr viel meckern, wenn ich einen schlechten Tag habe. Aber immerhin ist es mir bewusst und ich kenne Wege, um wieder aus einem Tief herauszukommen.

Sportlich durchwachsen

Sportlich gesehen war es ein durchwachsenes Lebensjahr. Am Anfang meiner Auszeit im Februar war ich erschöpft und zu nichts zu gebrauchen. Joggen war das Einzige, wozu ich mich motivieren konnte. Ich lief und lief, vier oder fünf Mal pro Woche, auch mal 20 Kilometer.

Bei einem dieser Läufe bekam ich Schmerzen in der Hüfte. Diese kommen bis heute nach ca. 10 Minuten Joggen, bei längeren Spaziergängen und manchmal auch nach langem Sitzen. Eine Fehldiagnose, ca. 100 Physiotherapie-Sitzungen und ein Jahr später kam nun heraus, dass ein Ganglion der Grund ist. Die Ursache dafür sucht man noch. Im worst case steht mir eine Operation bevor, aber Genaueres erfahre ich diese Woche. Naja.

Zurück zum Frühjahr 2014: Als die Schmerzen erstmals auftraten, befürchtete der Jogging-Junkie in mir nie wieder laufen zu können, zu verfetten und durchzudrehen. Doch ich merkte bald, dass Fahrradfahren kein Problem war. Bis heute habe ich dabei keine Beschwerden.

Im Spätsommer kam ich über Freunde zu der Jogging-Alternative Bootcamp, was ich ebenfalls weitestgehend machen kann. Seit November möchte ich das zweimalige Training in der Woche nicht mehr missen.

In meinem 26. Lebensjahr habe ich es auch endlich zu einem Yoga-Anfängerkurs geschafft, der mir sehr gefallen hat. Ich möchte in jedem Fall damit weitermachen, werde vorher aber das Fazit zu meiner Hüftgeschichte abwarten.

Was sonst noch passiert ist

Nach 25,5 Jahren habe ich die erste lange Backpacking-Reise nach Südostasien, genauer gesagt nach Thailand, auf eigene Faust unternommen. To be continued, schließlich waren die ganzen Impfungen teuer!

backpacking thailand

Dann habe ich noch mein Auto verkauft, um meine Fixkosten zu senken. Mein Fahrrad bringt mich überall hin, weshalb ich das Auto sowieso kaum brauchte. Die Pendelei hat sich inzwischen auch erledigt.

Außerdem habe ich ein neues Hobby entdeckt. Manche schrauben an ihrem Auto, ich pimpe das Aquaterrarium unserer zwei Wasserschildkröten – mit großer Unterstützung meiner besseren Hälfte.


Es war ein volles 26. Lebensjahr mit Episoden, die ich nicht nochmal erleben möchte, aber auch mit positiven Veränderungen, die ich jedem wünschen würde. Danke an alle, die mich in den letzten 365 Tagen (und davor!) unterstützt haben. Danke für dein Interesse und dass du bis zum Ende des Artikels durchgehalten hast!


Update: Bald jährt sich der Tag, an dem ich diesen Artikel schrieb. Wieder ist viel passiert innerhalb von 12 Monaten. Wenn du mehr erfahren möchtest, was bei Patrick und mir los ist, verfolge uns auf Instagram und Twitter. Dort posten wir Fotos und Aktuelles aus allen Lebensbereichen. Mehr über uns erfährst du auf den Über-uns-Seiten: Über Jasmin und Über Patrick.

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